Bewegen statt abnehmen

US-Forscher_innen: Auf reine Gewichtsreduktion zu setzen, ist für Übergewichtige nicht unbedingt der beste Weg zu einem gesünderen Leben

Immer mehr Menschen sind übergewichtig oder adipös. Und immer mehr Menschen möchten abnehmen. Im Vordergrund steht dabei oft das Aussehen, denn wer dick ist, hat mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen und ein schlanker Körper gilt in unserer Überflussgesellschaft als das Maß aller Dinge. Zudem stehen immer wieder die negativen gesundheitlichen Folgen von Übergewicht in den Schlagzeilen. Wer dick ist, wird ständig damit konfrontiert, dass er nicht nur die gesellschaftlich geforderten Körpermaße sprengt, sondern auch noch mit Diabetes, Bluthochdruck und Krebs rechnen muss. Manche bewegt das zu einer Diät, die dann in vorübergehendem Abnehmen mündet. Doch häufig kommt dann der gefürchtete Jojo-Effekt und die Pfunde sind schneller wieder drauf, als sie abgearbeitet werden konnten.

*Abnehmgebot ist ein falscher Ansatz*
Obwohl Diäterfolge unglaublich schwer zu halten sind, wird in der Behandlung von Übergewicht der Fokus fast immer auf eine Gewichtsabnahme gelegt. Siddhartha Angadi von der UVA School of Education and Human Development und Glenn Gaesser von der Arizona State University halten das Abnehmgebot für einen falschen Ansatz. Das Körpergewicht sei ein stark vererbbares Merkmal und außerdem mit Stoffwechselveränderungen verbunden, die wiederum die Gewichtsabnahme erschwerten. Zudem verursachten starke Gewichtsschwankungen, wie sie bei vielen Diäten durch den Jojo-Effekt aufträten, zusätzliche Gesundheitsrisiken.

*Körperliche Fitness wichtiger als Gewichtsreduktion*
Wenn es also darum gehe, Menschen mit Übergewicht gesünder zu machen, müsse der Faktor Bewegung eine viel größere Rolle spielen, finden die Forscher_innen. In ihrer Studie werteten sie verschiedene Meta-Studien zu Gewichtsabnahme, körperlicher Fitness und Sterblichkeit von übergewichtigen Menschen aus. Die Daten zeigten, dass das Risiko für schwere Erkrankungen mit der körperlichen Fitness am stärksten sank, stärker als durch Gewichtsabnahme allein. Die Forscher_innen fragen sich darum, ob der Gewichtsabnahme im Hinblick auf die Gesundheit nicht zu viel Wert beigemessen wird.
Auch wenn die Daten der ausgewerteten Studien nur begrenzt aussagekräftig sind, da aus ihnen nicht eindeutig hervorgeht, was Ursache und Wirkung ist, ist es den Forscher_innen wichtig zu zeigen, dass ein gewichtsneutraler Ansatz nicht nur der Behandlung von Krankheiten im Zusammenhang mit Fettleibigkeit dient, sondern auch die mit dieser Art von Diät verbundenen Gesundheitsrisiken verringert.

*Fitte und gesunde Körper in allen Formen und Größen*
"Wir möchten, dass die Menschen wissen, dass Fett fit sein kann, und dass es fitte und gesunde Körper in allen Formen und Größen gibt", sagte Gaesser. "Uns ist klar, dass es in einer gewichtsbesessenen Kultur für Programme, die nicht auf Gewichtsabnahme ausgerichtet sind, schwierig sein kann, sich durchzusetzen. Wir sind nicht unbedingt gegen die Gewichtsabnahme, wir sind nur der Meinung, dass sie nicht das primäre Kriterium für die Beurteilung des Erfolgs eines Lebensstilinterventionsprogramms sein sollte.“
"Zu den Risiken des Abnehmens gehören Muskelverlust, Fettlebererkrankungen und Diabetes", so Angadi. "Indem man sich auf die Fitness und nicht auf die Gewichtsabnahme konzentriert, kann man von den Vorteilen des Sports profitieren und gleichzeitig die mit dem Abnehmen verbundenen Risiken vermeiden."
In aktuellen Gesundheitsrichtlinien wird empfohlen, dass Erwachsene 150 bis 300 Minuten pro Woche mit mäßiger Intensität oder 75 bis 150 Minuten pro Woche mit starker Intensität körperlich aktiv sein sollten.
Die Forscher_innen verweisen darauf, dass es vor allem wichtig sei, aus der Couch-Potato-Zone herauszukommen und zumindest eine Aktivität von mittlerer Intensität auszuüben. Außerdem könne Bewegung auch auf den Tag verteilt werden – etwa auf mehrere kurze Spaziergänge statt einem langen.

Die Studie wurde in der Zeitschrift iScience veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion, Pressemitteilung - Stand: 30. September 2021