Begrenzte Intelligenz

Forscher: Warum der Mensch nicht immer schlauer wird

Der Mensch steckt jede Menge Energie in den Versuch, sein Gedächtnis, seine Intelligenz und seine Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen. Und wenn es sein muss, behilft er sich dafür auch mit dem ein oder anderen Medikament. Aber warum ist der Mensch im Laufe der Evolution eigentlich nicht längst intelligenter geworden als er ist? Gibt es möglicherweise natürliche Grenzen für die Intelligenz, so wie der Mensch nicht einfach immer größer werden kann, weil das Herz dann die Versorgung nicht mehr schaffen würde?

*Schlechte Karten für zu große Köpfe*
Die Wissenschaftler Thomas Hills von der University of Warwick und Ralph Hertwig von der Universität Basel sind überzeugt, dass der menschlichen Intelligenz solche natürlichen Grenzen gesetzt sind.
So ist beispielsweise die Hirngröße eines Babys durch die Beckenbreite der Mutter begrenzt, denn es kann - bei aller Intelligenz - nicht auf die Welt kommen, wenn sein Kopf zu groß ist. Und das Becken der Frauen kann sich nicht ändern, ohne dass der Mensch seine spezifische Gangart verliert.

*Aufmerksamkeit darf nicht zu hoch sein*
Auch für Aufmerksamkeit gibt es den Forschern zufolge eine Grenze, die nicht überschritten werden kann und sollte. Ritalin etwa helfe Menschen mit Aufmerksamkeitsproblemen, bei gesunden Menschen aber könne es auch negative Auswirkungen auf ihre Leistung haben. Das lasse vermuten, dass es auch bei der Aufmerksamkeit eine Obergrenze gebe. Eine sinnvolle Einrichtung, meinen die Forscher und führen als Beispiel das Autofahren an. Auch dort müsse man sich konzentrieren, aber auf die richtigen Dinge, die sich beim Fahren ständig ändern. Eine übertriebene Aufmerksamkeit würde den Fahrer möglicherweise zu stark an ein Ding fesseln - etwa an ein leuchtendes Schild oder den Sendersuchlauf des Radios, so dass ihm andere wichtige Dinge entgehen.

*Zu gutes Gedächtnis? Lieber nicht!*
Und das Gedächtnis? Auch das ist ein zweischneidiges Schwert, meint das Forscher-Duo. Denn Menschen mit einem allzu guten Gedächtnis hätten oft ein schweres Leben, vor allem wenn ihre Erinnerungen nicht die besten sind wie es bei posttraumatischen Störungern der Fall ist. Da würden sich die Betroffenen doch sehnlichst wünschen, endlich alles zu vergessen.

*Macht Intelligenz die Bevölkerung anfälliger für Krankheiten?*
Auch allgemein gesteigerte Intelligenz scheint nicht immer zum besten der Menschen sein. So weisen die Aschkenasischen Juden durchschnittlich eine deutlich höhere Intelligenz auf als der Rest der europäischen Bevölkerung, auf der anderen Seite leidet eben diese Volksgruppe auch besonders häufig unter der Erbkrankheit Tay-Sachs, eine angeborene schwere Intelligenzminderung mit Erblindung, die tödlich verläuft. Möglicherweise geht also eine gesteigerte Intelligenz in einer Gruppe auch mit einer Steigerung der Krankheiten einher, mutmaßen die Wissenschaftler.

Die Forscher folgern, dass der Schneller-besser-effektiver-Wunsch in punkto Intelligenz nicht unbedingt angebracht ist und schon gar nicht mit Medikamenten herbeigezaubert werden sollte. Diese könnten in einzelnen Bereichen zwar helfen, würden aber keineswegs die Gesamtleistung verbessern. Denn der sind - wie die Autoren überzeugt sind - einfach naturgegebene und sinnvolle Grenzen gesetzt.

Grämt euch also nicht, wenn es mit eurem IQ anscheinend nicht allzu gut bestellt ist. Es hat alles sein Gutes und manchmal ist das Leben auch viel schöner, wenn man nicht alles durchschaut ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 7. Dezember 2011