No plastic: Essbare Verpackungen aus Algen?

Die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Innovative Lösungen, Kunststoffverpackungen aus Erdöl durch Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen zu ersetzen, sind notwendig. Sind Lebensmittelverpackungen aus Algen eine Lösung?

© Hochschule Bremerhaven

Verpackungen aus Kunststoff landen nach einmaligem Gebrauch häufig im Müll. Die Müllberge werden immer höher, Reste gelangen als Mikroplastik im Meer und der wichtige Rohstoff Erdöl wird einfach verschwendet. Forscher_innen der Hochschule Bremerhaven hatten die innovative Idee, Verpackungen aus nachwachsenden regionalen Rohstoffen, hier konkret aus Algen, herzustellen. Algen sind nachhaltig und man kann die Algen-Verpackung bestenfalls - nachdem man die darin enthaltenen Lebensmittel gegessen hat - direkt mitessen ;-)

Die LizzyNet-Redaktion sprach mit der Projektleiterin Frau Prof. Dr. Friederike Reimhold über das Projekt "Mak-Pak – Verpackungslösungen aus Makroalgen".

*Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Algen als Rohstoff für Lebensmittelverpackungen zu verwenden? Welche Vorteile bieten Algen, und wo kommen sie her?*
Wir haben damals bei der Projektplanung nach einem nachwachsenden Rohstoff gesucht, der mit unserer Region in Verbindung gebracht werden kann. Zunächst waren auch Restströme aus der Fischindustrie, wie beispielsweise Schuppen, Haut und/oder Gräten angedacht. Wir haben uns dann sehr schnell auf Makroalgen verständigt, da wir durch die Küstennähe und die günstige geografische Lage zu Helgoland einen idealen, nachwachsenden Rohstoff "vor der Tür" haben.

Die Algen kommen aus unserer Region, werden aber speziell für unser Vorhaben in der Aquakultur herangezogen, da wir nicht in den natürlichen Kreislauf der Natur eingreifen wollen. Vorteile sind insbesondere in der Nährwertzusammensetzung und in der Abbaubarkeit zu sehen.

*Die Verpackung von Lebensmitteln ist eine sehr heikle Angelegenheit, da viele Vorschriften beachtet werden müssen. Verpackungen müssen das Produkt schützen (Transport) ohne dass sie Schadstoffe an die Lebensmittel abgeben. Können Sie schon sagen, ob Algen ein guter Rohstoff für Lebensmittelverpackungen sind?*
Unsere Versuche zeigen bis dato, dass sich der Rohstoff sehr gut für den Zweck - Verpacken von Lebensmitteln - eignet. Welche Lebensmittel dafür geeignet sind und welche nicht, dass wird nun in den kommenden Monaten getestet. Auf Zusatzstoffe zur Haltbarmachung etc. wollen wir dabei verzichten.
Darüberhinaus werden auch Verbrauchertests durchgeführt, um die Eignung und Akzeptanz zu prüfen.

*Wie nachhaltig sind Verpackungen aus Algen? Was passiert mit den Verpackungen nach dem Gebrauch? Können Sie kompostiert werden?*
Algen sind biologisch abbaubar. Wie unsere Verpackung später entsorgt werden muss und welche Abbauzeiten nötig sind, sind Fragestellungen, die nach Herstellung des ersten Prototypens auf uns zu kommen.

© Hochschule Bremerhaven

Wer ist an diesem Projekt beteiligt? Wie läuft die Zusammenarbeit konkret ab?

Das Projekt ist ein Kooperationsprojekt der Hochschule (HS) Bremerhaven (Lebensmitteltechnologie), dem Alfred-Wegener-Institut (AWI) und der Firma Nordsee.
Die Aufgabenteilung verhält sich wie folgt: Das AWI ist insbesondere für die Entwicklung einer Aquakulturmaßnahme für die Züchtung/Gewinnung geeigneter Algen verantwortlich. Die Hochschule übernimmt in diesem Projekt den technologischen Part, also die Verarbeitung der Algenrohmasse zum Verpackungsmaterial. Die Firma Nordsee ist für das Design und die lebensmittelsicherheitsrelevanten Faktoren zuständig.

*Wie geht es nach der Erprobungsphase weiter? Wird es bundesweit Verpackungen aus Algen geben?*
Derzeit wird ein Schutzrecht beantragt.

*Was wünschen Sie sich für Ihre Forschung in der Zukunft?*
Ich wünsche mir, dass wir unsere Ziele erreichen und einen Beitrag für die Reduzierung von kunststoffbasierten Verpackungsmaterialien leisten können. Und natürlich, dass wir weiterhin als gutes Forschungsteam zusammenarbeiten werden.

*Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit Ihrer Forschung.*

Weitere Infos zum Projekt findest du hier

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 22.08.2019