Welches Lexikon macht am schlausten?

Kostenloses Wikipedia setzt sich gegen kommerzielle Lexika durch

Wie kann man einen Algorithmus erklären? Wer nicht grad eine Informatikerin ist oder eben noch in der Schule drüber gesprochen hat, guckt sicherheitshalber im Lexikon nach. Immer mehr Menschen "googeln" schnell mal nach oder haben eine Lexika-DVD auf ihrem Rechner installiert. Der Vorteil des virtuellen "Nachschlagens" liegt auf der Hand: man kann schnell am Computer suchen, hat zahlreiche Ergebnisse oder Weiterverlinkungen, zudem auch interaktive Karten oder sogar kurze Videos und Tondokumente. Weiterer Vorteil: virtuelle Informationen können viel schneller und eleganter (etwa über eine Update-Software) aktualisiert werden als es bei Lexika zwischen zwei Buchdeckeln möglich ist.

*David gegen Goliath*
Die RedakteurInnen der Computerzeitschrift c't haben die Popularität von virtuellen Nachschlagewerken zum Anlass genommen, die erfolgreichsten Lexika zu testen. Dabei haben sie die Aufbereitung, die Recherchemöglichkeiten, die Qualität und Verständlichkeit sowie die Aktualität getestet, etwa bei den Begriffen "Hartz IV" und "Algorithmen".
Das überraschende Ergebnis: die kostenlose Wikipedia konnte sich gegen die kostenpflichtigen Angebote Encarta und Brockhaus nicht nur durchsetzen, sondern überflügelte diese bei weitem.

*Wikipedia*
Wikipedia basiert auf der einfachen Wiki-Technik und auf einer simplen Grundhaltung: Wissen ist für alle da und jedeR sollte sein Wissen zum "großen Ganzen" beitragen. JedeR UserIN kann bei Wikipedia ihr Wissen zu einem beliebigen Thema kundtun und einen Artikel verfassen. Oder einen bestehenden ergänzen oder korrigieren. Es gibt keine kontrollierende Redaktion. Das hört sich eigentlich danach an, als würde so ein Projekt total chaotisch oder subjektiv, auf jeden Fall aber: nicht glaubwürdig sein. Die kommerziellen Anbieter haben Wikipedia daher auch nie ernst genommen. Dies war ein Fehler, denn offensichtlich funktioniert die Wissenseingabe sowie der Selbstreinigungsprozess bei Wikipedia einwandfrei. Einseitige Sichtweisen (z.B. "Hartz IV ist die genialste Reform seit Einführung des Waschmittels") gibt es kaum und wenn, dann fühlt sich "jemand" dafür verantwortlich und löscht bzw. korrigiert den Eintrag. Wikipedia ist ein weltweites Projekt, es existiert mittlerweile in mehr als 100 Sprachen, die Inhalte unterliegen nicht dem Copyright, d.h. die Inhalte dürfen frei kopiert und verbreitet werden. Auf der Startseite von Wikipedia erfährt man dann auch sofort, wie die Wissenseingabe funktioniert und dass das Projekt im Mai 2001 ins Leben gerufen wurde - und dass schon jetzt 152610 Artikel existieren! Auch quantitativ hat das Projekt also die Konkurrenten überflügelt.

*Die Testergebnisse*
Insgesamt erreichte Wikipedia die höchste durchschnittliche Gesamtpunktzahl - aber auch das entspricht nur einem schwachem Gut. Herausragend ist Wikipedia in puncto Aktualität und erstaunlicherweise auch in puncto Komplexität. Das durchschnittliche Niveau der Texte ist hoch - sogar zu hoch, so dass die Artikel für Laien oft unverständlich seien. Die Artikel sind in der Regel Textwüsten. Das Fazit von c't: "Wikipedia ist das Nachschlagewerk für den neugierigen Wissenschaftler mit guter Allgemeinbildung, der auf Videos, Animationen und multimeldiale Elemente keinen Wert legt". Microsofts Encarta ist das Schlusslicht des Tests, komplizierte Sachverhalte werden gar nicht oder vereinfachend dargestellt, hat dagegen aber den größten "multimedialen Spaßfaktor". Brockhaus Premium übertrumpft Encarta nur leicht, erreicht die beste Ausgewogenheit zwischen Inhalt und Darstellung.  Auch die Zeitung "Die Zeit" testete Nachschlagewerke (auch DataBecker und Britannica) - mit dem gleichen Ergebnis: die idealistische Wikipedia gewinnt. Und mittlerweile kann man Wikipedia nicht nur nur online benutzen, sondern auch downloaden.

Wenn David gegen Goliath gewinnt - da freut man sich doch ein wenig, oder? Übrigens: "Ein Algorithmus ist eine genau definierte Berechnungsvorschrift zur 'Lösung eines Problems oder einer bestimmten Art von Problemen'." Mehr Details bei http://de.wikipedia.org.

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 15. Oktober 2004