Wer war das? "Dichter und Denker"

Christine Schulz-Reiss
Informatives Nachschlagewerk und spannender, unterhaltsamer Lesestoff

„Wer war das? – Dichter und Denker“ von Christiane Schulz-Reiss ist eine selten amüsante Art und Weise, sich der Welt der großen Geister zu nähern. Schon im Inhaltsverzeichnis wird klar, dass dieses Buch nicht ist wie jedes andere – statt die Namen der Personen zu verraten, die in den einzelnen Kapiteln vorgestellt werden, nennt es lediglich kryptische Titel wie „Schlaflos in Paris“, „Das Mädchen spielen und Helden frisieren“ oder „Die breiten Schultern der Philosophie“. Wer genau wissen will, welcher Vertreter der schreibenden Zunft auf welcher Seite genannt wird, muss schon bis ganz nach hinten blättern – dort findet sich ein zweites Inhaltsverzeichnis, in dem die Rätsel aufgelöst werden.

Aber dieses Vorgehen empfiehlt sich zumindest beim ersten Lesen ohnehin nicht. Viel mehr Spaß bringt es, einfach ein beliebiges Kapitel aufzuschlagen – oder sich von vorn nach hinten durchzuarbeiten – und sich zuallererst mit der einseitigen Einführung in das Leben jedes Autors zu beschäftigen, in dem jeweils mehr oder weniger bekannte Merkwürdigkeiten aus dessen Leben genannt werden. Dann ist das kleine Erfolgserlebnis garantiert, wenn man endlich dahinter kommt, wer sich hinter der Beschreibung verbirgt – oder das Aha-Erlebnis beim Umblättern, wo der Name dann endlich genannt wird. Dabei weisen die jedem Kapitel vorangestellten Texte unterschiedliche Schwierigkeitsgrade auf – einige Anekdoten kennt man vielleicht, andere eher nicht. So ist es wahrscheinlich, dass jemand, der sich schon einmal aus irgendeinem Grund mit Schillers Biographie beschäftigt hat, auch die Geschichte mit den faulen Äpfeln kennt, von deren Geruch er sich gern inspirieren ließ. Aber wer hat schon einmal gehört, dass Rainer Maria Rilke als Kind der Mutter die verstorbene Schwester ersetzen sollte?

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Spannender, unterhaltsamer Lesestoff

Diesen kleinen Anekdoten folgt jedes Mal eine mehrseitige, kurzweilige Biographie des vorgestellten Schriftstellers. Dabei kommen bekannte Größen wie Goethe, Sokrates und Shakespeare ebenso zum Zug wie andere Klassiker, die zwar dem Namen nach bekannt sind, über deren Leben aber eher selten gesprochen wird – beispielsweise Daniel Defoe, Anette von Droste-Hülshoff oder Fjodor Dostojewski. Abgeschlossen wird jedes der dreißig Kapitel von einer kurzen, etwa halbseitigen Bemerkung darüber, wie sich Werk und Leben des Autors auch auf spätere Jahre und Jahrhunderte auswirkten.

Damit schafft es „Wer war das? – Dichter und Denker“, beides zu sein: informatives Nachschlagewerk, in dem Leben und Wirken großer Schriftsteller und Philosophen beleuchtet werden, und spannender, unterhaltsamer Lesestoff, der einem nicht im geringsten das Gefühl gibt, belehren zu wollen.

*Erschienen im Loewe-Verlag*

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Autorin / Autor: pfefferminztea - Stand: 2. Feburar 2009