Ausbildung? Später!
Bertelsmann-Studie: Jede:r fünfte Schüler:in in Deutschland möchte nach der Schule erst einmal arbeiten
Jede:r fünfte Schüler:in in Deutschland möchte nach der Schule erst einmal arbeiten, anstatt eine Ausbildung anzufangen. Das gilt besonders für Schüler:innen mit niedrigem Schulbildungsniveau. Das geht aus der neuen Jugendbefragung "Ausbildungsperspektiven 2025“ der Bertelsmann Stiftung hervor.
Für mehr als ein Viertel aller befragten jungen Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren ist der Wunsch, direkt zu arbeiten, ein wichtiger Grund, der gegen die Aufnahme einer Ausbildung spricht.
Bei jungen Menschen mit niedriger Schulbildung liegt das Aufschieben einer Ausbildung aber auch daran, dass sie Schwierigkeiten beim Verfassen von Bewerbungen haben und fürchten, nicht die nötige Qualifikation mitzubringen. Sie sind darum auch besonders pessimistisch. Obwohl 9 von 10 Schüler:innen mit niedriger Schulbildung sich vorstellen können, eine Ausbildung zu machen, glaubt über ein Drittel nicht daran, einen entsprechenden Ausbildungsplatz zu finden.
Schüler:innen mit höherer Schulbildung hingegen scheitern oft an der Qual der Wahl. Sie tun sich schwer, sich in der Flut von Berufsinformationen zurechtzufinden und wünschen sich auch von der Schule mehr Berufsorientierungsangebote und persönliche Beratungen.
Ist es denn schlimm, erst zu arbeiten?
Für den Arbeitsmarkt ist es erstmal schlecht, wenn die Zahl ungelernter Kräfte zunimmt. Laut Berufsbildungsbericht besaßen 2023 rund 19 Prozent der 20- bis 34-Jährigen keinen Berufsabschluss, das sind 2,86 Millionen Menschen. Dem entgegen steht ein dringender Bedarf an Arbeitskräften, die eine Berufsausbildung haben - nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft fehlten im Vorjahr bundesweit mehr als 570.000 qualifizierte Arbeitskräfte.
Aber auch für die jungen Menschen hat das Aufschieben einer Ausbildung Nachteile.
„Ohne reguläre Ausbildung steigt das Risiko, arbeitslos zu werden oder im Niedriglohnsektor zu verharren. Das ist zum einen sehr schwierig für die Betroffenen, zum anderen geht dadurch viel Potenzial für den Arbeitsmarkt verloren.“, sagt Helen Renk, Expertin der Bertelsmann Stiftung für berufliche Bildung.
Die Autor:innen der Studie sehen darum Handlungsbedarf. Vor allem Schüler:innen mit niedriger Schulbildung müssten am Übergang von Schule zu Beruf „bedarfsgerecht“ gefördert und unterstützt werden, eine Ausbildung aufzunehmen. Zugleich müssen auch junge Menschen ohne Schulabschluss als Potenzial für den Ausbildungsmarkt betrachtet und gezielt unterstützt werden.
Über die Studie:
Für die Studie "Ausbildungsperspektiven 2025. Eine repräsentative Befragung von jungen Menschen“ wurden insgesamt 1.755 junge Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren repräsentativ befragt. Die Befragung mittels eines standardisierten Fragebogens erfolgte von Anfang März bis Mitte April 2025. Von den Teilnehmenden wurden 1.498 online und 257 in persönlichen Interviews befragt.
Quelle
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 17. Juli 2025