Der Corona-Soli-Newsticker

Unvollständige Sammlung nachahmenswerter und solidarischer Aktionen in Zeiten von Social Distancing und Existenzsorgen

Foto: Luise Weber

Die Ausbreitung des Corona-Virus krempelt unseren Alltag in einer derart radikalen Weise um, die die meisten so noch nie erlebt haben. Dabei sind persönliche Ausgeh-Einschränkungen zwar ärgerlich, aber für viele noch verkraftbar, denn sie werden irgendwann auch wieder aufgehoben. Wer aus Langeweile Corona-Parties feiert, solange es noch irgendwie geht, verhält sich nicht nur unvernünftig, sondern auch ziemlich unsolidarisch gegenüber jenen, denen eine Infektion mit dem Virus ziemlich schnell das Leben kosten kann. Aber zum Glück fördert die Corona-Krise nicht nur unsere schlechten Angewohnheiten zutage, sondern führt auch zu höchst mitmenschlichen, kreativen Solidaritätsaktionen, die wir an dieser Stelle in unregelmäßigen Abständen würdigen wollen. Auch wenn die Aktionen oft regional begrenzt sind, können sie als Vorbild dienen und sich so schneeballartig ausweiten. Wenn euch eine tolle Aktion im Alltag oder im Netz auffällt, schickt uns einen Link dazu per Mail (redaktion@lizzynet.de) oder schreibt es in die Kommentare und helft mit, diesen kleinen Soli-Newsticker zu füllen!

Eure Kommentare

#KKAMM

Keiner kommt. Alle machen mit
Unter diesem Motto findet am 12. Mai in Hamburg das Nicht-Festival nicht statt. Das klingt erstmal verwirrend, dahinter steckt aber eine einfache Idee der Gute Leude Fabrik. Hamburger_innen oder generell alle, die wollen, können für die Hamburger Kulturszene spenden, indem sie ein Ticket für das nicht stattfindende Festival, eine virtuelle Kola oder ein nicht existierendes Wasser kaufen.
Wer die Szene unterstützen möchte und dabei den eigenen Kleiderschrank aufstocken will, kann stattdessen auch (real existierendes) Merchandise des Festivals kaufen.

#supportyourlocal

Das Lieblingscafé hat geschlossen, der kleine Friseur um die Ecke kann auch erst einmal nicht mehr öffnen und die Boutique im eigenen Viertel ist auch kein notwendiger Anlaufpunkt. Miete, Personalkosten und ähnliches fallen für die Betriebe meist dennoch an.
Wer jetzt kleine Betriebe (in der Umgebung) untestützen möchte, kann entweder schauen, ob sie eine Online-Alternative geschaffen haben, oder über die gemeinnützige Plattform #supportyourlocal einen Gutschein für die Geschäfte der Wahl erwerben. #supportyourlocal verlinkt außerdem auf die Websites einiger Betriebe, sodass du erfährst, bei welchen Restaurants, Cafés, Buchläden oder ähnlichem du noch immer online bestellen kannst.
So steht dem nächsten gelieferten Kuchen, dem neuen Lieblingsrock oder Haarschnitt nach der Isolation nichts im Weg.
(Hinweis: Sollte ein Betrieb trotz allem insolvent gehen, kann der Gutschein nicht erstattet oder anderswo eingelöst werden.)
Es gibt auch Stadtinterne Support-Seiten, wie zum Beispiel der "Veedelsretter" in Köln. Und auch in anderen Städten gibt es lokale Initiativen. Wer ein bisschen im Internet sucht und beim Spazierengehen die Augen offenhält, die wird schnell fündig. :-)

Obdachlosenhilfe

"Bleib zu Hause" heißt es im Moment aus allen Richtungen. Aber was, wenn man kein zu Hause hat? Viele Wohnungslose sind derzeit auf die Hilfe von Ehrenamtlichen und Vereinen angewiesen. Während vielerorts Treffpunkte und Anlaufstellen geschlossen werden, um Menschenansammlungen zu vermeiden, gibt es beispielsweise in Köln Vereine, die sich zusammengeschlossen haben und auch weiterhin Lebensmittel, Schlafsäcke und andere Dinge des täglichen Bedarfs an Menschen ohne zu Hause verteilen. Viele der Vereine haben ein Spendenkonto oder eine Wunschliste mit Dingen, die benötigt werden.

Unterstützung für Wohnungslose in Köln

#hilfdeinemkino

Alle Cineast_innen, die jetzt schon Sehnsucht nach roten Polstersesseln, dem Duft von Popcorn und einem spannenden Film auf einer riesigen Leinwand haben, können jetzt von zu Hause aus ihr Lieblingskino unterstützen. Für echtes Kinofeeling auf dem Sofa kann man vor dem nächsten Film ein paar Werbespots und Filmtrailer laufen lassen und dabei (kleine) Kinos unterstützen, die trotz ausbleibender Besucher_innen Miete und Personal bezahlen müssen.
Dafür sucht man auf der Karte von #hilfdeinemkino nach dem eigenen Lieblingskino und klickt auf das entsprechende rote Fähnchen. Im Puschenkino flimmern jetzt ein paar Werbespots und Filmankündigungen über den Bildschirm, und das Kino bekommt Geld aus den Werbeeinnahmen.

Beifall für Corona-Helfer*innen

Überall ist man sich in diesen Zeiten der unersetzlich wichtigen Arbeit bewusst, die von Ärzt_innen, Pflegepersonal und allen anderen, die weiterhin das öffentliche Leben am Lauf halten, geleistet wird. Diesen Menschen wollen nun viele danken, in dem sie sich abends an ihre Fenster stellen und applaudieren. Die Aktion startete in Italien, Spanien und Griechenland und findet nun viele Nachahmer_innen auf der ganzen Welt.

#LeaveNoOneBehind

#LeaveNoOneBehind: Jetzt die Corona-Katastrophe verhindern - auch an den Außengrenzen!
So heißt eine neue Petition, die schon von über 150.000 Menschen unterschrieben wurde, darunter viele Künstler_innen und Politiker_innen. Die Kernforderungen an die EU-Kommission sind, die überfüllten Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln zu evakuieren und die Menschen an Orten unterzubingen, in denen sie vor dem Virus geschützt sind.
Es sollte auch humanitäre und finanzielle Unterstützung der besonders betroffenen Gebiete geben, insbesondere Griechenland. Der Zugang zu Asylverfahren und die Durchsetzung von Rechtsstaatlichkeit sollte weiterhin gewährleistet bleiben - besonders in Krisenzeiten
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Hier geht es zur Petition

#bauersuchthilfe

Der Corona-Virus stellt auch die Landwirt_innen vor große Probleme, weil durch die Grenzschließungen tausende Erntehelfer_innen, die sonst gekommen wären, um bei der Ernte in Deutschland zu helfen, ausfallen. Vier Freunde haben deshalb die Plattform bauersuchthilfe.de gegründet, auf der man sich als Erntehelfer_in eintragen kann. Finanziert wird die Plattform über Spenden von Landwirt_innen, Verbänden oder Privatpersonen.

#NachbarschaftsChallenge

Unter dem Hashtag #Nachbarschaftschallenge posten User_innen auf Twitter und in anderen sozialen Medien momentan Zettel, die sie in ihrer Nachbarschaft aufgehängt haben. Darauf bieten sie allen, die alt oder immunschwach sind, Unterstützung an: Einkäufe, Botengänge oder sonstige Hilfe. Das Ziel soll sein, das Ansteckungsrisiko für diese Gesellschaftsgruppe so gering wie möglich zu halten. Den Anstoß zu dieser Aktion gaben die Twitter-Userin Schla_wienerin und die Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl, die beide aus Wien kommen.

Corona-Hilfe auf Facebook

Auf Facebook haben sich inzwischen viele Gruppen gegründet, in denen Menschen ihre Hilfe anbieten, füreinander da sind und sich austauschen.

Nähaktion für Mund- und Nasenschutzmasken

Weil auch dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) nun die Schutzmasken ausgehen, bittet das DRK in Bielefeld die Bevölkerung darum ihnen Mund- und Nasenschutzmasken zu nähen und spenden. Die dazugehörigen Nähanleitungen sind im Internet zu finden. Mitarbeiter_innen der Schneiderei der Bonner Oper nähen bereits Mundschutzmasken für Rettungskräfte, sowie Bedienstete bei Polizei und Ordnungsamt.

Regenbögen in den Fenstern

Eine Aktion von Kindern in Italien: Sie malen Regenbogenbilder und hängen sie ins Fenster, um zu zeigen, wie wichtig es ist, dass wir im Moment zu Hause bleiben, damit nicht noch mehr Menschen krank werden: „Io non esco!“ heißt übersetzt „Ich bleibe Zuhause!“. Der Regenbogen und die Sonne sollen auch Mut machen: „Andra tutto bene“ heißt übersetzt „Alles wird gut“. Der Verein "Wertvoll - Förderverein der Lebenshilfe Neustadt an der Weinstraße e.V." hat die Aktion aufgegriffen und trägt sie nun in die Welt.

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