Die Geschichte von Mika und Lilli

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Henriette Bayer und Sofie List, Jahre

Lilli
Der Lehrer kam an meinen Tisch und überreichte mir das Zeugnis. Er schenkte mir ein dezentes Lächeln und sagte: „Sehr gut Lilli!“ Dann flüsterte er noch dazu: „Du bist die Klassenbeste!“ Ich war so erleichtert und glücklich, dass ich losjodelte und rumsprang. Es klingelte zum Stundenende und ich ging nach Hause. Zuhause angekommen, kam meine Mutter mit einem ernsten Gesicht an und sagte: „Hallo Schatz! Wie war die Schule?“ „Super!“, rief ich, „ich bin die Klassenbeste!“ Da wiederum sagte meine Mutter: „Gut! Ich bin stolz auf dich! Aber ich muss dir etwas sagen. Ich weiß, du liebst diese Schule… aber…dein Vater hat einen neuen Job in einer anderen Stadt gefunden und du musst die Schule wechseln!“

In der neuen Schule
Ich kam in den Klassenraum und 48 Augen starrten mich an. Kaum saß ich an meinem Platz, da kam ein Mädchen in die Klasse, wir alle schauten sie an und letztendlich lief sie schreiend wieder aus dem Klassenraum heraus. Die Lehrerin rief ihr hinterher: „Du kommst sofort wieder rein!“ Doch sie wollte nicht hören. Ich hatte das leichte Gefühl, dass ich sie trösten musste. Also lief ich aus dem Klassenzimmer, und die ganze Klasse schaute verdutzt und wunderte sich. Als ich das Mädchen sah, war sie rot vor Wut. Sie schrie: „Geh weg!!!“ Ich fragte: „Was ist denn los? Ich habe dir nichts getan!“ „Geht dich nichts an!“, schrie sie zurück.  Darauf ging ich beleidigt wieder ins Klassenzimmer und setzte mich hin. Irgendwann kam sie auch ins Klassenzimmer, und ich stellte fest, dass nur noch neben mir ein Platz frei war und sie sich letztendlich neben mich setzen musste. Ich schenkte ihr einen grimmigen Blick und sie erwiderte diesen. Wir gingen uns den ganzen Tag aus dem Weg. Als ich zu Hause war, kam meine Mutter und fragte: „Und? Wie war der Schultag?“ „Ganz gut!“, sagte ich und ging still in mein Zimmer. Ich legte mich ins Bett und dachte an das Mädchen. Ich dachte: „Dieses Mädchen ist so arm! Ich habe sie in einer doofen Situation angemeckert! Ich muss mich entschuldigen!“

Am nächsten Morgen ging ich in die Schule und der Unterricht war wieder richtig langweilig, da Herr Kowintzky mal wieder über seine Katzen redete und Frau Müller versuchte, uns etwas über Dezimalbrüche zu erläutern. Sie scheiterte stetig daran. Die nächsten Stunden gingen wie im Flug rum. Dann in der fünften Stunde ging ich zu dem Mädchen, mit dem ich gestern Streit hatte und überwandt mich, mich zu entschuldigen. Ich hatte Herzklopfen und wusste nicht, was passieren würde. Doch ich traute mich.
Aber als ich zu ihr ging und alles erzählte, was ich falsch gemacht hatte, ging sie einfach weg, ohne einen Laut von sich zu geben. Ich war so entsetzt und überrascht, dass mir Tränen in die Augen kamen. Es war wie ein Stich in meinem Herzen und ich spürte, wie sie mich ignorieren wollte. Ich war so sauer und wollte eigentlich nichts mehr mit ihr zu tun haben…

Mika
Wir bekamen heute unsere Zeugnisse und ich wusste, dass meine Noten nicht besonders gut sein würden, aber dass sie so schlecht waren, hätte ich nie gedacht. In dem Augenblick wusste ich: „Ich muss die Schule wechseln!“

In der neuen Schule nach den Ferien:
„Steh auf Mika, du bist zu spät!“, rief meine Mutter laut. Dies war mein erster Schultag und ich war schon zu spät. Ich rannte zum Bus, aber der war schon abgefahren, und dass meine Mutter mich fuhr, war auch keine Option, denn sie hatte ihr Auto geschrottet. Deshalb ging ich zu Fuß. Als ich in der Schule ankam und in mein neues Klassenzimmer ging, schaute mich die ganze Klasse an. Ich hatte Herzklopfen und mein Mund war so trocken wie eine Wüste. Ich rannte letztendlich wieder schreiend aus dem Raum heraus. Als ich mich draußen in eine Ecke des Flures setzte, folgte mir ein Mädchen mit braunen Haaren und einer zerrissenen Jeans. Sie fragte mich, was los sei. Ich schrie: „Geh weg!“ Doch es lies mich nicht in Ruhe: „Was ist denn jetzt los?! Ich habe dir nichts getan!“ Nach einem kurzen und lauten Dialog ging sie wieder ins Klassenzimmer und auch ich wurde von der Lehrerin aufgefordert, gefälligst in die Klasse zu kommen. Also ging ich in das Klassenzimmer und musste mich leider neben das Mädchen von vorhin setzen. Wir zischten uns ein leises: „Das wird dir noch leidtun!“ und: „Du doofe Kuh!“ zu.
Am nächsten Tag war ich mehr als nur pünktlich in der Schule und setzte mich in den Klassenraum. Ich war die erste im Klassenraum und schrieb in mein Tagebuch: Liebes Tagebuch, ich bin nun an einer neuen Schule und es ist echt schwierig: Da ist ein Mädchen, mit dem ich gestern einen riesen Streit hatte. Außerdem habe ich mich auch nicht besonders beliebt bei meiner neuen Klassenlehrerin gemacht! Nach einem langen und anstrengenden Schultag ging ich nach der fünften Stunde auf den Schulhof. Plötzlich kam das Mädchen von gestern zu mir und faselte irgendwas von: „Ich habe alles falsch gemacht!“ Doch ich konnte ihr nicht verzeihen. Es war noch zu viel Wut in mir drin und ich lief weg. Weit weg. Weit von dem Mädchen weg! Ich wusste einfach nicht mehr weiter…

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