SchülerVZ als Singlebörse?

Geständisse einer Betroffenen

Wer kennt es nicht? Das Schülervz. Kaum einer ist nicht dort zu finden. Doch an manch einem Tag frage ich mich, wie wäre es ohne? Und zu meinem bedauern habe ich feststellen müssen, das das Leben mit Schülervz viel einfacher erscheint.

Ganze Klassen, eröffnen ihre eigenen Gruppen, über Lehrer, man fragt, wie es mit den Hausaufgaben aussieht und keiner scheint diesem Svz-Virus zu entkommen. Aber warum auch? Hat sich doch das Vz einen Namen gemacht – heute fragt keiner mehr nach der Handynummer. Gefragt wird nur, ob der andere auch im Vz angemeldet ist. Ist ja auch unglaublich praktisch. Man erfährt immer sofort, was die anderen gerade so machen, kann sich die neusten Fotos von der letzten Party ansehen und heimlich Leute ausspionieren.

Studivz, Meinvz und auch Emovz, es scheint bald für jeden Lebensstil und jedes Lebensalter ein Vz zu geben. Klar, man hält Kontakt zu einigen Menschen, die man ohne vielleicht nie mehr „gesehen“ hätte und man findet andere, die mit einem die Interessen teilen. Man gründet Gruppe um Gruppe, für jeden einzelnen besten Freund, für jeden Freundschaft-“Verband“, egal ob man gute oder schlechte Eigenschaften hat. Unter den Gruppen scheint man alles zu finden. Alles um einen Menschen kennen zu lernen? Dazu muss man sich nur um die 50 Gruppen unter dem Profil durchlesen. Auch Massenverlinkungen auf Sonnenuntergangs Bildern, Herzchen oder Sternen sind zumindest genau so angesagt wie alberne Abkürzungen für die beste Freundin.

Und tatsächlich fällt auch mir auf, einer regelmäßigen Nutzerin vom Svz, das diese Vz's immer mehr zu einer Art „Singlebörse“ mutieren. Wie hieß noch mal der Typ von der letzten Party? Schon landet man auf dem Profil. Kann seine Bilder ansehen, seine Hobbys erfahren und ganz unbemerkt Stunden um Stunden auf diesem Profil verbringen. Nein, der Schwarm wird nicht mehr in der Schule angesprochen, ist es doch viel einfacher, auf seiner Vz Pinnwand einen Eintrag zu hinterlassen. Schreiben ist ja sowieso viel einfacher als reden.

Gruppen wie „Wenn du wüsstest wie oft ich auf deinem Profil war“, sind voller Mitglieder des Vz's die man wohl durchaus auch als Stalker bezeichnen könnte. Auffällig viele weibliche Mitglieder sind darin außerdem zu finden. Tage, Stunden, jederzeit, immer wenn sie Online sind, spionieren sie andere aus. Meist wohl der „heimliche“ Schwarm. Schließlich will die Frau von heute ja gut vorbereitet sein und wissen, wie der andere so Tickt. Aber ob sich das so einfach erkennen lässt, an einem Profil im Vz? Und waren die Vz's als eine Art „Singlebörse“ gedacht?

Auch ich muss gestehen – ohne das Schülervz hätte ich wohl den Kontakt zu einigen Freunden verloren. Und auch neue Menschen kann man wunderbar kennen lernen. Aber eines sollte nicht vergessen werden – die Vz's sind im Internet. Man sollte gut darüber nachdenken, was man von sich preisgibt und was nicht. Denn jeder kann sich das Profil unbemerkt ansehen.

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Autorin / Autor: badmoonlight, - Stand: 17. Dezember 2008