Alles unter Kontrolle?

Wir sind stolz und glücklich, wenn wir das Gefühl haben, etwas zu einem Ereignis beigetragen zu haben

Wie oft habt ihr euch schon einen Lottogewinn herbei gesehnt (natürlich, ohne Lotto zu spielen)? Oder euch einfach gewünscht, irgendetwas Großartiges würde euch einfach so in den Schoß fallen? Seid nicht traurig darüber, wenn es bisher nicht geklappt hat, denn möglicherweise erfüllt euch das viel weniger mit Freude als gedacht. Forscher_innen der Universität Lübeck haben in einer Studie nämlich Hinweise dafür gefunden, dass unser Gefühlsleben auch stark davon abhängt, wie sehr wir zu einem bestimmten Ereignis beigetragen haben. Den Wissenschaftler_innen zufolge steigert es das Wohlbefinden, wenn Situationen als kontrollierbar empfunden werden. Dabei hängt das Gefühl, Kontrolle zu haben, davon ab, ob Menschen glauben, den Lauf der Dinge durch ihr eigenes Handeln beeinflussen zu können. Wenn unsere Erfolge von unserem eigenen Zutun abhängen, sind wir glücklicher und empfinden Stolz.

*Gewinn durch eigenes Zutun verursachen, macht glücklicher*
In ihrer Studie hatte das Forschungsteam 129 junge Erwachsene drei verschiedene einfache Aufgaben lösen lassen, die als unterschiedlich kontrollierbar wahrgenommen, aber alle auf gleiche Weise belohnt wurden. So musste in einer Variante ein Knopf gedrückt werden, der eine Zufallslotterie startete, in einem zweiten Durchlauf sollte auf die Seite einer Münze gewettet werden, und im dritten Versuch sollten die Testpersonen das hellste unter verschieden hellen Feldern heraussuchen. Bei dieser Aufgabe hatten die Testpersonen am stärksten das Gefühl, das Ergebnis beeinflussen zu können und sich die Belohnung verdient zu haben. Zwischendurch sollten sie außerdem einschätzen, wie glücklich und wie stolz sie sich gerade fühlten. Wie erwartet, stieg das Gefühl Kontrolle zu haben erheblich an, wenn der Gewinn von eigenen Fähigkeiten abhing, und Belohnungen machten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer glücklicher; sie berichteten größeren Stolz, wenn sie glaubten, einen Gewinn selbst verursacht zu haben.

"Wir denken, dass das Erleben von Stolz dazu beitragen kann, dass Menschen herausfordernde Umgebungen aufsuchen, die sie auch als kontrollierbar empfinden. In diesem Sinne waren diejenigen, die mehr Stolz erlebten, auch eher bereit auf Geld zu verzichten, um eine kontrollierbare Aufgabe zu spielen", erklärt Frieder Paulus, Professor an der Universität zu Lübeck, der die Studie zusammen mit David Stolz und weiteren Kolleg_innen durchgeführt hat.

Für die Wissenschaftler_innen zeigen die Ergebnisse, dass es nicht immer darum geht, eine bestimmte Belohnung zu erhalten, sondern dass manchmal sogar wünschenswerter sein kann, das Gefühl der Kontrollierbarkeit zu behalten und nicht nur dem Zufall ausgeliefert zu sein.
Die Studie wurde im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 10. März 2020