Liebes Tagebuch, ...

Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Daerwen, 12 Jahre


Liebes Tagebuch,                                                        Lörrach, 10.11.2018

ich weiß, ich weiß. Es tut mir leid, dass ich dir so lange nichts mehr von meinem Leben berichtet habe, aber ich hatte einfach keine Zeit dazu, und außerdem ist so gut wie nichts passiert. Nun ja, eigentlich ist nichts passiert. Bis auf das Verhauen der Mathe-Arbeit gestern ... egal. Der heutige Tag hat mich allerdings innerlich so aufgewühlt, dass ich dir einfach schreiben musste, um wieder Ordnung in meinen Kopf und meine Gedankenwelt zu bringen. Zuerst lief noch alles ganz normal ab, doch dann haben mich die Kindernachrichten, die ich mir wie immer mit meiner kleinen Schwester angesehen habe, aus der tristen Welt eines immer gleichbleibenden Tagesablaufes gerissen. Bis zu einem bestimmten Punkt waren die Nachrichten wie in Watte gepackt an mir vorbeigerauscht und nichts war dabei in meinem Kopf hängengeblieben, doch dann hat der Satz „Internet - praktische Sache oder umweltschädlich?“ mich aus meinen Gedanken gerissen und ich lauschte zum ersten Mal wirklich aufmerksam der Nachrichtensprecherin: „Internet. Eine praktische Sache oder etwas, das mehr Schaden anrichtet als gedacht? Nur die wenigsten Menschen von uns, die wir alle täglich im Internet surfen, wissen, wie schädlich es eigentlich für die Umwelt ist.“ Mehr als diese Worte habe ich zunächst nicht mitbekommen, denn meine kleine Schwester Elli musste mir natürlich erst einmal vorwerfen, wie schlecht mein Handy für die Umwelt sei. Ich schlug ihr auf den Arm, und sie sah sehr beleidigt aus, schwieg aber, sodass ich der Frau im Fernsehen weiter zuhören konnte. Sie meinte, dass das Internet vor allem durch die Rechenzentren, in denen die Daten, die wir beim Surfen erzeugen, verarbeitet werden, aufwendig gekühlt werden müssten und dadurch viel Strom verbrauchten. Außerdem seien auch die Geräte, mit denen wir ins Internet gingen, sehr umweltschädlich, da sie alle mit Strom aufgeladen werden müssten. Wow. Das hatte ich nicht gewusst. Wenn durch das Nutzen des Internets so viel Strom verbraucht wurde, wie viel Strom hatte ich dann diese Woche unbewusst verbraucht als ich im Internet gewesen war? Wie oft war ich überhaupt im Internet gewesen? Also, ich hatte mir jeden Morgen das Wetter für den kommenden Tag angeschaut, die Bedeutung von ein paar Wörtern für den Deutschunterricht überprüft, mehrere E-Mails verschickt, mit meiner besten Freundin gechattet, mehrere Geschichten auf einem Internetportal gelesen und ein paar Musikvideos angeschaut. Mannomann, das war echt eine Menge! Dadurch habe ich wohl nicht gerade wenig Strom verbraucht, und bestimmt war dadurch auch eine Menge CO2 in mein Umfeld geraten. Über diese Erkenntnis war ich total erschrocken und meine Gedanken begannen in größeren Dimensionen zu kreisen. Durch mein Handy, dass ich bereits seit 3 Jahren besaß, hatte ich auch seit 3 Jahren unbegrenzten Zugang zum Internet, den ich auch ausnutzte - wie viel Strom hatte ich dadurch wohl verbraucht? Und dann ist da ja auch noch mein Laptop … Nach diesen Nachrichten war ich mir nur noch in einer Sache sicher, die meinen Stromverbrauch betraf: Er ist nicht so gering, wie ich die ganze Zeit gedacht habe. Den ganzen Abend war ich entsetzt über das, was ich erfahren hatte, und immer neue Fragen kamen in meinem Kopf auf. Man muss doch etwas gegen diesen abnormal hohen Stromverbrauch tun können! In meinen Gedanken ließ ich mir noch einmal alles durch den Kopf gehen, das ich durch meine Rechnungen vorhin hindurch gehört hatte und plötzlich fiel mir etwas ein: Die Frau hatte etwas gesagt, was man tun könnte! Sie meinte, dass die Rechenzentren, in denen die ganzen Daten aus dem Internet verarbeitet würden, eine große Hitze erzeugten, die man zum Heizen nutzen könnte. Sie sagte allerdings auch, dass es nur eine Idee wäre, die vorläufig wohl nicht umgesetzt werden würde. Mist! Ich hatte schon gehofft, dass das mit dem Stromverbrauch doch nicht so schlimm sein würde. Ich verstehe das nicht. Da haben sie schon eine Idee, und setzen sie nicht in die Tat um. Was brachte die Idee dann überhaupt? Hoffentlich gibt es bald eine Möglichkeit, sie doch umzusetzen. Das würde mich echt erleichtern. ... Für heute muss ich Schluss machen, denn es wird dunkel und ich möchte das Licht nicht anmachen, um nicht noch mehr Strom zu verbrauchen, wo ich doch schon mein Zimmer heize.
Es wird wohl eine Weile dauern, bis ich dir wieder schreibe, deshalb entschuldige ich mich schon im Voraus.
Gute Nacht,
Lia


31.12.2018
Liebes Tagebuch,
wie schon angekündigt konnte ich dir lange nicht schreiben. In der Schule war einfach so viel los, und ich habe es ehrlich gesagt auch einfach vergessen. Auch heute konnte ich mich nur gerade so loseisen, denn meine Mutter wollte, dass ich das ganze Silvester mit meiner Familie verbringe. Allerdings musste ich dir einfach meine Wünsche für das neue Jahr mitteilen, denn ich will sie auf keinen Fall vergessen. Im Grunde genommen ist es nur ein Wunsch, dafür aber ein ganz wichtiger: Ich wünsche mir, dass all die Probleme für unsere Umwelt, die existieren, ins Nichts verschwinden und eine völlig heile Welt hinterlassen. Grün, bewohnt und von den Menschen unzerstört. Ohne uns, die ihre Ressourcen ausbeuten, und ihre Tierwelt auslöschen. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass das nicht eintreten wird, doch träumen kann man ja immer.
So, jetzt muss ich aber wieder zurück zu meinen Eltern. Sie warten bestimmt schon auf mich, wo wir doch noch einmal auf den Berg laufen wollten. Mama hat gesagt, dass sie Raketen gekauft haben. Ich bin mir nicht so sicher, wie gut die für die Umwelt sind. Vielleicht sollte ich mal im Internet nachschauen. Obwohl, vermutlich ist das Suchen im Internet schon umweltschädlicher als das Abschießen der Raketen … ich lasse es wohl doch lieber sein.
Bis zum nächsten Mal im neuen Jahr,
Lia

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Autorin / Autor: Daerwen, 12 Jahre