Der Hype um Superfoods

Warum Chiasamen, Goji-Beeren oder Quinoa nicht unbedingt gesund sein müssen

Glas mit Chiasamen

Chiasamen, Goji-Beeren oder Quinoa - fast die Hälfte der Bevölkerung sehen diese als „Superfood“ bekannten Lebensmittel als Bestandteil einer gesundheitsbewussten Ernährung an. Dies zeigt eine aktuelle repräsentative Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Sie sollen schlank machen, viele Vitamine enthalten, das Immunsystem stärken und damit Krankheiten vorbeugen - so verspricht es jedenfalls die Lebensmittelindustrie. Bei einem Drittel der Befragten stehen Superfoods mindestens einmal in der Woche auf dem Speiseplan. Was genau eigentlich Superfoods sind, ist jedoch nicht einheitlich definiert und „Superfood-Produkte sind oft nicht hinreichend untersucht, um sie gesundheitlich bewerten zu können“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

Trotzdem halten etwa zwei von fünf Befragten die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Superfoods für wissenschaftlich nachgewiesen und gehen davon aus, dass Superfood-Produkte auf gesundheitliche Unbedenklichkeit getestet werden, bevor sie in Deutschland erhältlich sind. Dies gilt vor allem für Superfoods, die vor 1997 in der Europäischen Union kaum für den Verzehr verwendet wurden und damit zu den neuartigen Lebensmitteln („Novel Foods“) zählen. Sie müssen strenge Genehmigungsverfahren durchlaufen, die auch eine behördliche Bewertung der gesundheitlichen Sicherheit beinhalten. Bisher traf dies beispielsweise auf Chiasamen zu.

*Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln*
Manche Superfood-Produkte, wie bestimmte Nahrungsergänzungsmittel, bestehen jedoch aus Extrakten oder Zubereitungen aus pflanzlichen Superfoods, die möglicherweise gesundheitsschädigende Substanzen in konzentrierter Form enthalten können. Fehlende Standards bei Extraktionsverfahren bzw. teils unzureichende Daten aus Studien können die gesundheitliche Bewertung dieser Produkte erschweren. Sie sind daher nicht mit den pflanzlichen Superfoods gleichzusetzen, aus denen sie gewonnen wurden.
Auch wenn der positive Effekt dieser Lebensmittel für die Gesundheit meist überwiegt, könnten bestimmte Inhaltsstoffe bei übermäßigem Verzehr aber der Gesundheit schaden. So reichten zum Beispiel die vorliegenden Daten derzeit nicht aus, um zu beurteilen, ob das Hinzufügen von Chiasamen zu hitzebehandelten Lebensmitteln (über 120 °C) zu einer verstärkten Acrylamidbildung führen könnte, so das BfR. Auch die Samenschale von Quinoasamen ist nicht unbedenklich, sie enthält Saponine, die die Darmschleimhaut schädigen können. In manchen Fällen können Superfoods auch Überempfindlichkeits- oder allergische Reaktionen auslösen. Auf jeden Fall rät das BfR davon ab, die Pseudogetreide und die daraus hergestellten Produkte Säuglingen und Kleinkindern zu verabreichen, denn noch fehlen Daten bezüglich der Qualität der in Deutschland auf dem Markt befindlichen Waren.

*Gesund sind auch heimische Lebensmittel*
Es muss auch nicht unbedingt Superfood auf dem Speiseplan stehen, um sich gesund zu ernähren. Heimische Obst- und Gemüsesorten tun es genauso gut: schwarze Johannisbeeren stellen aufgrund ihres hohen Vitamin C-Gehalts eine gute Alternative zu Goji-Beeren dar und Leinsamen weisen mit ihrem hohen Gehalt an Proteinen und Omega-3-Fettsäuren Ähnlichkeiten mit dem Nährstoffprofil von Chiasamen auf.
Und wer auf heimische Früchte umsteigt, tut damit sogar etwas Gutes fürs Klima, denn Superfoods haben meist schon extrem lange Transportwege hinter sich, bevor sie auf unserem Teller landen.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung