Bad Mojo - Redux

Neuauflage eines Adventure-Klassikers

Bei Bad Mojo Redux handelt es sich um die für schnellere Computer adaptierte Neuauflage des Adventure-Klassikers Bad Mojo von 1996. Hierbei wurden Grafik und Gameplay gänzlich unangetastet gelassen. Wenn ein neun Jahre altes Spiel unverändert neu veröffentlicht und für den doch vergleichsweise stolzen Preis von 20 Euro verkauft wird, muss es doch schon was Besonderes sein, oder? Und richtig, beim Spielen stellte sich schnell heraus, dass sich Bad Mojo’s großer Vorteil gegenüber anderen Spielen in einem Wort beschreiben lässt: Anders.

Der große Häh?-Effekt

In Bad Mojo schlüpft man in die Rolle von Roger Samms, einem Entomologen, der in einem Zimmer über einer heruntergekommenen Bar in San Fransisco haust. In der Eingangssequenz sieht man ihn, wie er seine Sachen und einen Koffer voll illegal erworbenen Geldes packt, sich darauf freut, seinen Vermieter Eddie um die Miete zu prellen und sein neues Leben in Mexiko zu beginnen… nur um dann plötzlich von einem geheimnisvollen Amulett in eine Küchenschabe verwandelt zu werden. Erstmal großer Häh-Effekt.

Steuerung eines Schabenlebens

Von nun an krabbelt man als Schabe durch die gefährliche und realistisch eklige Welt von Eddie’s Bar, wo diverse Tiere, Elektrogeräte und Insektenfallen nur darauf warten, einem den Garaus zu machen. Die Steuerung ist denkbar simpel: Benötigt werden nur die vier Pfeiltasten, mit denen man sich (logischerweise) nach vorne, zurück, links und recht bewegen kann. Da Schaben nun mal keine Taschen haben, darf man auch nicht mit dem von anderen Adventurespielen gewohnten Inventar oder komplexen Kombinationsrätseln rechnen. Stattdessen beschränkt sich die Interaktion mit der Welt darauf, Dinge zu verschieben, indem man mit dem Kopf dagegen rennt.

Bloß frickelig und nervtötend?

Am Anfang hätte ich das Spiel fast schon gleich wieder aufgegeben. Die Steuerung mit den Pfeiltasten ist nervtötend frickelig, wenn man sich damit durch enge, kurvige Passagen navigieren muss und bei Schieberätseln, wo es auf jeden Millimeter ankommt, sollte man schon mal Coolpacks fürs verkrampfte Handgelenk einplanen. Außerdem hat man aus einem mir absolut nicht nachvollziehbaren Grund nur eine begrenzte Anzahl von Leben (fünf, um genau zu sein), und da es sehr, sehr einfach ist, an der gleichen Stelle mehrmals hintereinander zu sterben, ist viel langwieriges Neuladen an der Tagesordnung.

Nein, sondern süchtigmachender Spielspaß!

Spielspaß kam bei mir erst auf, als sich langsam die Story erschloss, und sich herausstellte, das der wahre Sinn des Spiels darin besteht, die gesamte Vorgeschichte herauszufinden, die zu dem Szenario aus der Eröffnungssequenz geführt hat. Ohne irgendwelche Spoiler geben zu wollen, lässt sich hier nur sagen, dass ich diese Geschichte sehr gut gemacht fand, und das Sammeln von Hinweisen sich als überraschend süchtig machend herausgestellt hat.

Andere kleine Vor- und Nachteile

Die Grafik ist auf einem modernen Bildschirm schon fast unerträglich pixelig, aber man kann noch erkennen, mit wie viel Liebe zum Detail das Ganze ursprünglich programmiert wurde. Natürlich sind die Details, von denen wir hier reden zum größten Teil verdorbene Lebensmittel, tote Insekten und Ratten und diverse andere schmutzige und schleimige Dinge. Falls sich also jemand schon von dieser Beschreibung abgeschreckt fühlt, ist jetzt der Zeitpunkt, umzukehren und nie wieder an dieses Spiel zu denken. Die Filme der Schnittsequenzen sind ein wenig gemischt; von der Optik her sehen sie grottig übertrieben gespielt aus, aber die deutsche Synchronisation ist so professionell, dass es vieles wieder wettmacht. Außerdem basieren die Filme auf Quicktime, was ein wenig knifflig sein kann. Ich selber musste erstmal alle Quicktime-Codecs auf meinem Rechner deinstallieren und nur noch den beim Spiel mitgelieferten neuinstallieren, bevor ich das Spiel überhaupt ans Laufen gekriegt habe, hatte danach aber keinerlei Probleme mehr. Von anderen Leuten habe ich jedoch gehört, dass die Schnittsequenzen bei ihnen öfters das Spiel zum Absturz gebracht haben.

Ist das Spiel sein Geld wert?

Um also noch mal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Ist dieses Spiel seine 20 Euro wert? Für mich selber würde ich sagen ja, aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Um rauszufinden, ob sich die Investition für einen lohnt, sollte man sich fragen, ob einem Rätsel was ausmachen, bei denen man nur wenig „Menschenkontakt“ hat (die Spiele, die Bad Mojo in dieser Hinsicht noch am ehesten nahe kommen sind imho die der Myst-Reihe). Außerdem hilft es sehr stark, wenn man mal wieder Lust darauf hat, was wirklich Anderes zu spielen.

Autorin / Autor: zachanassian - Stand: 23. November 2005