Baustoffrecycling Martin Blöcher

Vom Dach-Balken bis zum Gartentor - Martin Blöcher recycelt alte Häuser und baut sie für ein zweites Leben wieder auf

Ihr Unternehmen bietet eine beachtliche Palette historischer Baustoffe bis hin zu ganzen (Fachwerk-)häusern an. Erzählen Sie uns, wie  es dazu kam?

Ich hatte immer schon eine besondere Beziehung zu alten Häusern und Höfen und ihrem Charme; vor 30 Jahren gab es noch viele alte leerstehende Häuser, und als junge Leute fragten wir vor dem Abriss immer nach, ob wir bestimmte Bauteile aus dem Haus "retten" könnten, um sie zum Beispiel in unseren WGs weiterzuverwenden. Nicht nur, weil sie schön aussehen, sondern auch aus dem Gedanken heraus, dass es eben nachhaltig ist, diese wertvollen Dinge weiterzuverwenden. Bevor ich das jetzige Unternehmen in der Alten Ziegelei in Entrup bei Lemgo gründete, hatte ich auch schon Erfahrungen als Biolandwirt gemacht, und dieses Denken im Kreisläufen setze ich heute nicht nur mit meiner Firma um, sondern betreibe es auch in meinen Permakulturprojekten. Ich hatte Glück, dass ich die denkmalgeschützte Alte Ziegelei erwerben konnte, denn für die Aufbewahrung und Aufarbeitung der Bauwerke braucht man ein großes Gelände. In Städten und Ballungsräumen ist sowas ja unbezahlbar.

Wie kommen Sie an die Materialien?

Mittlerweile ist mein Unternehmen so bekannt - auch überregional, dass ich vor einem Abriss historischer Bauten von Bauunternehmen angefragt werde, ob ich den Rückbau übernehme. Und da unsere Firma bekannt dafür ist, dass wir den kompletten Rückbau übernehmen und das meiste davon auch weiterhin für einen Wiederaufbau erhalten bleibt, sind wir sehr gefragt. Es gibt inzwischen so einiges an Billigkonkurrenz auf dem Markt, aber diese Firmen holen sich oft nur einzelne Teile aus dem Haus, von denen sie denken, dass sie sich gut verkaufen lassen und hinterlassen dabei einen einzigen Scherbenhaufen.

Wer sind die Kund_innen, die Interesse an den historischen Baumaterialien haben?

Da ist vom Privatmann bis zum Stararchitekten alles dabei. Wir bauen zum Beispiel ganze abgebaute Häuser auf anderen Grundstücken wieder auf, verwerten auch einzelne Bauteile, um originelle Inneneinrichtungen für die Gastronomie zu bauen, oder wir entwerfen und bauen Gartenhäuser und Wintergärten aus antiken Baumaterialien. Zu uns kommen aber auch Leute, die Interesse haben an einzelnen Bauteilen, wie zum Beispiel antiken Steintrögen, schmiedeeisernen Zäunen oder wunderschönen Haustüren aus 100 Jahre altem Holz.

Allerdings muss man sagen, dass die Nachfrage doch in den letzten Jahren sehr zurückgeht, da immer mehr Baumärkte auf antik gemachte Produkte verkaufen, die den alten Materialien täuschend ähnlich sehen. Nicht selten kommt es vor, dass Kunden sich dann bei uns die Inspiration für ihre Inneneinrichtung holen und dann aber nicht bei Blöcher die echten antiken Eichendielen kaufen, sondern sich beim Baumarkt um die Ecke das billigere Klickparkett im Vintage-Look holen, was dann natürlich nicht besonders nachhaltig ist.
Hinzu kommt, dass immer mehr auch von privat an privat angeboten wird über Portale im Internet, oder dass öffentlich finanzierte Recyclinghöfe uns das Geschäftsleben schwer machen, weil dort oft Ein-Euro-Jobber eingesetzt werden. Damit kann ich nicht konkurrieren, denn ich muss meine Mitarbeiter ja regulär bezahlen.

Welchen Beitrag liefert der historische Baustoffhandel in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umwelt- und Ressourcenschutz?

Das Thema Re-use und Wiederverwendung von altem Baumaterial ist ja nichts Neues. Denken Sie nur an die "Trümmerfrauen", die nach dem Krieg die Backsteine aus den Schuttbergen geholt haben, um sie für den Aufbau neuer Häuser aufzubereiten. Auch gab es nach den beiden Weltkriegen eine alte Bauverordnung, die das Fällen von Bäumen für Bauholz nur genehmigte, wenn keine alten Balken in der Nähe mehr zur Verfügung standen. Heute ist das natürlich anders: Für die "ganz normalen" Häuser werden Ressourcen ohne Ende verbraucht, ohne groß auf die Umwelt zu achten. Mitschuld daran ist übrigens auch die Tatsache, dass wir in immer größeren Häusern und Wohnungen leben. Von daher ist die größte Aufgabe des historischen Baustoffhandels im Moment, das Wissen um traditionelle Bauweisen und Nachhaltigkeit für die Zukunft zu bewahren.

Martin Blöchers Unternehmen im Internet