Leichtgläubiges Internet

Die Verbreitung von Fehlinformationen im Internet wird zu einem ernsten Problem. Die Leichtgläubigkeit der Nutzer_innen steigt währenddessen immer weiter an.

Was schwarz auf weiß geschrieben steht, das muss doch wahr sein, oder? An diesem Glauben scheinen viele Internetnutzer noch immer festzuhalten. Aber nur, weil eine Information im Internet beliebt ist und von tausenden von Menschen auf sozialen Netzwerken geteilt wird, muss sie noch lange nicht stimmen. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall.

Dadurch, dass es die Verbreitung von Nachrichten über das Internet unglaublich schnell geht und es keine Unterbrechung zwischen der Weitergabe vom Verfasser an den Konsumenten gibt, lässt sich häufig schwer kontrollieren, wo eine Information überhaupt herkommt und ob die Quelle verlässlich ist. Diese Kommunikationsweise kann so schnell in Spekulationen, Gerüchten und Misstrauen resultieren.

Die Verbreitung von Fehlinformationen kann verheerende Folgen haben. So haben online veröffentlichte, falsche Informationen über die Ebola-Epidemie Verwirrung unter Gesundheitshelfern gestiftet, eine einfache militärische Übung wurde als Anfang eines neuen Bürgerkrieges in den USA aufgefasst und 2011 behauptete ein Blogger gar, dass es sich beim Klimawandel um einen Betrug handele und alles konstruiert worden sei, um die Freiheitsrechte einzuschränken und die Demokratie zu schwächen. Ein alltäglicheres Beispiel sind Meldungen, die vom Tod quicklebendiger Schauspielern berichten. Gibt man etwa "Morgan Freeman" bei Google ein, ist der dritte Suchvorschlag der Beisatz "tot".

Aus diesen und anderen Gründen hat das World Economic Forum die Verbreitung von Fehlinformationen via Internet als eine der größten Bedrohungen unserer Gesellschaft aufgelistet. Aktuelle Forschungen haben außerdem ergeben, dass Nutzer leichtgläubiger werden, wenn sie einer erhöhten Menge von unbegründeten Gerüchten ausgesetzt werden. Das kritische Denken wird auf diese Weise quasi abgeschaltet.

Ob ein Individuum eine Behauptung glaubt oder nicht, hängt stark von seinen sozialen Normen und von der Übereinstimmung der Behauptung mit seinen Überzeugungen ab. Wer etwas glauben will, der wird nicht lange an der Richtigkeit eines Artikels zweifeln.

Im Rahmen einer Studie zu der Art und Weise, wie sich Informationen auf sozialen Netzwerken überhaupt verbreiten, hat eine Gruppe italienischer und amerikanischer Forscher die Verteilung von Verschwörungstheorien und wissenschaftlichen Nachrichten auf Facebook verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass User sich hauptsächlich in homogenen und polarisierten Gruppen bewegen, sie kommunizieren also zum größten Teil mit Menschen, die die gleichen Interessen wie sie selbst haben. Für die Überprüfung, ob eine Nachricht wirklich stimmt, kann dies sehr problematisch sein. Einerseits werden die Auffassungen von Nutzern in solchen Gruppen noch einmal verstärkt, und andererseits werden auch Nachrichten aus unzuverlässigen Quellen bestätigt, weil die Gruppenmitglieder durch ihre gemeinsamen Interessen alle voreingenommen sind. Die Popularität von Nachrichten steigt so immer weiter.

Dies erklärt auch, warum Verschwörungstheorien beliebter werden, je länger sie veröffentlicht sind. Wissenschaftliche News hingegen werden meist schneller verbreitet und sind vor allem in den ersten Stunden nach Veröffentlichung beliebt. Mit der Zeit geht die Popularität dann wieder zurück. Bei Verschwörungstheorien ist genau das Gegenteil der Fall, und diese Langlebigkeit macht Fehlinformationen auch so gefährlich.

Behaltet also immer im Auge, aus welcher Quelle eine Information kommt und ob sie ausreichend belegt werden kann. Wissenschaftliche Artikel werden etwa in der Regel durch gesammelte Daten, empirische Umfragen, Experimente und ihre Ergebnisse verifiziert. Nur weil eine abstruse Information auf Facebook und Co. gerade von jedem geteilt wird, muss sie nicht unbedingt stimmen. In diesem Fall sollte man sich immer über mehrere Quellen informieren. Lasst euch das kritische Denken nicht nehmen!

Quelle

Autorin / Autor: Jana Schaefer - Stand: 6. Januar 2016