Kopflos!

"Thinspiration"-Bilder in sozialen Netzwerken zeigen sexualisierte Teilkörper

Unter dem Tag "Thinspiration" werden im Internet Bilder von extrem dünnen Frauen verbreitet. Vor allem in der sogenannten Pro-Ana-Szene werden mit solchen Bilder schwere Essstörungen verharmlost und ihre Opfer als Vorbilder dargestellt, die andere "inspirieren" sollen, sich ebenfalls bis auf die Knochen herunter zu hungern.

Wer auf twitter oder Pinterest nach diesen Schlagwörtern sucht, der bekommt wirklich Unschönes gezeigt: Kopflose Frauen aus Haut und Knochen, dürre Beine, Oberkörper, bei denen die Rippen hervorstechen, Beine, bei denen die Knie dicker als die Oberschenkel sind. Vor allem auf twitter werden dabei bevorzugt Bilder verbreitet, die ausschließlich Körperpartien zeigen, selten aber den ganzen Mensch. Auffällig oft fehlt dabei der Kopf.

Dadurch entstehe eine entkörperlichte Norm, die junge Frauen möglicherweise zu extremen Diäten, exzessiven Sport und Esstörungen treiben könne, meint die Forscherin Jannath Ghaznavi von der University of California, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Laramie D. Taylor 300 Bilder auf Pinterest und twitter analysiert hat, die unter dem Tag "thinspiration" oder "thinspo" zu finden waren. Neben den abgeschnittenen Köpfen bemerkten die Forscherinnen eine auffällige Sexualisierung.

"Stellen Sie sich ein Mädchen im Teenageralter oder eine junge Frau vor, die nach Inspiration sucht und dabei Ausdrücke wie attraktiv, hübsch oder fit verwendet. Sie wird mit großer Wahrscheinlichkeit Bilder von kopflosen, leicht bekleideten, sexualisierten Frauen und ihren Körperteilen finden."

Wie sich der Anblick solcher Bilder auf die Betrachterinnen auswirkt, wurde in dieser Studie nicht untersucht. Die Forscherinnen verweisen jedoch auf Studien, die gezeigt haben, dass der wiederholte Anblick solcher Inhalte zu Körperunzufriedenheit und Essstörungen führen kann und ähnlich funktioniert wie Werbung: Werbung dafür, dieses ultradünne, unerreichbare und ungesunde Ideal mit allen Mitteln zu erreichen.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden kürzlich im Fachjournal "Body Image: An International Journal of Research" veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion / Quelle: eurekalert.org - Stand: 11. Mai 2015