Anton und Albert

Einsendung zum Wettbewerb "Schreiben mit allen Sinnen" von Tabea, 17 Jahre

Es war im Winter, ein Tag an dem die Flocken es unmöglich machten etwas zu sehen, vor allem, wenn das eine Auge auch noch bläulich angeschwollen ist.
Ich konnte ein Piepen vernehmen und hatte dann auch bald entdeckt woher es kam, in etwa einem Meter Entfernung war ein blauer Fleck.
Der piepende Fleck stellte sich als ein blaues Küken heraus, ja tatsächlich ein flauschig weiches Küken in königsblau.
Ich taufte es kurzerhand Albert. Komischerweise machte die Kälte Albert nichts aus, aber da es trotzdem so sehr piepte, hob ich es behutsam mit meiner Hand hoch.
Ich nahm Albert mit und erfuhr die Wärme, die eine Freundschaft mit sich bringt. Albert war für Andere nicht sichtbar. Mich störte dies nicht, ich war auch nur Anton der Unsichtbare für alle.
Nur ich sah Albert und nur Albert sah mich.
Leider erfuhr ich auch bald, wie hart einen der Verlust eines Freundes trifft. Mit dem Heilungsprozess meines Auges schien Albert immer mehr zu schwinden, zwischenzeitlich schwankte auch die Farbe seines Gefieders zwischen grün und lila.
Schließlich kam der Tag an dem ich aufwachte und Albert fort war. In der Schule prügelte ich mich und hatte wieder ein blaues Auge, doch Albert kam nie wieder.

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Autorin / Autor: Tabea, 17 Jahre