Der Körper als Bedienfeld

Forscher_innen entwickeln E-Tattoos zur Steuerung mobiler Endgeräte.

Bild: Universität des Saarlandes

Der eigene Körper ist den meisten Menschen vertraut wie nichts anderes auf dieser Welt. Jeder weiß, wo sich der eigene Unterarm, die Narbe vom letzten Schnitzversuch, oder der Leberfleck am Handgelenk befindet. Und weil jeder Mensch sich so gut mit seinem Körper auskennt, wollen Forscher_innen nun den Körper für die Bedienung mobiler Endgeräte nutzbar machen. 

Ultradünne, elektronische Tattoos, die wie die Kaugummi-Tattoos einfach mit Wasser aufgetragen werden können, sollen markante Körperstellen zu Steuerelementen machen. Solche Technologien gibt es im Ansatz schon. Zusammen mit Wisseschaftler_innen der Carnegie-Mellon-University hatte das Team von der Saarland Universität bereits berührungsempfindliche Sticker aus flexiblem Silikon und leitfähigen Elektrosensoren entwickelt, die sie „iSkin“ tauften. Damit konnte man etwa bei Berührung die Lautstärke von Musik regeln. Allerdings braucht man dafür ein recht großes Stück ebene Haut.

Nun wollten die Forscher_innen "an Körperstellen gehen, wo zuvor keine Interaktion möglich war." Eine komplizierte Angelegenheit, weil sich die Elektronik an Knochenstrukturen wie die Fingerknöchel oder Mikrostrukturen wie Falten anpassen muss. Dafür mussten Leiterbahnen und Elektroden so kompakt und so dünn wie möglich auf das temporäre Tattoo-Papier gebracht werden. Am Ende gelang es, das Tattoo sogar dünner als ein Haar zu drucken und mit Wasser auf die Haut aufzubringen.

Martin Weigel, Doktorand an der Universität des Saarlandes, ist überzeugt, dass sich die Mühe lohnt: „Wenn du den ersten Fingerknöchel deiner linken Hand drücken musst, weißt du ganz intuitiv, wo sich dieser befindet. Das gleiche gilt für die Innenseite deines Zeigefingers“.

Die Forscher nennen die elektronischen Tattoos SkinMarks. Sie lösen sich nach nach wenigen Tagen von alleine wieder von der Haut. Allerdings dauert es derzeit noch rund 30-60 Minuten, sie zu drucken, doch die Forscher_innen sind sich sicher, dass das in naher Zukunft auch Laien in weniger als einer Minute auf einem ganz handelsüblichen Drucker erledigen könnten. Dann käme jeder in den wunderbaren Genuss, irgendwelche Geräte mit einem kleinen Fingerzeig zum Laufen zu bringen, mit dem Streichen über das Herztattoo auf einem Leberfleck einen Anruf mit den Liebsten zu tätigen oder durch das Berühren des Ellebogens den Hintergrundsound zu steuern.

Jetzt fragt sich nur noch, ob das wirklich so wünschenswert ist, aber im Zuge der Annäherung des Menschen an die Maschine und umgekehrt, ist das wohl ein notwendiger Schritt ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 16. Mai 2017