Junge Engagierte statt öder Diplomaten

Deutsche Jugendliche traten in New York für eine friedliche und atomwaffenfreie Welt ein

Am 28. Mai dieses Jahres begann meine Reise nach New York. Ich, Sabrina Apicella, sollte bis zum 14. Juni zusammen mit etwa 40 Jugendlichen aus ganz Deutschland, mitten in Manhattan untergebracht, die UN-Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages vor Ort kritisch begleiten und durch kreative Aktionen bereichern.

So kam es, dass die NPT Youth Action und die Aktion Völkerrecht in der West Park Presbyterian Church nahe des Central Parks komplett erschöpft von der langen Reise und voller Erwartungen das erste Mal aufeinander trafen.

Sonnenblumen für den Frieden

Schon bei den Vorbereitungstreffen in Deutschland hatte sich heraus gestellt, wie viele Aufgaben wir Jugendlichen in New York haben würden.

Neben der Mahnwache gegenüber des UN-Gebäudes, bei der wir die mit Friedensvisionen bemalten Tücher der deutschlandweiten Aktion „Mal dir den Frieden“ aufhängten, gab es noch zahlreiche weitere Aufgaben, die es zu erfüllen galt. Zum Beispiel gab es die Aktion „Growing Flowers instead of falling Bombs“, bei der wir Sonnenblumensamen an Delegierte verschenkten, die diese in ihren Ländern aussähen sollten, damit bald weltweit die Sonnenblume, Zeichen für Frieden und Abrüstung, blühen würde. Auch der Aktion Völkerrecht halfen wir wo wir konnten, vor allem beim Aufbau ihres Schutzwalles für das Völkerrecht. Dann mussten Pressemitteilungen verfasst und verschickt, Gespräche mit Entscheidungsträgern geführt und ausgewertet werden und natürlich gab es viele Treffen mit den anderen Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs). Ein Haufen Arbeit! Um die Zeit effizienter zu gestalten, hatten wir die Aufgabenfelder aufgeteilt.

So gab es schließlich eine Lobbygruppe, eine Aktionsgruppe und die Pressegruppe, bei der ich mitarbeitete. Unser Kalender war mehr als voll, was zur Folge hatte, dass wenig Zeit blieb, um New York zu erkunden oder einfach das gute Wetter im Central Park zu genießen und dabei die Gedanken etwas zu ordnen.

Demo gegen Atomwaffen

Die Zeit bis zum Ende der Aktionsreise verging wie im Fluge. Gleich am 1. Mai hatten wir unseren ersten großen Auftritt bei der „No Nukes- No War“-Demo. Hier demonstrierten wir zusammen mit 15000 anderen AtomwaffengegnerInnen und dies quer durch Manhattan. Dabei begegneten wir neben vielen Menschen aus der ganzen Welt vielen JapanerInnen, die auch die nächsten Tage an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki 1945 erinnerten. Die Demo endete im Central Park, wo ich drei Hibakusha kennen lernte. Sie haben mich am meisten davon überzeugen können, wie wichtig die vollkommene Abrüstung ist, denn von allen Waffen ist die Atomwaffen mit Abstand die schrecklichste von allen. Gerade jetzt in diesem Moment existieren noch 30 000 Atombomben, vielleicht die Hälfte von ihnen auf Knopfdruck startbar…

Begegnungen

Weitere Begegnungen in New York haben mich sehr bewegt. Da waren zum Beispiel der zu Tränen gerührte deutsche Diplomat im Deutschen Generalkonsulat oder Fischer, den wir kurz trafen. Auch die Rede, die die „Internationale Jugend“ vor der UN hielt, kam mehr als gut an, sogar bei den Mandatträgern.

Einer meiner persönlichen Höhepunkte war folgender: Als der Zeitpunkt bei einem Fototermin mit den Mayors for Peace gekommen war, steuerte ich zielstrebig auf Herbert Schmalstieg zu und zog ihn zur Seite, um mit ihm über seinen Redebeitrag vor der UNO und über die Welt zu reden. Aus dem gedachten Interview wurde ein sehr langes und persönliches Gespräch, aus dem ich eine Menge Selbstbewusstsein und Kraft ziehen konnte. Genau wie aus der ganzen Reise.

Zum Glück, denn am 27. Juni endete die Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages ergebnislos. Die Länder konnten sich nicht einigen. Ein Grund mehr, den Kampf gegen Atomwaffen selber in die Hand zu nehmen, oder?

Autorin / Autor: appismiles - Stand: 13. Juli 2005