Alles voll easy?
Studie der Uni Köln zum easiness-Effekt: Vereinfachende Videozusammenfassungen von wissenschaftlichen Studien lassen Inhalte glaubwürdiger erscheinen und uns unsere Kompetenzen überschätzen
Studierende müssen sich für Ihre Hausarbeiten und Referate oft durch ein Vielzahl komplizierter Studien quälen. Wie schön, dass es mittlerweile zahlreiche Videozusammenfassungen gibt, die die Ergebnisse der Studien einfach verständlich und bebildert wiedergeben. Aber hilft das wirklich weiter? Forscher:innen mahnen, dass der Konsum solcher vereinfachender Videos den sogenannten easiness-Effekt (Leichtigkeitseffekt) bewirken könnte, der sich nicht zwangsläufig positiv auf eure Kompetenzen und Einschätzungen auswirkt.
Das hat eine Studie der Kölner Medienpsycholog:innen unter Leitung von Professor Dr. Dr. Kai Kaspar ergeben, die in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology veröffentlicht wurde.
Der easiness-Effekt verführt die Betrachter:innen vereinfachter Darstellungen dazu, die Inhalte schneller für bare Münze zu nehmen, weniger zu hinterfragen und auch ihre Kompetenzen zu überschätzen, die Qualität des Gesehenen einzuordnen und zu bewerten.
Für ihre Studie ließen die Wissenschaftler:innen 179 Personen Videos gucken - entweder eine anspruchsvolle Zusammenfassung im Fachjargon oder ein leicht verständliches Video. Zuvor wurde ca. die Hälfte aller Teilnehmenden über den easiness-Effekt informiert, um zu gucken, ob die Teilnehmenden dann besser gegen ihn gewappnet sind.
Nach dem Anschauen jeder Videozusammenfassung bewerteten die Teilnehmenden die Verständlichkeit der Studie und für wie glaubwürdig sie sie hielten. Sie sollten zudem ihre eigene Kompetenz einschätzen, die Studie zu bewerten oder aufgrund der Studienergebnisse Entscheidungen zu treffen, ohne weitere Informationen einzuholen. Erfasst wurde auch, ob sie die Studie teilen oder liken würden und ob sie sich darüber hinaus über das Thema informieren würden.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Videozusammenfassungen in einfacherer Sprache und Darstellung tatsächlich zu einer besseren Verständlichkeit des wissenschaftlichen Inhalts führten. Zusätzlich zeigte sich auch der „easiness effect“: die leicht verständlicheren Videozusammenfassungen wurden als glaubwürdiger wahrgenommen und die Studienteilnehmer:innen hatten ein höheres Vertrauen in die eigene Fähigkeit, die Studie selbst bewerten zu können. Dagegen half auch nicht, wenn sie vorher über den easiness-Effekt infomiert worden waren.
Das Interesse, mehr über die Studien erfahren zu wollen und auch die potentiellen eigenen Reaktionen auf Social Media waren davon unberührt in allen vier Gruppen gleich ausgeprägt.
„Dieses Experiment zeigt, dass der ‚easiness effect‘ mit Videozusammenfassungen zuverlässig erzeugt werden kann und sehr robust ist, da er auch dann bestehen bleibt, wenn man über den Effekt und seine potentiell negativen Auswirkungen auf die eigene Kompetenzeinschätzung aufgeklärt wurde“, sagt Studienleiter Kai Kaspar.
Wenn euch also mal etwas zu kompliziert und zu langwierig ist, dann quält euch besser durch als auf zu vereinfachende Zusammenfassungen zu setzen. Vor allem, wenn es um Inhalte geht, die für eure Arbeit und eure Forschung wirklich wichtig sein könnten. Möglicherweise habt ihr sonst einen verzerrten Eindruck und überschätzt eure Fähigkeiten, den Inhalt richtig zu bewerten.
Quelle
Autorin / Autor: Redaktion