Schreckensszenario: Wie konnte das passieren!?

Einsendung von Vinzenz Lesigang, 13 Jahre

Wir sind im Jahre 2080 und ich sitze in meinem Keller in Österreich und bereue meine früheren Handlungen. Wieso hatte ich das bloß getan? WARUM?

Immer wenn ich daran denke, erfüllt mich ein Schmerz. Ich denke an das Jahr 2025, wo ich mein altes, modern renoviertes Haus an der Deutschen Küste bewohnt hatte. Ich hatte eine Firma besessen, welche mit Tropenhölzern, wie etwa Teak, gehandelt hatte. Ich war in meinem gemütlichen Mahagonisessel gesessen. Andere Leute hatten mich verurteilt, weil ich daran schuld sein solle, dass die Tropen immer weiter abgeholzt werden. Ich hatte an so etwas wie einen „Klimawandel“ nicht geglaubt. Die Menschen, die ich damals als Verschwörungstheoretiker bezeichnet hatte, hatten mir leidgetan. Ich hatte ja nicht ahnen können, dass so etwas jemals passieren würde! Ich hatte die Meinung vertreten, dass die Existenz des Klimawandels ein Gerücht - ja, eine Lüge sei. Und selbst wenn sich die Welt etwas erhitzte…? Was wäre daran so verkehrt? Für meinen Geschmack waren die Winter schon kalt genug. Und wenn man mich gefragt hätte, was der Klimawandel mit den Regenwäldern zu tun hätte, hätte ich aus fester Überzeugung geantwortet, dass ich keinen Zusammenhang erkennen könne. Ich hatte nicht gewollt, dass so etwas je passiert… Offenbar stimmte die Feststellung Einsteins, dass die Dummheit der Menschen unendlich sei.

Wenn wir damals mehr auf die Umwelt geachtet hätten, hätten die Küstenbewohner von Deutschland oder anderen flachen Ländern niemals ihre Heimat verlassen müssen, diese Überschwemmungen bedingten, dass ich jetzt in einem vor Hochwasser sicherem Haus in Österreich lebte, wo es eindeutig mehr Berge als in deutscher Küstennähe gab. Dann stünde der Wasserspiegel immer noch nicht so hoch, dass flachere Inseln nun vollends überschwemmt worden waren. Das Schlimmste: Wegen mir hatten so viele Menschen ihre Heimat verlassen müssen - meine Taten hatten Menschen ihre Heimat gekostet.

Ich fühle bloß Reue - Reue über meine Missetaten. Während dieser finsteren Gedanken wütet gerade ein Tornado draußen, dessen verheerendes Rauschen ohrenbetäubend ist. Man kann sich nur ausmalen, welche enormen Schäden demzufolge entstehen werden.

In letzter Zeit gab es viel mehr und stärkere Unwetter. Die Pole sind nun fast vollkommen geschmolzen, die Wüste hat erschreckend viel Platz eingenommen, sich ausgedehnt, und ich bin teilweise daran mitschuldig! Doch mittlerweile ist es unvermeidbar. Der Regenwald ist auf ein Minimales geschrumpft, was den Klimawandel um vieles beschleunigt hatte. Hätten die anderen Leute und ich nicht so verantwortungslos gehandelt, wäre das alles nie passiert… doch was geschehen ist, lässt sich nicht mehr ändern.

Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, an die Zeit, als es noch einen Unterschied von Sommer und Winter gegeben hat. Als im Frühling die Natur mit all ihrer Schönheit aufgeblüht ist, wie im Sommer der schier end- und wolkenlose Himmel sich über mir erstreckt hat, als im Herbst die buntgesprenkelten Blätter von einer leichten Brise mitgetragen worden sind, als im Winter sich eine große und üppige Schneedecke über Wiesen und Gärten gelegt hat. Und nun? Jetzt sitze ich einsam und verlassen in einem Haus in Österreich, während draußen Unwetter toben.

Selbst wenn gerade kein Tornado wüten würde… wenn man in den Himmel sähe, entdeckte man keine Vögel oder Insekten, geschweige denn die Bläue des Himmels. Man sähe lediglich Abgase. Und wenn man in der Ebene lebte, wäre es auch rar an Bäumen, denn die meisten sind schon vor Jahren abgestorben.


Ich erinnere mich noch an den einen schrecklichen Tag, an dem meine Frau und meine zwei kleinen Kinder im Wald spazieren waren. Dann war da dieser Waldbrand gewesen. Ich hatte meine Familie nie mehr gesehen, denn sie waren in den Flammen verendet. Einen qualvolleren Tod als den, bei lebendigem Leibe zu verbrennen, war fast unmöglich. Dieser Tag war der schlimmste meines Lebens gewesen. Als ich gehört hatte, dass der nächstgelegene Wald brannte, war ich augenblicklich aus dem Büro nach Hause gefahren. Dann als ich angsterschreckt angekommen war, steigerte sich meine Panik noch, weil im Haus und Garten Totenstille herrschte. Ich hatte über alle erdenklichen Wege probiert, die Kommunikation mit meiner Familie aufzunehmen, hatte sie gesucht und dann, einige Stunden später, hatte ich die Nachricht erhalten, die ich NIE in meinem Leben hören wollte, nämlich, dass die Leichen meiner Familie gefunden worden waren! Ich hatte nicht gewusst, was ich machen sollte.

Die Naturkatastrophen wurden immer schlimmer und schlimmer, bis schließlich mein Haus überschwemmt worden war. Ich hatte den Schaden renovieren lassen, doch keine zwei Monate später hatten die Überschwemmungen verheerende Ausmaße angenommen und ich musste endgültig umziehen. Dann brachen auch noch die Aktienkurse zusammen und meine Firma ging pleite.

Währenddessen wird der der Tornado immer stärker und stärker. Ich höre, wie Dachziegel aus dem Segment gerissen werden, als wären sie Blätter die der Wind mit sich reißt. Ich vernehme, dass ganze Teile des Daches brutal vom Sturm entwurzelt werden und dann ein lautes zerberstendes Geräusch. Ich bekomme Angst.

So einen starken Tornado hatte ich noch nie erlebt… was, wenn… ich ihm zum Opfer fallen sollte? Ich kauere mich zusammen… mit nur einem Wunsch: ÜBERLEBEN!! Ich höre ein ohrenbetäubendes Rauschen, das kreischende Knarzen des Hauses- und… wie das Haus einbricht?? Ich kauere mich noch dichter an den Boden, als ich das Bersten von Brettern, Kunststoff und allerlei anderen Materialien höre, aus denen das Haus besteht. Doch es ist zu spät. Das letzte was ich höre ist, dass das Gebäude zusammenbricht, eine schier endlose Zeit fällt und mich schließlich lebendig begräbt. Ich war einmal reich, glücklich, und verheiratet gewesen… Und jetzt bin ich einsam, arm und verlassen gestorben. UND DAS ALLES WEGEN DES KLIMAWANDELS.


Autorin / Autor: Vinzenz Lesigang, 13 Jahre