Demokratie und Grundrechte – Scheiß auf Politische Begrifflichkeiten

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von PepsiCarola, 18 Jahre

Was mir wichtig ist – ein Text über das was viele zu verstehen denken und niemand wirklich tut.

Wir lassen uns beeinflussen. Immer und überall. Von den Mitmenschen, Medien oder dem Wetter. Doch was mir wichtig ist, ist nicht darüber zu philosophieren, wie wir uns und das ganze System optimieren können, kein „Danke Politik!“ und auch kein „Ich liebe mein Heimatland.“ In meinem Text geht es um eine ganz andere Art der Toleranz und Akzeptanz. Dies ist meine Sicht auf die Dinge, und ich möchte ihnen dort draußen für einen Augenblick meine Augen schenken.

„Das darfst du nicht!“ Diesen Satz bekommen wir bereits in Kindheitstagen täglich um die Ohren geschmissen. Wir dürfen nichts. So scheint es zumindest aus dem damaligen Blickwinkel. Alles ist verboten, von den Eltern, von der Gesetzeslage, dem Staat, der Tante, dem Kindergärtner oder dem Opa. Wir dürfen nicht sprechen, wenn Erwachsene reden, wir dürfen keine Cola trinken und wir dürfen nicht bis 22 Uhr aufbleiben, weil Morgen ein Kita Ausflug ist. Die ganze Welt scheint ungerecht, doch wir hoffen mit dem älter werden wird es besser. Und es scheint besser zu werden. Wir dürfen mehr und der kleine Teufel der Verbote bekommt einen Engel der Genehmigungen zur Seite gestellt, doch ein Engel kommt selten ohne seinen dunklen Zwilling. Denn mit den Jahren, wenn auch in einem schleichenden Prozess, gesellt sich eine weitere schreckliche Belastung hinzu. Das „Muss“. Natürlich, als kleines Kind muss man sich ebenfalls die Zähne putzen und man muss seine Kleidung wegräumen und vielleicht muss man sogar schon das ganze Haus mit sauber halten, doch das Hinterfragen ist zu diesem Zeitpunkt nicht in dem Ausmaß gegeben, wie es sich später entwickelt. Aber irgendwann ist dieses „Muss“ so groß, dass man beginnt sich Fragen zu stellen. Wieso muss ich dies und wieso muss ich das. Weshalb ist es verpflichtend, dass ich die Schule besuche? Wieso sind diese Gesetze unvermeidbar? Wieso müssen Menschen sterben? Müssen denn Kriege geführt werden? Und zu allem Überfluss gesellt sich zu diesem „Muss“, zu dem „Warum“ und dem „du darfst das nicht“, das Bild einer Welt, die uns vermittelt: „Es ist doch sowieso alles umsonst.“
Wieso muss ich etwas über Demokratie in der Schule lernen, wenn das System doch so aussichtslos scheint? Wieso darf ich mich nicht prügeln, wenn woanders sogar mit Waffen gekämpft wird? Wieso habe ich angebliche Grundrechte, wenn ich doch diese armen Menschen, scheinbar ohne Rechte, auf der Straße sehe? Doch mit den Jahren, mit dem Alter, rücken diese Fragen immer weiter in den Hintergrund. Man passt sich an, an das System, den Staat, die Arbeitswelt und lebt einfach vor sich hin. Man beginnt zu schimpfen, auf die Demokratie, auf die Nazis, auf die Flüchtlinge. Man beginnt seine Kinder anzuschreien: „Das darfst du nicht! Sonst wirst du so wie die!“ meint dabei eigentlich sich selbst und stürzt sich in einen Strudel aus Selbstmitleid und Frustration und das alles aus dem einfachen Grund, dass man mit den falschen Fragen und Antworten begonnen hat.

Aus meinem Blickwinkel sage ich, scheißt auf Demokratie, Nazis, rechts oder links, alt oder jung, Flüchtlinge und Armut. Wir sollen diese Themen nicht vergessen, im Gegenteil, doch indem wir uns in Selbstmitleid ertränken und unsere eigenen Probleme zu Folgen eines Systemfehlers machen, unterstützen wir einen Kreislauf der aus Unzufriedenheit aufgebaut ist. Denn was ich sehe ist das „du darfst!“. Dieses „du darfst“, beginnt bereits bei der Geburt. Du darfst leben. Du durftest in einem Krankenhaus oder bei einer Hausgeburt das Licht der Welt erblicken. Alles was im Leben folgt, ist auf gewisse Standards aufgebaut. Die Nahrung die wir essen, die Kleidung die wir tragen, die Bildung die wir erhalten. Doch egal wie diese Standards vielleicht aussehen mögen, wir dürfen es. Wir dürfen essen, wir dürfen Kleider tragen und wir dürfen in die Schule gehen. Wir beschweren uns über die Demokratie, doch Ali aus der Türkei muss genauso die Schulbank drücken, wie David der gerne Springer und Glatze trägt. Genauso dürfen Peter, Timothy und Juan denselben Zug der deutschen Bahn benutzen. Ich möchte hier keine Klischees bedienen und Rassismus darstellen, im Gegenteil. Alles was uns ungerecht erscheint, was uns ungleich macht und die Rechte nimmt ist von Menschenhand geschaffen und kann von Menschenhand vernichtet werden.

Was mir wichtig ist – das ist nicht in erster Linie Politik, Wissen oder Gerechtigkeit. Was mir wichtig ist, das ist das Sein. Meine Hände, die diese Zeilen auf das Papier bringen und ich darf es. Meine Augen, die alle diese Eindrücke wahrnehmen, lesen und verarbeiten und sie dürfen. Mein Mund der sich öffnen kann und schließen kann, aus dem Worte heraussprudeln, manchmal zu viele, manchmal zu wenig, mit dem ich meine Meinung äußern kann und verdammt nochmal ich darf es! Mein Kopf, in dem Gedanken und Ideen entstehen, in dem Erinnerungen gespeichert sind, die nur mir gehören, in dem Sätze herumschwirren, die nur ich hören kann, Kritik, liebe Worte, mein selbst kreiertes Bild von der Welt und auch das darf ich. Diese Dinge sind nicht allen Menschen von Natur aus gegönnt, oder wurden ihnen genommen, doch jeder Mensch besitzt ein Herz. Eine Seele. Eine Meinung. Ein Ich. 

Ein Herz mit dem man fühlen, spüren, lieben und hassen kann. Ein Herz mit der Kraft, Wunden zu heilen und zu schützen, sich selbst zu schützen. Eine Seele in der man selber wohnt und die man lieben darf. Gefühle die nur einem selbst gehören und die man trotzdem teilen darf. Eine eigene Meinung, ein eigenes Selbst, eigene Erinnerungen, Gefühle und Werte. Leidenschaft und Leben spüren und wir dürfen es! Wir sind wir. Menschen. Ich bin ich. Das ist mein Grundrecht und das ist mir wichtig.

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