Spieglein, Spieglein an der Wand

Hilfe gegen gestörtes Körperselbstbild: Von außen sehen wir uns eher so, wie wir wirklich aussehen

"Ich seh so doof aus!" "Quatsch, das bildest du dir nur ein. Du bist wunderschön!" Solche Dialoge kennt ihr sicher zu Hauf. Dass tatsächlich was an beiden Wahrnehmungen dran ist, zeigen nun Forscher_innen des Experimental Virtual Environments (EVENT) Labors der Universität Barcelona. Denn tatsächlich bewerten wir unseren eigenen Körper negativer aus der Innensicht heraus, als wenn wir ihn von außen betrachten.

In einem Experiment mit 11 Männern und 12 Frauen wurden die Teilnehmer_innen gebeten, einen Fragebogen zu Essstörungen und einen zur Körperformwahrnehmung auszufüllen. Das Forschungsteam erstellte dazu für jede Person drei virtuelle Körper (Avatare): einer basierte auf den vorgestellten Körpermaßen ihres eigenen Körpers, der zweite auf der von ihnen als ideal empfundenen Körperform und der dritte auf ihren realen Körpermaßen. Nachdem diese Computermodelle erstellt worden waren, betrachteten die Teilnehmer_innen sich mittels Virtual Reality aus zwei verschiedenen Perspektiven - in der ersten Person (so wie wir unsere eigenen Körper täglich sehen) und in der dritten Person (wie andere in der Öffentlichkeit uns sehen würden). Anschließend sollten sie die Attraktivität jeder dieser Avatare bewerten.

Der Perspektivwechsel hatte - wie vermutet - tatsächlich einen Einfluss darauf, wie attraktiv sich die Teilnehmer_innen fanden. Die Frauen bewerteten denselben Avatar, wenn sie ihn von außen sahen, als attraktiver als wenn sie ihn aus der Ich-Perspektive wahrgenommen hatten, erklärt Hauptautorin Dr. Solène Neyret. "Wichtig ist, dass wir auch beobachtet haben, dass das Selbstbild, das sich Menschen von ihrem eigenen Körper machen, sehr ungenau ist".

Der Grund für diese Ungenauigkeit könnte darin liegen, dass vorgefasste Urteile eines Individuums über sich selbst Menschen daran hindern, ihr wirkliches Aussehen genau zu beurteilen. Hinzu kommt die Tatsache, dass der von den Teilnehmer_innen beschriebene "ideale Körper" sich sehr stark ähnelte. Ein Indiz, dass das Bild einer "idealen Körperform" innerhalb eines kulturellen Umfelds sehr verbreitet ist.

Durch den Einsatz von Virtual Reality konnten die Teilnehmer_innen eine neue Perspektive auf sich selbst erfahren - und zwar nicht nur physisch. Die Kluft zwischen unserem realen Aussehen und unserer Wahrnehmung könne oft die Ursache für viele Körperwahrnehmungsstörungen sein; diese in der Studie angewandten Techniken könnten in Zukunft für die Behandlung eingesetzt werden, so die Forscher_innen.

"Indem wir unseren weiblichen Teilnehmern ihren wirklichen Körper aus der Perspektive einer dritten Person zeigten, erschien er ihnen attraktiver als wenn derselbe Körper aus der Ich-Perspektive gesehen wurde. Wir glauben, dass diese Methode besonders effizient sein kann, um die Körperzufriedenheit bei Patienten mit Essstörungen zu erhöhen", erklärt Neyret.

Diese Methode könne Patient_innen helfen, die Vorurteile gegenüber ihrem eigenen Körper zu verstehen und sich damit zu beschäftigen, wie sie in der Realität aussehen, die nicht durch negative Selbstbilder überlagert werde. Wenn wir uns selbst aus einer Außenperspektive sähen, könnten wir lernen, unseren Körper objektiver wahrzunehmen und mit einem gesünderen und genaueren Körperbild zu leben.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 19. März 2020