Glückwunsch Aileen Wessely!

Wir sprachen mit der Gewinnerin des Sonderpreises "Medienmacherin", den LizzyNet im Rahmen des Wettbewerbs MB21 vergab.

Gewinnerin des LizzyNet-Preises vom Wettbewerb MB21

Sie ist 22 Jahre alt und studiert Wirtschaftsmathematik an der Universität zu Köln; ihre Nebenfächer sind Informatik und Volkswirtschaftslehre, kurz: VWL. Wir sprachen mit der talentierten Programmiererin, auf die wir so stolz sind, damit ihr sie alle kennenlernen könnt...

Aileen Wessely ...

...ist die Gewinnerin des Sonderpreises "Medienmacherin", den LizzyNet im Rahmen des Wettbewerbs MB21 vergab. Sie hat die Internetplattform „rootsnroutes.tv" (R&R TV) und "rootsnroutes.eu (Roots&Routes)“ programmiert, das Web-TV-Portal für Jugend, Kultur, Musik, Lifestyle und Multikulturalität, eine Erweiterung des internationalen Talentförderprojekts Roots&Routes.

Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, Wirtschaftsmathematik zu studieren?

Ich war schon immer künstlerisch interessiert, habe viel gemalt, gezeichnet und mich kreativ ausgetobt. Außerdem war ich in der Schule gut in Mathematik - so kam es, dass ich Kunst und Mathematik für das Abitur als Leistungskurse belegt habe und mich hinterher nicht entscheiden konnte, in welche der beiden Richtungen ich lieber studieren möchte. Meine Bewerbung für ein Design-Studium wurde abgelehnt, also habe ich mich dann für Wirtschaftsmathematik eingetragen und es bisher auch nicht bereut.

*Was lernt man da denn genau?*
Ich bin jetzt im 3. Semester (von insgesamt 6-8). Im ersten und zweiten lernt man ausschließlich Grundlagen der Mathematik. Das sind die teilweise sehr komplexen und stark verallgemeinerten Hintergründe zu den Dingen, die man bis zum Abitur in Mathematik macht. Jetzt gibt es weitere Grundlagen (von denen man in der Schule aber meist noch nichts gehört hat) und man beginnt schon, sich etwas zu spezialisieren. In Mathematik lernt man sehr viele abstrakte Dinge, die man sich anfangs schwer vorstellen kann. Wenn man sie dann aber verstanden hat, wirken sie wie eine Erweiterung des Gedankenhorizonts. Und oft ist man überrascht, welche Zusammenhänge aus der "wirklichen Welt" man in mathematischer Sprache ausdrücken kann, um auf dieser Ebene dann z.B. Probleme zu lösen oder Zusammenhänge zu erkennen. So erklärt sich auch, warum Mathematiker in sehr vielen unterschiedlichen Berufsfeldern arbeiten können. In Informatik lernen wir programmieren, den Aufbau von Algorithmen, wie Computer funktionieren und so weiter. Die VWL beschäftigt sich mit der Funktionsweise von Märkten und der Wirtschaft allgemein. Dabei greifen Informatik als auch VWL zum Teil auf das zurück, was man in Mathematik an Theoretischem lernt.

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Wann und wie hast du Spaß daran gefunden zu programmieren?

Ich habe mit ungefähr 14 Jahren angefangen, meine Zeichnungen auf einer eigenen Webseite auszustellen. In HTML umgesetzt wird so eine Galerie schnell sehr umfangreich, also habe ich mit 18 angefangen, PHP zu lernen. Eine Programmiersprache, mit der man Webseiten dynamisch programmieren kann, sodass z.B. in einer Bildergalerie nicht mehr für jedes Bild eine eigene Datei gebraucht wird, die das Bild schön anzeigt, sondern eine einzige Datei, die das dynamisch für alle Bilder erledigen kann. Damit war die Neugierde geweckt und so habe ich PHP via "learning by doing" gelernt, indem ich Gästebücher, Blogs, verschiedene Webseiten und dazu jeweils Administrationsseiten programmiert habe.

*Wie war deine erste Reaktion als du gefragt wurdest, die Seite für Roots&Routes TV zu programmieren?*
Zuerst war ich nicht sicher, ob ich so eine große Webseite programmieren könnte, weil alle meine bisherigen Projekte im Vergleich zu dem, was da geplant war, klein waren. Außerdem hatte ich schon gemerkt, dass meine Webseiten in puncto Sicherheit noch nicht gut ausgestattet waren. Da ich aber schon einige Monate vor Projektbeginn gefragt wurde, hatte ich genug Zeit, um zum Thema PHP-Sicherheit noch ein Buch zu lesen. Mit diesem neuen Wissen ausgestattet bin ich dann gespannt an das Projekt herangegangen und war sehr enthusiastisch, weil ich wusste, dass man als Hobby-Programmierer normalerweise nicht die Chance bekommt, eine so große Community-Webseite umsetzen zu dürfen.

Wie bist du dann vorgangen?

Ganz zu Anfang habe ich das Konzept für die Webseite, das vom jfc Medienzentrum erarbeitet wurde, und die Entwürfe eines Designers für die Gestaltung der Community noch einmal genau mit den Projektleitern durchgesprochen, damit alle wussten, was genau entstehen soll und wo ich vielleicht Probleme in der Umsetzung sehe. Dann ging es in die Planungsphase: Eine Woche lang habe ich mir überlegt, was die Community alles können muss, wie sie aussehen soll (Wo sind welche Funktionen erreichbar? Was machen die genau?) und vor allem, wie die einzelnen Dateien aufgebaut sein sollen (Welche Funktion steht in welcher Datei? Wie können die einzelnen Module miteinander verknüpft werden?). Und dann habe ich losprogrammiert - ein groß auf Papier gezeichnetes Schema hat mir geholfen, den Überblick nicht zu verlieren. Nach ungefähr vier Wochen programmieren war unser Konzept weitgehend umgesetzt. Seit dem gibt es aber immer wieder Verbesserungsvorschläge und Erweiterungen des Community-Systems mit neuen Features, sodass ich jetzt schon über ein Jahr an der Community programmiere. (Natürlich mit Unterbrechungen; während der Vorlesungszeit an der Universität schaffe ich fast nichts außer meine Mathematik-Übungen zu erledigen und zu lernen.)

*Was hat dir am meisten Spaß gemacht beim Programmieren der Seite?*
Erst einmal war es toll, so ein umfangreiches System zu planen und dann während der Umsetzung zu sehen, wie es wächst und funktioniert. Außerdem habe ich für viele kleine und große Probleme Lösungen finden müssen und dadurch sehr viel gelernt. Schön war auch zu sehen, wie die Architektur des Systems auch dann noch funktioniert hat, wenn wir umfangreiche Neuerungen eingeführt haben - z.B. die Erweiterung auf mehrere Webseiten, die unterschiedliche Designs und Inhalte haben, aber alle von einem System gespeist werden (www.rootsnroutes.tv und www.rootsnroutes.eu) oder die Erweiterung auf beliebig viele Sprachen für Texte - die so am Anfang gar nicht vorgesehen waren. Da habe ich gemerkt, dass die detaillierte Planungsarbeit vor der eigentlichen Programmierung sich wirklich ausgezahlt hat.

*Wobei bist du (fast) verzweifelt?*
Es gibt immer wieder Wünsche für das System, die den Umgang mit der Community für die Benutzer erleichtern sollen. Oft kann ich mich als Programmierer nicht mehr so gut in einen "normalen" Benutzer hineinversetzen. Dann wird es schwierig, alles benutzerfreundlich zu gestalten. Zum Beispiel habe ich erst relativ spät eine Vorschau-Funktion eingebaut. Dafür musste ich ziemlich viel neu programmieren und umbauen, damit es eine Vorschau wird, die komplett anzeigt, wie das Resultat hinterher aussehen wird.

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Autorin / Autor: Rosi Stolz/ Aileen Wessely - Stand: 8. November 2008