Aller guten Dinge...

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Salomander, 18 Jahre

Aller guten Dinge sind drei, wobei, ist drei nicht nur befriedigend? Wollten wir nicht alle lieber eine Eins, ein „Sehr gut“? Einmal ausprobieren, nur einmal. Einmal an der Zigarette ziehen, einmal cool sein. Einmal nicht „nein“ sagen, obwohl man doch sollte und auch wollte, aber einmal mit dabei sein, sich nicht zu fein sein. Einmal nicht treu sein, nur heute, nichts bereuen, sich einmal erfreuen, aber Leute, das ist doch alles nichts Neues. Es ist ja nur einmal und dann nur noch einmal und noch ein allerletztes Mal.

Oder ist einmal keinmal? Einmal gelebt ist keinmal gelebt. Einmal verletzt ist keinmal verletzt und einmal hintergangen ist keinmal hintergangen. Dann ist doch alles halb so schlimm. Einmal ist keinmal, aber keinmal gelebt, ist das nicht einmal zu wenig?
Oder bleibt einmal einmal? Aber einmal ich ist einmal zu wenig du und ich ohne du, das sagt mir nicht zu, denn was ist schon ein Schuh ohne sein Gegenpaar?

Aller guten Dinge sind drei, aber zwei ist doch viel besser. Zwei heißt „Nicht alleine“ und ich meine ohne deine Gegenwart ist doch alles nichts. Zwei Beine, zwei Hände, zwei Ohren, zwei Augen, da ist doch was dran, aber kann das wirklich alles sein? Zwei heißt ein Paar und wie gesagt, wer braucht schon drei Schuhe für zwei Füße? Zweisam bedeutet gemeinsam, nicht einsam, denn wer will das schon sein? Ich meine, wer sagt Bonny kann auch ohne Clyde, der ist doch nicht mehr ganz gescheit. Jeder Tag hat auch eine Nacht und wer braucht schon einen Topf ohne Deckel, einen Rahmen ohne Bild? Welches Zebra ist nur weiß, ich weiß, das ist kein Beweis, aber ohne Scheiß, ein Gleis hat doch auch keine Funktion, wenn kein Zug darüber fahren kann.
Aber nein, das kann nicht sein. Zwei. Fehlt da nicht was? Welche Woche hat denn schon zwei Tage? Welcher Countdown hört bei zwei auf und welches zweijährige Kind kann schon sagen, dass es alles erlebt hat, wirklich gelebt hat?

Aller guten Dinge sind drei, ja drei, das klingt doch gut. Geist, Seele, Körper. Ist das nicht das, was einen Menschen ausmacht? Und verleiht nicht der Dreizack Neptun seine Macht? Das hat ihn doch sicher weit gebracht, hätt` ich gedacht. Und macht sich nicht jeder mal Gedanken über diese drei Fragen? Drei Fragen die wir in uns tragen. Woher? Wozu? Wohin? Fragen die an uns nagen, auch wenn wir sagen: „Uns schlägt das nicht auf den Magen“, dann ist es doch trotzdem so.
Drei. Nicht mehr zwei, sondern Familie. Familie bedeutet doch Glück und glücklich, wer ist das nicht, wenn er eine Mini-Version von sich selbst in den Armen hält? Drei Menschen, eine Familie. Eine Familie, ein zu Hause. Zu Hause, das bedeutet ankommen, sich fallen lassen, Vertrauen.

Gut, besser, am besten, wieder drei.Glücklich, glücklicher, am glücklichsten. Und wer gibt sich schon mit wenig zufrieden, wenn er mehr haben kann oder das meiste und wer nimmt nur eins, wenn er drei haben kann? Aber wann ist dann genug? Der Drang nach mehr, allem hinterher und trotzdem fühlt man sich leer. Wir sind doch eher drei wie dreist und bei drei Chancen ist es doch nicht schlimm zweimal zu enttäuschen. Aber am besten nicht nur drei wie dreist, sondern dreimal dreist, das heißt, nicht nur dreister, sondern am dreistesten.

Oder sagen wir, drei, wie das dritte Rad am Wagen, wer kann schon sagen, dass er das gerne ist?  Drei, wie überflüssig. Drei, wie zwei und einer zu viel, also einer allein. Aber allein, das hatten wir doch schon, allein ist gemein, allein ist nicht Sein.
Drei, wie drei Kreuze machen. Aber nicht mehr erwachen, nicht mehr lachen, es nicht krachen lassen?

Aller guten Dinge sind drei, dabei scheint mir vier viel vollkommener. Mit vier ist doch alles abgedeckt. Norden, Osten, Süden, Westen, vier Himmelsrichtungen. Da müsste doch jeder seinen Weg finden und wenn man die falsche Richtung einschlägt, dann besteht ja immer noch die Möglichkeit sie zu ändern, in anderen Ländern, sich zu finden oder einfach zu verschwinden.

Vier Jahreszeiten. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Und was wäre schon das Jahr ohne eine davon? Ohne ein Meer aus Blüten, die die Welt in ein verzaubertes Märchen verwandeln. Ohne ausgelassene Strandbesuche, eine Abkühlung im kalten Wasser. Ohne bunte Blätter, die im Wind schaukeln. Ohne vergnügte Gesichter, die sich an der weißen Pracht erfreuen, sich nicht scheuen, nicht bereuen, sich darauf einzulassen, es zu nehmen, wie es kommt. Vier, da ist doch an Alles gedacht, es wär doch gelacht, wenn damit keiner zufrieden ist. Ich meine, Wasser, Feuer, Luft und Erde, doch ich werde das Gefühl nicht los, dass das nicht passt.

Vier ist wie ein Ganzes aber in Teilen, ein ganzes Teil, aber des Ganzen Teil, nicht nur ein Teil, sondern vier. Viermal Teilen ist viermal Freude machen und viermal ist ganz. Das heißt, obwohl man teilt, bleibt sie ganz und heißt es nicht „geteilte Freude ist doppelte Freude?“ Also verdoppeln wir das Ganze, nicht ein Ganzes, sondern zwei Ganze. Dann haben wir doch wieder Teile. Zwei Ganze sind doch zwei halbe Ganze vom ganzen Ganzen, denn zwei ist doch halb vier und zwei Teile. Und Teilen verdoppelt, also ganz viel Ganzes, das ist doch für alle genug. Ich meine vier, da ist doch an Alles gedacht, oder an Alle? Aber wer kann schon an Alle denken? Man ist doch selber schon alles, ich meine, alles andere als zufrieden und man hat doch selber nicht genug. Vier, das ist doch viermal mehr was man noch selber braucht und vier, das sind doch nur vier Sorgen zu viel und vier für mich allein, das ist doch nicht mehr für alle genug, wie kann da vier überhaupt ausreichend sein?

Aller guten Dinge sind drei, oder drei plus zwei, das macht dann fünf. Fünf Sinne in mir drinne, wenn ich mich recht entsinne. Hören, Sehen, Riechen, Schmecken, Tasten und es würde uns doch sehr belasten, wenn einer davon fehlt. Zu verzichten auf den Klang ehrlicher, nett gemeinter Worte, auf die Gänsehaut, de eine einfache Melodie in uns auslösen kann. Zu verzichten auf den Anblick eines zauberhaften Sonnenuntergangs, eines wolkenlosen Sternenhimmels oder eines echten Lächelns, das einem den Tag versüßen kann. Zu verzichten auf den angenehmen Duft einer blühenden Sommerwiese, eines frisch aus dem Ofen kommenden Kuchens. Zu verzichten auf den Geschmack eines guten Mahls oder eines Lächelns, deines Lächelns. Zu verzichten auf das Gefühl, in einem weichen Kissen zu versinken, das Gefühl einer starken Hand, die einen hält und einem Sicherheit gibt.
Fünf Sinne, aber sinnen wir nicht alle nach mehr? Fünf Sinne, aber wer hat schon einen einzigen? Und Sinn, was ist das überhaupt? Ist Sinn ergeben, nach höherem streben oder einfach sein Leben leben und eben nicht abzuheben um voll durchzustarten? Oder ist Sinn Gewinn aber wohin damit? Und wenn er zerrinnt dann beginnt der Sinn doch seinen Sinn zu verlieren, nicht mehr zu funktionieren und dann ist der Sinn dahin, aber wohin, ich mein, ich bin mir sicher, nicht in mir drin oder spinn ich einfach nur?

Aller guten Dinge sind drei, oder zwei plus drei, aber doppelt, also zehn, ich hoffe, ihr könnt mich verstehn. Zehn, wie zehn von zehn. Zehn, wie perfekt. Keine Mängel, keine Macken, keine Fehler oder fehlt da einfach nur ein genauer Blick?
Zehn Finger und jeder ist von Bedeutung. Der Daumen um zu greifen, etwas festzuhalten, das man liebt, um es nicht zu verlieren. Der Zeigefinger zum Zeigen, den richtigen Weg zeigen oder zeigen, was man einander bedeutet. Der Mittelfinger, dessen Warnung selbst einer versteht, der nicht meine Sprache spricht auch wenn ich nicht erpicht darauf bin, ihn zu benutzen. Der Ringfinger, der als eine Art Beziehungsstatus fungiert, wenn er mit einem Ring verziert ist. Und last but not least der kleine Finger, den man ganz hoheitsvoll weg spreitzt, um seinen königlichen Tee zu genießen. Zehn Finger, das sind zwei Hände, die sich gegenseitig Halt und Sicherheit geben können.
Oder zehn, wie der Spielmacher auf dem Fußballfeld, so was wie ein Held, der einen Plan erstellt und in seiner Welt alles unter Kontrolle hat. Quasi jeder Zug ein „Schachmatt“ und macht alle Gegner platt. Zehn, wie zehn zahme Ziegen, aber wer braucht schon zehn Zentner Zucker und vor allem, was will man damit im Zoo? Den Gorillas zeigen wie man Kuchen backt?
Vielleicht eher zehn wie Zentaur, nichts Halbes und nichts Ganzes und eigentlich gehört man nirgendwo wirklich dazu und im nu ist man allein. Zehn, wie Zentrum, aber wer kann schon sagen, dass er selbst nicht sein eigenes Zentrum ist? Sich um sich selber drehen, nicht die Bedürfnisse der Anderen sehen, immer nur mit dem Kopf durch die Wand gehen und dann behaupten, einen würde einfach keiner verstehen. Und zehn wie zehn Prozent, das klingt doch eher nach aufgeben weil streben nach 100 Prozent ist doch sowieso vergebens und was scheint da schon lebenswert?

Aller guten Dinge sind drei, wobei, spielt das wirklich eine Rolle? Ist die Menge wirklich von Bedeutung? Vielleicht kommt es gar nicht darauf an, wie viel wir tun, sondern was und wie. Vielleicht geht es gar nicht um die Drei, sondern um die guten Dinge. Ich meine, wenn wir auf unser Leben zurück sehen, sind es nicht die guten Dinge, von denen wir sagen können, dass sie unser Leben bis jetzt lebenswert gemacht haben? Und wer führt schon eine Strichliste und sagt, es war erst gut, wenn er eine bestimmte Anzahl erreicht hat? Gut ist nicht immer einfach aber gut, das kann jeder, weder du noch ich können sagen: „Für mich ist das nichts.“ Und gut, das brauchen wir Alle, denn wenn ich falle, dann ist es doch gut wenn mich jemand hält und meine Welt wieder ins Gleichgewicht bringt.
Gut macht einen fröhlich wenn man schlechte Laune hat und anstatt sich zu beklagen oder böse Worte zu sagen ist gut, sich wieder zu vertragen. Ich meine, nur weil alles Gute von oben kommt, heißt es nicht, dass gut nicht in unserer Verantwortung liegt. Und selbst wenn am Ende alles gut wird, dann liegt es doch an uns, es schon vorher gut zu machen und nicht tatenlos dazusitzen und auf das Ende zu warten.
Gut heißt nicht später, sondern jetzt, denn das wäre schlecht und es wäre doch gerecht wenn gut für Alle da wäre. Und gut ist doch gar nicht so kompliziert, eigentlich funktioniert es wie geschmiert wenn nur einer anfängt. Gut hat die Eigenschaft, sich exponentiell zu vermehren wenn man ihm Raum dazu gibt. Gut verschenken, bedeutet gut zurückzubekommen und gut bekommen, bedeutet nicht nur gut zurückzugeben, sondern auch gut weiterzugeben und zu erleben, wie sich gut immer weiter ausbreiten kann.
Gut kann auch mal auf Hindernisse stoßen, aber sollten wir nicht Böses mit Gutem vergelten? Gut ist die einzigartige Möglichkeit schlecht zu verringern und sich selbst dabei zu vermehren. Klingt das nicht vielversprechend? Gut ist gut, also hab den Mut und probier es doch mal aus!

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