Die Abenteur des Ruben Jablonski

Autor: Edgar Hilsenrath

Zeichnung eines Oberkörpers

Ruben Jablonski, ein jüdischer Junge, ist, nachdem die Russen ihn 1944 aus dem Getto Mogilve-Podolsk befreit haben, vor allem auf der Suche nach einer Heimat. Aber auch sein Wunsch nach dem erwachsen werden und sein Verlangen, endlich mit einem Mädchen zu schlafen, gehören zu den zentralen Themen dieses Abenteuerromans.

*Auf der Suche nach der Heimat*
Er macht sich auf nach Palästina, dem gelobten Land, in dem gerade ein freier Judenstaat entsteht – Israel.
Während seiner weiteren Reisen quer durch den Balkan und den Nahen Osten festigt sich in Ruben Jablonski immer mehr ein Lebenstraum – er will Schriftsteller werden und allen über seine grausame Zeit im Getto berichten. Doch es wird zu einem Kampf, diesen Lebenstraum zu verwirklichen.
1948 trifft Ruben in Frankreich wieder mit seiner Familie zusammen. Die Zeiten als Tagelöhner, Weltenbummler und Aufreißer sind vorbei. Auch seinen Lebenstraum muss er vorerst auf Eis legen. Zum einen, weil sein Vater nichts davon hält, dass er Schriftsteller werden will und ihm stattdessen einen Ausbildungsplatz besorgt. Und zum anderen, weil Ruben beim Schreiben eine Art Blockade hat. 1951 macht sich Ruben Jablonski auf den Weg nach Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – das richtige Land, um einen Traum zu verwirklichen?

*Hintergrund des Buches*
Edgar Hilsenrath flüchtete 1938 nach Rumänien und wurde anschließend 1941 in einem jüdischen Getto in der Ukraine gefangen genommen. Er überlebte und wanderte 1945 nach Palästina, 1951 in die USA aus. Seine Erlebnisse und Empfindungen aus dieser Zeit bilden das Fundament seines Buches „Die Abenteuer des Ruben Jablonski“.

*Interessant, aber teilweise zu deftig*
Dieses Buch ist sehr bewegend, und ein etwas anderer Lesestoff über das Leben von Juden im und in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Auch die Sprache ist besonders – hart, realistisch, präzise und ohne Schnörkel berichtet Edgar Hilsenrath von dem Leben des Ruben Jablonski. Die gewollt kurzen und prägnanten Dialoge wirken manchmal etwas abgehackt und verfehlen das eigentliche Ziel dieses Buches – zu zeigen, wie es für die Juden nach dem zweiten Weltkrieg war.
Im Nachwort von Helmut Braun wird über Ruben gesagt: „Er muss essen, trinken, sich kleiden, braucht ein Dach über dem Kopf und er will Sex, Sex, Sex.“ Besonders der letzte Teil dieses Zitates greift einen, in meinen Augen, großen Nachteil dieses Buches auf. Ruben scheint sexbesessen, nur wenn er eine neue Flamme hat, vergisst er seine Probleme und sein Leben scheint wieder einen Sinn zu haben. Dies ist an und für sich noch nicht weiter schlimm, jedoch benutzt der Autor, um diesen Teil von Rubens „Abenteuern" zu beschreiben, meiner Meinung nach eine zu deftige Sprache.
Insgesamt hat mir das Buch aber doch sehr gut gefallen, da es nicht von der „typischen Flucht“ der Juden handelt, sondern auch die weltlichen Umstände und den Versuch vieler Juden, sich in Palästina ein neues Leben aufzubauen, mit einbezieht.

Autorin / Autor: anacotica - Stand: 6. Juni 2007