Ausgrenzung macht aggressiv

Studie: "Entfremdete" Kinder reagieren extremer auf Zurückweisung

Wenn Kinder und Jugendliche von Gleichaltrigen zurückgewiesen werden, werden sie nicht selten handgreiflich. Bei manchen Kindern nimmt diese Aggression erschreckende Ausmaße an und kann in Tötungsdelikten und Amokläufen münden. Niederländische ForscherInnen haben herausgefunden, dass manche Kinder eher dazu neigen, auf Zurückweisung mit Gewalttäigkeit zu reagieren: Kinder, die sich ohnehin schon als Außenseiter fühlen.

Inspiriert waren die Forscher von den Diskussionen über Amokläufe an Schulen und wollten nun herausfinden, welche Merkmale Kinder und Jugendliche aufweisen, die zu solchen Taten schreiten. Dabei kamen sie auf den Gedanken, dass die Entfremdung der Kinder - also das Gefühl, nicht zu der Gruppe zu gehören und immer außen zu stehen - ein wichtiger Faktor sein könnte, der zu übertrieben aggressiven Reaktionen auf Zurückweisung führen könnte.

Versuch: Profile bewerten

Für ihre Untersuchungen ließen die Forscherinnen 121 SchülerInnen im Alter von 10 bis 13 Jahren an einem zu diesem Zweck entwickelten Internet-Wettbewerb teilnehmen. Im Rahmen dieses angeblichen "Survivor-Wettbewerb" sollten die Kinder Profile mit Bild von sich hochladen und wurden dann von "Richtern" - angeblich SchülerInnen anderer Schulen - bewertet. Dabei bekamen manche Kinder überwiegend positives Feedback, andere erhielten eher gemeine Bewertungen nach dem Motto: "Mit dieser Person macht es eher keinen Spaß herumzuhängen". Die Kinder konnten sich ihre Bewertungen ansehen und sollten dann anschließend ihrerseits die Richter bewerten und entscheiden, ob und wenn ja wieviel Geld sie für ihre Bewertungen bekommen sollten.
Zusätzlich wurde anhand von Fragebögen ermittelt, wie stark die Kinder sich grundsätzlich integriert oder ausgeschlossen fühlen.

Es zeigte sich, dass schlecht bewertete Kinder aggressiver reagierten als positiv bewertete Kinder und dass sich vor allem Kinder mit starken Außenseiter- und Entfremdungsgefühlen ("Kaum einer interessiert sich dafür, wie ich mich wirklich fühle"), ihren Richtern gegenüber besonders aggressiv verhielten. Sie gestanden ihnen kein Geld zu und kommentierten sie in aggressiver Weise ("Diese Person ist fett und gemein").

Kindern helfen, sich wieder als Teil der Gruppe zu fühlen

Für die ForscherInnen zeigt das Experiment, dass das grundsätzliche Gefühl ausgeschlossen zu sein, eine Rolle spielt, wenn Kinder auf eine akute Zurückweisung von Gleichaltrigen mit extremer Aggressivität reagieren. Ein Teil der Lösung, um extremen Gewaltausbrüchen vorzubeugen sei also auch, Kinder, die sich ausgeschlossen fühlen, Hilfestellungen anzubieten, damit sie sich wieder als Teil der Gruppe fühlen können.

Die VersuchteilnehmerInnen wurden im Anschluss an das Experiment umfassend über die Studie aufgeklärt und darüber informiert, dass die gemeinen Kommentare natürlich nur gefaked waren.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 11. Oktober 2010