Praktikum im Altenheim

Nichts für Zartbesaitete! Britta berichtet über ihr Praktikum im Altenheim: über den ersten Schock und mal mehr, mal weniger nette Bekanntschaften.

Liebe Lizzys,

seit eineinhalb Wochen mache ich ein Schulpraktikum im Altenheim. Es gibt nicht viele Schüler, die das machen, die meisten von meinen Freunden absolvieren ihr Praktikum im Kindergarten, bei einem Autohersteller oder im Hotel. Wenn ich gefragt wurde, wo ich Praktikum mache, erntete ich nur nahezu entsetze Blicke und die Frage: "Was?! Wieso denn gerade im Altenheim?" Tja, dass weiß ich auch nicht so genau :).

Beworben habe ich mich schon letzten Sommer (2008). Der Vorschlag kam von meiner Mutter. Also rief ich im Altenheim an, schrieb eine Bewerbung und bekam schnell einen Praktikumsplatz.

Aller Anfang ist schwer…

Doch worauf ich mich da eigentlich eingelassen hatte wurde mir erst an meinem ersten Tag bewusst. Man schubste mich sozusagen ins kalte Wasser. Zuerst wurde ich einer Dame, die als Küchenkraft arbeitet vorgestellt (Ich wusste nicht, ob ich in der Pflege oder Küche arbeiten sollte, aber mittlerweile bin ich froh, in der Küche zu arbeiten). Da ich an diesem ersten Tag erst um 10 Uhr kommen sollte, hatten die meisten älteren Bewohner schon gefrühstückt. Petra, die Küchenkraft, gab mir den Auftrag die Tische abzuwischen und das restliche, schmutzige Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. So weit, so gut. Doch gegen halb zwölf gab Petra mir den Auftrag, auf den Zimmern die Bewohner zu fragen, ob sie noch Wasser haben wollen. Sie machte in der Zwischenzeit eine Pause. Ich klopfte also an das erste Zimmer und das war eigentlich ein richtiger Schock für mich. Die Dame konnte mich kaum verstehen, sprach undeutlich und sah so dünn aus. Natürlich weiß ich, dass das im Alter normal ist und so aber nach dem dritten Zimmer war ich so schockiert, dass ich unmöglich auf weitere Zimmer hätte gehen können. Deswegen fragte ich eine der wenigen netten Schwestern, ob sie mir helfen könne, was sie dann auch sofort tat, worüber ich sehr dankbar war.

Beim Mittagessen kommt alles zusammen

Um halb eins kam dann auch Petra aus ihrer Pause wieder, um mit mir die Tische fürs Mittagessen zu decken und um ein Uhr ging der Stress dann erst richtig los. Die Bewohner können beim Mittagessen immer zwischen drei Hauptgerichten entscheiden, dazu gibt es noch eine Suppe als Vorspeise und ein Dessert. Da die alten Leute schnell ihr Essen haben wollen, muss man sich beim Ausgeben der Gerichte sehr beeilen. Das heißt Ausgeben, gleichzeitig schmutzige Suppenteller abräumen und das Dessert vorbereiten. Plötzlich fragte mich eine Schwester, ob ich einem blinden Bewohner das Essen anreichen (ihn füttern) könnte.

Sehr begeistert war ich von dieser Bitte nicht und ich weiß auch nicht warum ich ja sagte, wahrscheinlich weil alle so im Stress waren und ich mich einfach nicht getraut habe, nein zu sagen. Mittlerweile reiche ich diesem Herrn bei jedem Mittagessen an und ich finde es überhaupt nicht schlimm, aber am ersten Tag war das schon etwas zu viel verlangt, besonders nach dem "Schock".

Interessante Gespräche und die Konfrontation mit dem Tod

Nach dem Mittagessen taten mir dann höllisch die Füße weh. Das letzte dreckige Geschirr wurde abgeräumt und mit einem großen Wagen nach unten in die Küche gefahren. Anschließend putze ich noch einmal die Tische. Eine sehr zierliche Bewohnerin ließ sich nicht auf ihr Zimmer fahren, sondern blieb im Speisesaal sitzen. Da ich nichts zu tun hatte - was übrigens nur am ersten Tag vorkam :) - setzte ich mich zu ihr und unterhielt mich mit ihr über ihre Enkel. Sie erzählte mir auch, dass sie in der letzten Nacht gestürzt sei und nun Schmerzen im Arm habe, was den Schwestern aber schon bekannt sei. Die Frau war mir sehr sympathisch, deswegen war ich sehr traurig, als sie am nächsten Tag unerwartet im Krankenhaus starb.

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Autorin / Autor: britta - Stand: 8. Juni 2009