Kai Meyer hat schon das ein oder andere Buch veröffentlicht. “Wellenläufer“, „Das gläserne Wort“ und „Seide und Schwert“ sind nur einige Titel. Nun ist sein neues Werk „Arkadien erwacht“ erschienen und ich durfte das Hörbuch für Lizzynet hören.

Vorweg sei gesagt, es handelt sich in alter Kai-Meyer-Manier um eine Trilogie. Trotzdem ist so einiges anders als in den vorherigen Büchern. Diese spielen entweder in der Vergangenheit oder sind zeitlos. „Arkadien erwacht“ hingehen handelt im Hier und Jetzt. Rosa, die Protagonistin, fliegt mit dem Flugzeug und hört iPod. Doch auch ein Hauch Klassik findet man zwischen den Seiten. „ 'Arkadien erwacht' ist wie Romeo und Julia von Shakespeare, nur anderes und moderner“ schreibt ein begeisterter Leser im Internet. Und tatsächlich erinnert die Story an das Theaterstück.

Rosa ist 17 und hat die Nase voll vom Leben bei ihrer Mutter. Darum beschließt sie, von den USA zurück nach Sizilien zu ziehen, denn dort ist sie geboren. Bei ihrer Flugreise geht so einiges schief, doch sie lernt auch Alessandro kennen. Sie findet ihn interessant. Das würde sie sich in ihrer sarkastischen und aufmüpfigen Art nie eingestehen. Erst mal lernt sie aber ihre etwas andere Familie in Italien kennen. Der Alcantara-Clan, zu dem ihr toter Vater gehörte, ist ein Teil der Mafia. Schnell findet sie heraus, dass Alessandro zum Canavare-Clan gehört und somit zu einem verhassten Gegner des Alcantara wird. Das hindert Rosa aber nicht daran, sich weiterhin mit ihm zu treffen. Ein ums andere Mal gerät sie dadurch in Lebensgefahr. Die beiden kommen sich immer näher. Schon wie bei Shakespeare versuchen die Clans ihr Bestes, um diese Liebe im Keim zu ersticken. Das Buch steckt voller Rätsel und ungelöster Geheimnisse. Das wird auch den beiden Hauptfiguren nach einiger Zeit klar. An einer - sehr gefühlvollen – Stelle im Buch macht Alessandro deutlich, wie das Leben in der Mafia ist. Er erzählt von einer Kindheit voller Lügen, in der die Eltern eine normale Familie vorspielen. Es gibt Gerüchte über Leichen in Seen, von den niemand genau sagen kann, ob sie stimmen. Man wird irgendwann auf Akten stoßen, die dieses oder noch viel schlimmere Geheimnisse bestätigen.

Warum heißt das Buch nun Arkadien erwacht? Unter den Sizilianern gibt es eine Sage. Sie besagt, dass Atlantis auch einen zweiten Namen gehabt haben soll – Arkadien. Weiterhin erzählt sie von einem kannibalischen König und Zeus, der auf die Erde kommt, um die Menschen zu bestrafen. Er soll den König in einen Wolf verwandelt haben. Um nicht zu viel zu verraten, geht die Sage an dieser Stelle nicht weiter. Wer wissen möchte, was dann passierte, muss das Buch lesen oder noch besser die CD hören. Nur soviel sei gesagt: Das Cover ist sehr treffend gestaltet.

Kai Meyer hat es wieder geschafft, tolle Charaktere zu entwerfen. Rosa ist zu meinem Lieblingscharakter geworden, auch wenn sie mir anfangs alles andere als sympathisch war. Ihre selbstbewusste und distanzierte Art fand ich übertrieben, als ich mit dem Hören begonnen habe. Sie klaut, ist unfreundlich und unangepasst. Später öffnet sie sich und der Leser/Hörer erfährt mehr über sie und ihre Vergangenheit. Ehe man sich versieht, hat man sie schon in sein Herz geschlossen. Doch auch die Schauplätze sind dem Autor wieder sehr gut gelungen. Hier passt das Zitat der „Welt“ sehr gut. „Meyers große Stärke neben der originellen Figurenzeichnung sind die Bilder, die er in den Köpfen der Leser heraufbeschwört, atmosphärisch dichte Breitbandpanoramen.“ Man fühlt sich als sein man selbst auf Sizilien und der Seewind weht um die eigene Nase.

Was mir an diesem Hörbuch besonders gut gefällt ist, dass Kai Meyer von seinem Waisenkindschema losgekommen ist. In allen seinen Büchern, die ich bereits gelesen habe, ist die Protagonistin ein Waisenkind. Einen kleinen Wehmutstropfen gibt es dennoch. An vielen Stellen kann man herausahnen wie es weitergehen wird. Erst an einer viel späteren Stelle merkt das dann auch der Charakter und handelt entsprechend.

Das Hörbuch ist eine leicht gekürzte Fassung des Buches. Auf 6 CDs wird Rosas Geschichte erzählt. Insgesamt kann man ihr 508 Minuten lauschen. Andreas Fröhlich liest Arkadien erwacht. Er hat schon mehrere Bücher von Kai Meyer gelesen. Anderen ist er vielleicht als Bob von den drei Fragezeichen bekannt. Auch dieses Mal ist es wieder schön, wenn die von ihm gelesenen Worte zu Bildern werden. Ich mag die Art, wie er vorliest, sehr gerne. So fällt es leicht, alle CDs nacheinander zu hören. Am Ende der CD lässt aber auch er viele Fragen offen. So bleibt mir nur noch auf den nächsten Arkadien-Teil zu warten.

*Erschienen bei: Silberfisch-Hoerbuch*