Erzählperspektive

Vor dem Schreiben musst du dich entscheiden, wer deine Geschichte eigentlich erzählt.

Das heißt, dass du du musst den Blickwinkel oder "Point of View" von dem aus die Geschichte erzählt wird festlegen. Außerdem musst du dich entscheiden, wer eigentlich deine Erzählerin ist.

Du selbst bist ja die Autorin (nicht die Erzählerin), denn du schreibst die Geschichte auf. Die Erzählerin beschreibt was zu sehen ist, was jemand tut, wie es getan wird und sie schildert den Schauplatz. Die Erzählerin muss in deiner Geschichte "wohnen", du - als Autorin - musst sie dort "einbauen". Dafür gibt es natürlich verschiedene Möglichkeiten!

Die auktoriale oder allwissende Erzählperspektive

Bei der auktorialen Erzählperspektive weiß und sieht die ErzählerIn alles. Sie kennt alle Gedanken der Figuren und kann die allergeheimsten Informationen an die LeserIn weitergeben.

*Beispiel*:Laura fühlte sich elend. In ihrem Kopf klopfte und hämmerte es, als würde er von einem Vorschlaghammer bearbeitet. Sie hatte keine Erinnerung daran, wer ihr den Schlag verpasst hatte. Ihr Vater sah sie sorgenvoll an. Sie sieht schwer mitgenommen aus, dachte er.

  • Im ersten Satz erfährst du etwas über den Zustand von Laura.
  • Der zweite Satz ist ein Kommentar der Erzählerin.
  • Im dritten Satz interpretiert Laura den Gesichtsausdruck ihres Vaters.
  • Im vierten Satz schaust du in eine andere Figur, den Vater.

Vor & Nachteile

Der Vorteil der auktorialen Erzählperspektive ist, dass du zwischen den Figuren springen und alle Gedanken in deine Geschichte einbauen kannst. Aber dieser Blickwinkel, der eigentlich alles weiß, vermindert die Spannung. Es kann nichts Unvorhergesehenes mehr passieren. Für einen Krimi ist es aber wichtig, dass die Leserin mitfiebert und sich mit der HeldIn identifiziert.

Die personale Erzählperspektive

Zeitformen

In Krimis werden meist das Präsens oder die Vergangenheitsform verwendet. Beispiel: "In meinem Kopf klopft und hämmert es" oder "in meinem Kopf klopfte und hämmerte" es. Entscheide dich für eine der Zeitformen und versuche sie im Text durchzuhalten.

Um Spannung zu erzeugen und sie zu halten, kannst du die personale Erzählperspektive nutzen. Die Geschichte wird aus der Sicht einer der handelnden Figuren erzählt. Damit werden die Charaktere deutlicher, emotionaler (mit Gefühlen verbunden) und lebendiger. Und die LeserIn kann sich wesentlich schneller mit der HeldIn identifizieren.

Beispiel für eine personale Erzählperspektive aus Sicht von Laura:

Laura fühlte sich elend. In ihrem Kopf klopfte und hämmerte es, als hätte ihn ein Vorschlaghammer bearbeitet. Ich versteh das nicht, dachte sie, wer hat mir diesen Schlag verpasst. Sie sah das Gesicht ihres Vaters. er macht sich wohl ziemliche Sorgen um mich.

Die personale Erzählperspektive aus der Sicht des Vaters:

Laura sieht so elend aus. Er sah, wie blass Laura war, die ihren Kopf hielt und stöhnte. Sie hat bestimmt heftige Schmerzen, dachte er.

Die neutrale Erzählperspektive

Die neutrale Erzählperspektive beschreibt das, was zu hören oder zu sehen ist. Sie beschreibt ganz sachlich äußere Eindrücke. Du kannst die neutrale Erzählperspektive gut bei Action-Szenen nutzen, wo es auf Tempo ankommt.

*Beispiel*: Sie rennt durch die Gasse. Die Verfolger holen auf. Da trifft sie ein Schlag. Sie wankt, geht in die Knie. Sinkt zu Boden. Schritte entfernen sich.

Die Ich-Erzählperspektive

Tipp: Ich-Erzählerin

Da es recht schwierig ist, innerhalb der Geschichte in verschiedene Blickwinkel zu wechseln, solltest du dich auf eine Erzählperspektive konzentrieren. die für Krimis gut funktioniert. Das ist die Ich-Erzählperspektive.

In der Ich-Perspektive ist die Erzählerin gleichzeitig handelnde Person. *Erzählendes Ich* und *erlebendes Ich* sind also identisch. Die Erzählerin schlüpft in eine Figur, um deren Gedanken und Gefühle wiederzugeben. Diese Erzählperspektive wirkt ganz unmittelbar und direkt. Außerdem sorgt sie für Spannung, denn die LeserIn weiß nie mehr als die Ich-Erzählerin, die ja nur über ihre eigenen Wahrnehmungen und Erkenntnisse berichten kann!

*Beispiel*: Ich (Laura) fühlte mich hundeelend. In meinem Kopf klopfte und hämmerte es, als hätte ihn ein Vorschlaghammer bearbeitet. Wer hatte mir bloß diesen Schlag verpasst? Ich schaue in das sorgenvolle Gesicht meines Vaters.

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Autorin / Autor: FCZB/Malou Bülow - Stand: 12. November 2007