"Es wird zu wenig Werbung gemacht für Technik-Berufe"

Mariesa Tielkemeier (14) über MINTrelation: "Vor allem die Chance, die Firma und verschiedene Berufe direkt kennenzulernen ist motivierend."

Du machst mit  im Projekt MINTrelation und erkundest technische Berufe in Metallunternehmen. Was ist deine Motivation dabei?

Meine Motivation ist, immer Neues dazu zu lernen. Auch dass man sich mit den anderen Mädels bei den Workshops austauscht machr die Sache interessant. Aber vor allem die Chance, die Firma und verschiedene Berufe direkt kennenzulernen ist motivierend. Diese Chance bietet sich nämlich nicht oft, dass man direkt in die Firmen gehen darf und dort alles miterlebt. Außerdem erlauben uns die Botschafterinnen selbst zu entscheiden, was man sich genauer ansehen oder auch ausprobieren will, so dass die Motivation auch nach mehreren Betriebsbesichtigungen nicht weniger wird.

Hast du schon früher an ähnlichen Aktionen teilgenommen?

Leider habe ich früher nicht an ähnlichen Projekten teilgenommen, aber wenn ich gewusst hätte, dass es solche gibt, hätte ich es bestimmt gemacht. Auch auf das Projekt MINTrelation bin ich nur zufällig gestoßen: Ich habe einen kurzen Bericht darüber in der Zeitung gelesen. Weil es mich interessiert hat, habe ich im Internet genauer nachgeschaut und mich dann auch schon angemeldet.

Was gefällt dir besonders an MINTrelation?

An dem Projekt gefällt mir ziemlich viel, da ist es ziemlich schwer zu sagen, was mir am meisten gefällt. Ich finde es gut, dass man sich auch mit den anderen Mädchen austauschen kann, Erfahrungen teilen kann, etc. Über LizzyNet ist man beim Projekt dabei und erfährt über Berichte auch, was in anderen Betrieben so los ist. Besonders gut ist es auch, dass jeder einem Betrieb zugeteilt wurde und dort auch die Botschafterin hat. So ist man direkt in dem Betrieb und kann alles selbst entdecken. Und wenn man Fragen hat, dann kann man einfach eine Botschafterin fragen. Dank der Botschafterinnen lernt man schon Leute aus dem Betrieb kennen und man kann sich nach Betriebsbesichtigungen ein besseres Bild von der Firma machen. Außerdem lernt man durch das Projekt technische Berufe besser kennen. Dadurch, dass man diese Berufe ansprechender für Mädchen darstellen will, werden diese Berufe auch für einen selbst ansprechender und interessanter. Und durch das Projekt lernt man auch neben den Workshops automatisch viel dazu. Nämlich, wie man mit anderen Leuten, die man kaum kennt, plant, organisiert oder wie man überhaupt Projekte macht.

Was glaubst du, warum immer noch so wenige Mädchen in technische Berufe gehen?

Ich glaube, das liegt an mehreren Dingen. Zum Teil liegt es glaube ich auch daran, dass technische Berufe früher hauptsächlich typisch für Männer waren. Es war früher ziemlich unüblich, dass Frauen zum Beispiel Ingenieur oder Erlektriker oder etwas ähnliches waren. Aber in den letzten Jahren hat sich alles sehr verändert, auch die Rollenverteilung bei Männern und Frauen, und trotzdem sind heute immer noch mehr Männer als Frauen in technischen Berufen tätig. Ich glaube, diese Berufe sind für viele Mädchen einfach zu schlicht oder monoton dargestellt. Wahrscheinlich wissen viele gar nicht so genau, was man in diesen Berufen macht; daher sagen viele Mädchen automatisch, dass dies kein Beruf für sie sei. Dass dieser Beruf gerade für Mädchen spannend ist, habe ich persönlich auch in noch keiner Werbung oder auf Broschüren gesehen. Es wird zu wenig Werbung gemacht für diese Berufe, und wahrscheinlich hängt es noch etwas von früher drin, dass technische Berufe eher Männer-Berufe sind.

Was denkst du über die Medien? Wie könnten sie mehr zur Verbesserung des Bekanntheitsgrades und des Images dieser Berufe beitragen?

Wie ich eben zum Teil schon gesagt habe, könnte man überhaupt mehr Werbung für diese Berufe machen und in der Werbung speziell Mädchen ansprechen. Man könnte diese Werbung spannender gestalten als das Bild, das viele von Technik haben. Man könnte aber auch noch zusätzlich in Schulen gehen und diese Berufe vorstellen, am besten für die Mädchen durch weibliche Mitarbeiterinnen.

Was müsste sich deiner Meinung nach bei Schulen, Lehrer/innen und Berufsberater/innen ändern, damit mehr Mädchen einen technischen Beruf wählen?

In der Schule finden viele Mädchen z.B. Physik oft langweilig. Das liegt zum Teil daran, dass die Physiklehrer (zumindest an unserer Schule) oft etwas älter sind. Aber wenn nicht immer nur geredet, sondern öfters Experimente gemacht würden, dann wäre es gleich spannender. Auch Projekte im Bereich Technik machen den Unterricht interessanter. Eine Möglichkeit, mehr Mädchen anzuregen Fächer im technischen Bereich zu wählen, ist vermutlich, ihnen zu sagen, wie gefragt diese Berufe zur Zeit sind. Dies ist einer von vielen Punkten, der zum Wählen diesen Faches anregt. Und technische Berufe sind im Moment sehr gefragt. Aber natürlich ist es auch sehr wichtig, diese Berufe an Schulen besser und spannender darzustellen. Auch Berufsberater sollten mehr Mädchen diesen Beruf vorschlagen, da viele - bestimmt weil sie es nicht ausprobiert haben - gar nicht wissen, dass diese Berufe oder Fächer ihnen liegen. Oder aber, wie ich schon schrieb, sie fanden das Thema Technik bis jetzt zu eintönig. Berufsberater könnten mehr über die Vielfältigkeit im Bereich Technik erzählen.

Ein Schwerpunkt von MINTrelation ist ja, dass ihr Mädchen euch  von außen auch mal anschaut, wie „frauenfreundlich“ der Betrieb ist und wie „jugendgerecht“ er künftige Auszubildende anspricht. Kannst du dazu schon was sagen?

Da ich noch nicht so oft in meinem Betrieb war, kann ich noch nicht so viel darüber sagen, ob der Betrieb frauenfreunlich ist. Was ich aber sagen kann, ist, dass der Betrieb insgesamt menschenfreundlich und auch familienfreundlich ist, also vermutlich auch frauenfreundlich. Auch für die Auszubildenden ist es dort sehr ansprechend und jugendfreundlich. Die Auszubildenen sind in einem extra Raum unter sich und arbeiten an individuellen Projekten. Jeder kann hier sein Projekt verändern wie er will. Die Möglichkeiten sind besonders für junge Leute ansprechend, Mädchen wie Jungen. Als ich da war, arbeitete zum Beispiel jemand an einem Roboter, ein anderer hat verschieden gesteuerte Aktionen an einem Fließband ausprobiert. Hier zeigte sich, dass Technik gar nicht einseitig und langweilig ist. Und wenn man Hilfe braucht, dann ist das auch kein Problem.

Danke dir für das Interview!

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: April 2012