Das Mädchen mit den gläsernen Füßen

Autor: Ali Shaw
Übersetzt von Sandra Knuffinke und Jessika Komina

Buchcover Das Mädchen mit den gläsernen Füßen

Midas Crook führt ein sehr zurückgezogenes Leben auf St Hauda`s Land. Sein einziger Draht zur Außenwelt ist sein Freund Gustav und der Sucher seiner Kamera, der ihn die Welt betrachten lässt. In den stillen Wäldern der Insel ist er auch auf der Suche nach Motiven als er zum ersten Mal auf Ida trifft: Ein Mädchen, das ihn so verblüfft und das so etwas Besonderes an sich hat, das er nicht einmal mit seiner Kamera festhalten kann.
Und so lockt ihn die Faszination, die Ida ausstrahlt, aus seinem einsamen Leben bis er auf ihr Geheimnis stößt: Ihre Füße verwandeln sich zu Glas. Und die Verwandlung kriecht nach und nach auch ihre Beine hinauf und droht den gesamten Körper seiner liebgewonnenen Freundin zu verschlingen. Doch Midas kann sich wegen seiner lange gepflegten Verschlossenheit Ida nicht richtig öffnen, wozu auch die gefühlte Anwesenheit des verstorbenen Vaters nichts Gutes beiträgt, und so zeigt er seine Gefühle erst nach einiger Zeit. Doch Zeit ist das, wovon Ida am wenigsten hat, verwandelt sich ihr Körper doch mit verstreichen dieser in unbewegliches Glas. Und niemand weiß, wie man es aufhalten kann.

*Meine Meinung zum Buch*
Ali Shaws „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ ist ein außergewöhnliches Buch. Zunächst einmal ist es sehr still, gerade zu lautlos, denn der Autor beleuchtet eher Gedanken und legt sein Augenmerk auf nonverbale Handlung, statt sich mit belanglosen Geplauder aufzuhalten. Außerdem macht er sich zur Zeichnung ihrer Charaktere zahllose Rückblenden und Erinnerungen zu nutze, sodass die Handlung vor allem zu Beginn des Buches nicht allzu schnell vorankommt. Meiner Meinung nach wären diese aber nicht unbedingt nötig gewesen, um zum Beispiel Figuren um die zwei Protagonisten herum zu charakterisieren.
Doch für die Illustration von Ida und vor allem Midas fand ich diese Idee der Annäherung an eine Figur wirklich gut. Denn nur so kann man Midas Gedanken nachvollziehen und seine Handlung besser verstehen, auch wenn dies einige Zeit dauert. Ida, also das Mädchen mit den gläsernen Füßen wie es der Titel sagt, ist übrigens nicht unbedingt die Hauptperson, sondern eher die Figur, die die Handlung anstößt und einige Bewohner der Inseln aus ihrem Trott reißt. Im Mittelpunkt steht eher Midas und wie er langsam eine Beziehung zu Ida aufbaut.
Stilistisch lag mir das Buch gar nicht, da einige Konstruktionen unnötig kompliziert und meiner Meinung nach schlecht aufgebaut waren. Aber ob das am Autor oder an den zwei Übersetzerinnen liegt, kann ich schlecht beurteilen. Auch die ausführlichen Beschreibungen von photographisch interessanten Gegebenheiten haben mich eher zum Überfliegen einiger Passagen verleitet.

*Fazit*
Insgesamt ist „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ ein sehr ruhiges Buch, das Einblicke in verschiedene Persönlichkeiten gewährt, statt eine rasante Handlung zu verfolgen. Somit ist es vielleicht genau die richtige Lektüre für die Winterzeit, wenn man es sich mit einer Decke gemütlich macht, während draußen der langsam fallende Schnee die Welt in Stille hüllt.


*Erschienen bei Script 5*

Weiter >>

Autorin / Autor: sanny - Stand: 6. Februar 2012