Ich schieße... doch!

Engagierter Roman über ein wichtiges Thema, bei dem die Autorin nur manchmal über dasa Ziel hinaus schießt.

Bis zur fünften Klasse hatte Niko Grasberg immer gute Noten und ging relativ gern zur Schule, aber dann änderte sich alles schlagartig. Seine drei Mitschüler Kevin, Raphael und Matthias begannen, ihn zu beleidigen und zu erniedrigen. Jetzt ist er in der achten Klasse – seine Zensuren sind schon lange im Keller und die Demütigungen werden immer schlimmer, es kommt sogar zu tätlichen Angriffen. Seiner Mutter kann er sich nicht anvertrauen, weil sie gerade ihren Job verloren hat und in Depressionen versinkt, und auf seinen großen Bruder Tom hatte er schon immer einen gewissen Hass, weil der stets einen Tick besser zu sein scheint als Niko. Für ihn da ist nur seine kleine Schwester Louisa, aber helfen kann sie ihm natürlich auch nicht. Dann stellt sich Hanna, ein Mädchen aus seiner Klasse, mit dem er zunächst nichts zu tun haben will, weil es ziemlich dick ist und von allen nur XXL genannt wird, auf seine Seite und wird kurz darauf ebenfalls bedroht. Niko beginnt, die Schule zu schwänzen, und spielt bei Tag und Nacht brutale Computerspiele, in denen er Menschen erschießt, denen er die Namen seiner Peiniger gibt. Er kommt auf die Idee, dies auch in Wirklichkeit zu tun – fehlt nur noch eine Waffe...

*Eindringlich aber sprachlich zurückhaltend*
Die Autorin schreibt ziemlich eindringlich und ermöglicht es dem Leser sehr gut, sich in die gequälte Hauptperson hineinzuversetzen. Sie schildert alles recht genau und man bekommt die Angst, mit der es Niko zu tun hat, richtig zu spüren. Trotzdem merkt man, dass es sich um einen Roman und keinen Tatsachenbericht handelt, da die handelnden Figuren, so auch die Jugendlichen, in einer doch relativ gewählten Sprache miteinander kommunizieren – alles klingt recht zensiert (bis auf einige „Kraftausdrücke“, die in Anbetracht der ansonsten angewandten Sprache fehl am Platz erscheinen). Aber Gedanken und Emotionen kommen dennoch gut herüber und weiter ist am Stil nichts zu bemängeln.

*Meine Meinung*
Ich halte dieses Buch für durchaus lesenswert. Elisabeth Zöller beschäftigt sich engagiert und intensiv mit dem Geschehen, schießt nur hin und wieder über das Ziel hinaus – beispielweise verwandelt sich die Hauptperson Niko durch Computerspiele zu einer „gefährlichen Bestie“ und wird sogar zu seiner geliebten Familie unausstehlich; das scheint sehr übertrieben, klischeehaft und relativ unrealistisch. Dennoch geht es um ein wichtiges und bewegendes Thema, und trotz kleiner Ausrutscher kann ich den Roman nur empfehlen.

Autorin / Autor: MissLiss - Stand: 25. Juli 2005