Helle Wände, hohe Räume

Psychologie: Kontraste spielen bei der Raumwahrnehmung keine Rolle

Fällt euch manchmal die Decke auf den Kopf? Wirkt euer Zimmer eher wie eine dunkle niedrige Höhle als wie ein freundlicher luftiger Raum? Dann solltet ihr euch für helle Farben entscheiden. Das hätten euch Heimwerker zwar auch ohne wissenschaftliche Untersuchung sagen können, aber nun ist es auch wissenschaftlich belegt: Helle Farben lassen einen Raumm höher erscheinen. Dies ergab eine Studie am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), die den Einfluss der Helligkeit von Decke, Wänden und Boden auf die wahrgenommene Höhe von Innenräumen untersucht hat.

*Decke muss nicht heller sein als Wände*
"Kurz gesagt konnten wir die gängige Daumenregel bestätigen, dass eine helle Decke einen Raum höher wirken lässt", so Dr. Daniel Oberfeld-Twistel. "Überrascht hat uns allerdings, dass es dabei nicht auf den Helligkeitskontrast zwischen Wänden und Decke ankommt. Die Decke muss also nicht heller sein als die Wände, damit der Raum höher erscheint." Die von ArchitektInnen und InnenraumgestalterInnen gerne vorgetragene Faustregel, dass eine Decke, die heller ist als die Wände, als höher wahrgenommen wird, konnte nämlich nicht bestätigt werden. Stattdessen fanden die Psychologen, dass helle Wände den Raum zusätzlich höher erscheinen lassen.

Bisher gab es kaum Studien über die Auswirkungen von Farben und Helligkeit auf die Raumwahrnehmung. Unter Architekten und Heimwerkern herrscht allerdings häufig die Auffassung vor, dass eine Decke höher erscheint, wenn sie in einem helleren Ton gestrichen ist als die Wände. Oberfeld-Twistel und Kollegen sind dem Phänomen mit Hilfe einer virtuellen Umgebung nachgegangen, in der ein Raum von 6m Länge und 4,5m Breite mit unterschiedlichen Böden, Decken und Wänden ausgestattet wurde. Diese virtuellen Räume mit verschiedenen Helligkeitsverhältnissen wurden in 3D insgesamt 32 Probanden gezeigt, die jeweils die Raumhöhe beurteilten.

Dunkler Boden? Kein Problem!

Solltet ihr eine Vorliebe für dunkle Böden und düstere Teppiche haben, ist das kein Problem! Es zeigte sich nämlich auch, dass die Helligkeit des Bodens so gut wie keine Rolle dabei spielt, wie die Raumhöhe eingeschätzt wird. Ob ein Zimmer höher oder niedriger wirkt, hängt auch nicht von der Gesamthelligkeit des Raumes ab. "Wichtigste Faktoren sind die Decke und die Wände", so Oberfeld-Twistel. Weitere Experimente sollen Aufschluss über die genaue psychologische Erklärung dieser Ergebnisse bringen.

In Anbetracht ihrer Befunde schlagen die Autoren der Studie vor, Empfehlungen zur Auswahl von Decke- und Wandfarben abzuändern. Eine neue Daumenregel, die im Einklang mit den Studienergebnissen steht, könnte lauten: "Um einen Raum höher wirken zu lassen, sollten sowohl die Decke als auch die Wände in einem hellen Farbton gestrichen werden. Die Bodenfarbe hat keinen Einfluss auf die wahrgenommene Raumhöhe."

Die Ergebnisse wurden im Fachblatt The Quarterly Journal of Experimental Psychology, 16 April 2010, veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 5. Juli 2010