Ich glaub, das vertrage ich nicht
Studie zum Noceboeffekt: Die Erwartung, etwas nicht zu vertragen, kann Symptome auslösen
Gluten hat nicht den besten Ruf, vor allem in den sozialen Netzwerken. Das Klebereiweiß, das in bestimmten Getreidesorten vorkommt, wird von einigen Menschen tatsächlich nicht vertragen und kann bei einer entsprechenden genetischen Veranlagung zu der Autoimmunkrankheit Zöliakie führen. Diese äußert sich in einer chronischen Entzündung, die hauptsächlich den Dünndarm betrifft. Dies betrifft aber nur einen sehr kleinen Prozentteil der Bevölkerung - anders als es bei Instagram & Co. den Eindruck macht. Dennoch vermuten viele, dass ihnen Gluten nicht bekommt und allein diese Erwartung kann offenbar Symptome hervorrufen, die denen einer echten Glutenunverträglichkeit ähneln: Magengrummeln, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung, Bauchschmerzen. Das hat eine Studie von Forscher:innen an der kanadischen MacMaster University zu Tage gebracht.
In ihrer Studie wurden Testpersonen untersucht, die alle unter Magen-Darm-Beschwerden litten und angegeben hatten, dass sich ihre Symptome unter einer glutenfreien Diät verbessert hatten.
Sie bekamen im Rahmen der Studie zu unterschiedlichen Zeitpunkten verschiedene Müsliriegel, die alle gleich aussahen. Manche davon enthielten Gluten, andere nicht. Die Testpersonen gingen aber davon aus, dass alle Riegel, die sie bekommen hatten, Gluten enthielten.
In allen Testgruppen und Durchläufen verschlechterten sich die Symptome in einem ähnlichen Umfang - ganz egal, ob die Testpersonen tatsächlich Gluten gegessen hatten oder nicht. Die Forscher:innen glauben darum, dass hier ein Noceboeffekt dahinterstecken könnte. Der Noceboeffekt ist das Gegenteil eines Placebo-Effektes. Man erwartet eine negative Wirkung durch ein Medikament, eine Behandlung oder wie hier - durch einen bestimmten Stoff in Lebensmitteln - und dann tritt sie ein, obwohl es keine nachweisbare Ursache dafür gibt. Es könnte also sein, dass Menschen, die glauben, etwas nicht zu vertragen auch mit handfesten Symptomen darauf reagieren, obwohl rein medizinisch gesehen kein Grund oder keine Unverträglichkeit vorliegt.
Die Forscher:innen hoffen, dass diese Erkenntnisse helfen können, Menschen mit Reizdarmsymptomen besser zu behandeln und zu betreuen.
Und für alle anderen gilt, bei Beschwerden ärztliche Beratung zu suchen und nach den Ursachen zu suchen. Denn wer sich selbst eine Unverträglichkeit diagnostiziert, leidet möglicherweise auch unter Symptomen, die durch die Erwartung ausgelöst werden.
Quelle
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 26. September 2025