I don’t weiß

Studie: Wie Bilder der Heimat die Zweitsprache vertreiben

Da unterhält man sich im Ausland fließend mit dem netten Spanier, schon kommt ein deutscher Tourist um die Ecke und das Spanisch kommt ins Stocken. Inwiefern visuelle Reize der eigenen Kultur das Sprechen der Zweitsprache beeinflussen, wollten die ForscherInnen um Shu Zhang von der Columbia Business School in New York herausfinden. Das Ergebnis ihrer aktuellen Studie: Betrachten Ausländer Symbole ihrer Heimat, so tun sie sich tatsächlich auf einmal schwer mit der Landessprache.

Als Testpersonen dienten ihnen Studenten, die aus China in die USA gekommen waren, um dort zu studieren. Sie sprachen fließend Englisch. Die ForscherInnen spielten ihnen Tonbandaufnahmen vor, in denen Studenten auf Englisch über den Alltag an einer amerikanischen Uni berichteten. Anschließend sollten die Testpersonen selbst ihre Erfahrungen schildern – auf Englisch versteht sich. Währenddessen blendeten die ForscherInnen auf einem Computerbildschirm unterschiedliche Gesichter und Gegenstände ein. Manche Testpersonen sahen asiatische Gesichter, andere amerikanische, manche sahen typisch chinesische Symbole wie Drachen, traditionelle Vasen, Schriftzeichen oder die chinesische Mauer, andere sahen den Mount Rushmore und andere typisch amerikanische Sehenswürdigkeiten. Die ForscherInnen zeichneten die Äußerungen der chinesischen StudentInnen auf und beobachteten die Sprachgeschwindigkeit sowie die Flüssigkeit des Sprechens. Das Ergebnis: Erblickten die Testpersonen etwas typisch Chinesisches auf dem Bildschirm, so verschlechterte sich ihr Englisch. Dies zeigte sich auch in ähnlichen Experimenten, wenn die Chinesen etwa nach dem Blick auf die Chinesische Mauer das englische Wort für Pistazie benennen sollten und automatisch das passende Wort aus ihrer Heimatsprache wörtlich ins Englische übersetzten. Die pistachio wurde so zur happy nut.

Ein Bild genügte, um die Chinesen gedanklich in ihr Heimatland zu versetzen und so die Fremdsprache zu stören. Schnell lässt man sich von dem Heimischen ablenken. Die ForscherInnen vermuten, dass sich deshalb Einwanderer oft mit dem Erlernen der neuen Sprache schwerer tun, wenn sie lange unter ihresgleichen verweilen.

Ob das Prinzip auch umgekehrt funktioniert? Beim nächsten Versuch, Französisch zu lernen werden wir uns einen Mini-Eifelturm auf den Schreibtisch stellen, uns an einem Croissant erfreuen und französische Chansons im Hintergrund dudeln lassen. Und ihr?

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 20. Juni 2013