Blindfisch

Autorin: Karen-Susan Fessel

Buchcover Blindfisch

Lon ist sechzehn Jahre jung und trägt Hörgeräte, da Lon vom Usher-Syndrom betroffen ist. Eine Erbkrankheit, die Gehörlosigkeit ab Geburt und spätere Sehbehinderung bedeutet. Lons Sicht verschlechtert sich zunehmend, aber weder der Mutter, dem besten Freund Oscar, noch Freund:innen oder Lehrer:innen erzählt Lon davon. Doch durch Orientierungs- und Gleichgewichtsprobleme machen sich die Schwierigkeiten im aufmerksamen Umfeld bemerkbar.

Zehnte Klasse. Während die meisten Jugendlichen ihre Schwärme und anstehende Klassenfahrten im Kopf haben, ist Lon konfrontiert mit Sehschwierigkeiten. Nicht hören zu können ist Lon gewohnt, auch alle anderen wissen davon und akzeptieren es ohne Frage. Aber die schlechte Sicht ist neu: Kontraste, Gesichter, Helligkeit und Dunkelheit – es wird immer schwieriger zu erkennen, alles wird „eine dunkle, graue Soße. Mit Brocken drin.“ Lon versucht es für sich zu behalten, aber fährt nicht mehr mit dem Rad zur Schule, findet sich auf Treppen, in dunkler Umgebung und in Menschenmassen nicht zurecht. Lons Familie und Freund:innen bemerken Veränderungen und fragen immer wieder nach Lons Befinden. Sogar der neue Schüler Damian, in den Lons bester Freund Oscar und nach und nach Lon selbst verliebt ist. Lons Mitschülerin Tina sucht wiederum die Nähe zu Lon und ist in vielen Momenten zur richtigen Zeit eine helfende Hand. Auch bei der Klassenfahrt retten Tina und Damian Lon aus gefährlichen Situationen. Und mit einem Gipsarm als Folge von einem Unfall ist das Geheimhalten der Probleme nicht mehr länger möglich…

Meine Meinung zum Buch

Eine berührende und mitreißende Erzählung, in der die Akzeptanz verschiedener sexueller Orientierungen sowie körperlichen Beeinträchtigungen keine Frage ist. Einige Protagonist:innen sind queer - auch Lons Geschlecht wird nicht definiert – es wird aber nicht als außergewöhnlich dargestellt, genauso ist Lons Gehörlosigkeit in keiner Weise stigmatisiert. Das gefällt mir sehr am Buch. Als Leser:in ist man Teil von Lons Innenwelt und begleitet Lon durch den Alltag. Man lernt von der Symptomatik und Problematik einer eher weniger bekannten vererbbaren Krankheit. An manchen Stellen hätte ich mir einen Perspektivenwechsel - beispielsweise die Gedanken der Mutter oder des besten Freundes zu Lons merkbaren Schwierigkeiten - und die tiefere Entwicklung dieser und anderer Charaktere gewünscht. Dennoch ein bewegendes Buch, das man in einer Sitzung liest, weil es einen nicht loslässt.

*Erschienen bei Oetinger*

Autorin / Autor: Konstantina H. - Stand: 17 August 2023