Appsolutely smart!

Studie: Wie 10- bis 18-Jährige die Welt sehen

Bild: LizzyNet

Das ist ja mal ein positives Bild, das eine Studie von den heutigen Jugendlichen zeichnet - oder doch ein etwas zu angepasstes, in dem der Spaß zu kurz kommt und der Stress überhand nimmt?

Kinder und Jugendliche heute sind smart, nett und intelligent. Sie akzeptieren Erwachsene und vertrauen ihnen stärker als jemals zuvor. Die junge Generation ist nicht auf Krawall gebürstet, sondern bildungsorientiert. Gleichzeitig sind die Jugendlichen in Schule und Ausbildung hohen Anforderungen ausgesetzt und haben große Ansprüche an sich selbst. Dafür zahlen sie einen hohen Preis: Viele Jugendliche leiden an Kopfschmerzen und Nervosität und haben Angst vor dem persönlichen Scheitern. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie „Jugend.Leben“ der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU).

Für diese wurden 6.000 Kinder und Jugendliche aus NRW im Alter von zehn bis 18 Jahren zu Familie, Schule, Clique, Träumen, Gesellschaft und Umwelt, Glaube, Medien und Jugendkultur befragt.

Ergebnisse aus „Appsolutely smart! Jugend.Leben“ – das ist den 10- bis 18-Jährigen wichtig:

  • *Familie, Freunde und Vorbilder:*
    Die Familie steht über allem. Hier finden die meisten Befragten Unterstützung, Trost und Rat. Der Begriff Familie wird dabei weit gefasst: Die Großeltern stellen eine wichtige Stütze dar, selbst Haustiere sind Familienmitglieder. Die Eltern, vor allem die Mutter, sind als Vorbild in den letzten Jahren noch wichtiger geworden.

    Aber auch das Vertrauen in andere erwachsene Personen hat seit der Vorgängerstudie 2001 zugenommen. An der Spitze stehen Ärztinnen und Ärzte, Polizistinnen und Polizisten, Trainerinnen und Trainer in Sportvereinen sowie Lehrerinnen und Lehrer. Nach wie vor sind der beste Freund/die beste Freundin von großer Bedeutung – Freundschaften sind nicht beliebig.
  • *Partnerschaft:*
    Treue und Zuverlässigkeit stehen an erster Stelle, weit vor der Bedeutung von Sexualität. Beziehungen von Dauer sind die Hoffnung. Das heißt aber nicht, dass ein alter wertkonservativer Rahmen übernommen wird. Die Vorstellungen zur Partnerschaft tragen neue und eigene Züge. „Spaß haben‘“ zum Beispiel ist in einer Beziehung sehr wichtig, aber auch Kritikfähigkeit ist gefragt. „Fremdgehen“ kommt nicht in Frage.
  • *Schule und Bildung:*
    Die Schule ist der zentrale Ort für soziale Kontakte. Im Vergleich mit der Vorgängerstudie hat die Bedeutung der Schule als „soziale Arena“ noch zugenommen.  Das Klima innerhalb der Schule und Klasse ist nicht durchweg positiv. Schulische Gewalterfahrungen gehören zwar nicht zum Alltag der Mehrheit der Schülerinnen und Schüler – allerdings berichten jede achte Schülerin bzw. jeder achte Schüler davon, im vergangenen Jahr Opfer von Mobbing gewesen zu sein. Schule und Bildungsabschlüsse haben eine sehr hohe Bedeutung. Das lässt sich vor allem an dem angestrebten Schulabschluss der Kinder und Jugendlichen ablesen. Die Bedeutung möglichst hoher Schulabschlüsse hat in den letzten Jahren sogar noch zugenommen: 75 Prozent der befragten 13- bis 18-Jährigen wollen – über alle Schulformen hinweg betrachtet – das Abitur erreichen.
  • *Ambitioniert mit eigensinnigen Leistungsidealen:*
    Die Jugendlichen streben nach Erfolg, wollen aber unnötige Belastungen oder Stress vermeiden. Gute Noten sind gefragt – aber ohne große Investitionen in (freiwilliges) Lernen. Stärker als in der Vorgängerstudie von 2001 sind gute Noten mit dem eigenen Wohlbefinden in der Schule verknüpft. Das gilt vor allem für Mädchen, die noch lernbereiter als Jungen sind.
  • *Handy verwischt Grenze zwischen Kindheit und Jugend:*
    Technologie und Kommunikationsnetzwerke werden völlig selbstverständlich genutzt. Fast alle Befragten besitzen ein Handy bzw. Smartphone. Hier deutet einiges darauf hin, dass sich die Grenzen zwischen Kindheit und Jugend in Auflösung befinden. Mitverantwortlich dafür ist – als ein besonderes Lebensereignis – der Besitz des ersten Handys bzw. Smartphones, der biografisch häufig mit dem Ende der Kinderspiele zusammenfällt.
  • *Mehrheitlich regelkonform:*
    Jugendliche orientieren sich an der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung und  sind mehrheitlich regelkonform. Starre Abgrenzungen zur älteren Generation gibt es kaum. Erwachsene – vor allem Eltern – sind geschätzte Ratgeber zum Beispiel bei Schulproblemen, Konflikten mit Freunden, in politischen Fragen oder beim Kleidungsstil. Das Neben- und Miteinander ist relativ stressfrei.
  • *Nicht festgelegt:*
    Wenn sich eine neue Gelegenheit bietet, will man rasch zugreifen können. Flexibel sein ist die Devise. Das Angebot an neuen Marken, Events, Gruppen, Stilen etc. wird wie ein App-Shop wahrgenommen: Man wählt das Passende nach Bedarf aus.
  • *Teilhaben und Mitmachen:*
    Mitbestimmung wird von der Mehrheit mitgetragen und praktiziert. Mitbestimmen und Mitmachen in Schule, Verein und Gemeinwesen sind Möglichkeiten, sich individuell weiterzuentwickeln und sich für demokratische Strukturen einzusetzen. Unterstützt werden vor allem friedliche Formen. Die Politikverdrossenheit ist immer noch hoch, aber etwas niedriger als 2001.

Wie würdest du die heutige Jugend beschreiben?

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 11. Oktober 2013