Das schenk ich mir!

Weiterverschenken nicht so verpönt, wie man denkt

Weihnachten, Geburtstage, Jahrestage, Ostern, Muttertag, Hochzeitsfeiern – es gibt jede Menge Anlässe, zu denen geschenkt wird. Doch das ist nicht nur ein Grund zur Freude: Oftmals muss erst lange der Kopf zerbrochen werden, ehe man endlich das passende Präsent in der Einkaufstüte hat. Zufrieden kann man sich auf die Schultern klopfen, schließlich wurde man von seiner drückenden Pflicht erlöst und hat dem Beschenkten eine Freude beschert. Oder etwa nicht?

Bestimmt hat sich jeder schon mal gefragt, was mit einem wohlgemeinten Geschenk anzustellen ist, mit dem man so gar nichts anfangen kann. Im Kellergerümpel verstecken und zu Besuchen des Schenkers hervorkramen? Oder doch den Schritt wagen und es in den Mülleimer werfen? Da scheint es sinnvoll, das Geschenk einfach weiter zu schenken. Doch das ist und bleibt ein gesellschaftlicher Faux-pas. Forscher der Universitäten Stanford, Harvard und London wollten diesen scheinbaren Fakt hinterfragen. Dazu sollte in fünf Experimenten sowohl die Sicht des Schenkers als auch die des Weiterschenkers untersucht werden.

In einem der Experimente wurden die 178 Probanden in Schenker und Beschenkte aufgeteilt. Alle mussten sich in das Szenario hineinversetzen, in dem zum Schulabschluss eine Uhr verschenkt wurde. Der Fortgang wurde gesplittet: Entweder sollte die Uhr weggeworfen oder weiterverschenkt werden. Die Schenker sollten dann angeben, wie verärgert sie in den jeweiligen Situationen wären; die Beschenkten sollten vermuten, wie verärgert der Schenker wohl wäre. Dazu wurde eine Skala verwendet, die von 1 bis 5 reichte.

Die Beschenkten gingen davon aus, dass beide Optionen den Schenker in gleichem Maße verärgern würden – die Schenker sahen das gelassener. Sie wären zwar verärgert, wenn das Präsent im Müll landen würde, gegen ein Weiterschenken hätten sie aber wenig einzuwenden. Gabrielle Adams von der London Business School erklärt: „Weiterverschenken ist nichts Schlimmes. Tatsächlich ist das eine gute Möglichkeit sicherzugehen, dass das Geschenk auch tatsächlich jemand erhält, der es zu schätzen weiß. Man sollte sich nicht zieren, ein Geschenk weiter zu schenken.“

Dass die Meinungen soweit auseinandergehen, liegt daran, dass die Beschenkten davon ausgehen, die Schenker hätten immer noch einen Anspruch darauf, zu entscheiden was mit dem Präsent geschieht. Wie kann man also beide Positionen auf einen gemeinsamen Nenner bringen: Adams schlägt augenzwinkernd vor, einen weiteren Feiertag einzuführen, zu dem geschenkt werden soll: den „National Regifting Day“.

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Autorin / Autor: Annika Willinger; - Stand: 9. Mai 2012