Wer hat die Macht in deutschen Zeitungshäusern?

Verein Pro Quote kritisiert sinkende Anteile von Frauen in Führungspositionen

Eigentlich zählt "irgendwas mit Medien" ja immer noch zu den meist genannten Berufswünschen vieler Mädchen und junger Frauen. Doch mit den Aufstiegschancen in dem Bereich scheint es nicht so weit her zu sein, denn schaut man sich den Anteil von Frauen in Führungspositionen deutscher Leitmedien an, muss man mit Enttäuschung feststellen, dass der schon zum dritten Mal in Folge rückläufig ist. Er beträgt zurzeit 37,8 Prozent, fast zwei Prozentpunkte niedriger als 2024. „Die von uns geforderte Parität ist damit weiter in die Ferne gerückt”, kritisiert ProQuote-Vorständin Edith Heitkämper.

Seit 2012 zählt und vergleicht der Verein ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Dazu untersucht er das jeweilige Impressum von „Bild“, „Spiegel“, „Focus“, „Stern“, „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Welt“ – und seit 2021 die „tageszeitung“.

Einen Rückgang der Beteiligung von Frauen in Führung zeigt bei der aktuellen Zählung vor allem DIE WELT, die sich von 23 Prozent auf 18 Prozent verschlechtert. Auch der Frauenmachtanteil beim stern sinkt um drei Prozentpunkte ab. „Wir von ProQuote beobachten diesen Abstieg mit Sorge. Noch vor kurzem war man stolz darauf, mehr Gleichberechtigung in die Führungsriege zu bekommen, der stern erzielte mehr als 44 Prozent. Nun bewegt er sich zwischen Bild und FAZ auf den hinteren Plätzen. Schade.“

Einzig die taz liegt wiederholt mit einem Frauenmachtanteil von 65 Prozent über der von ProQuote Medien geforderten Verteilung von Spitzenpositionen im Journalismus. Die Süddeutsche Zeitung folgt immerhin noch mit 48 Prozent, DER SPIEGEL mit 45 Prozent und DIE ZEIT mit 42 Prozent. Am unteren Ende des Rankings stehen weiterhin FAZ, FOCUS und DIE WELT mit Frauenmachtanteilen von jeweils unter einem Viertel.

Meinungsvielfalt und die Perspektive von Frauen

„Setzt sich die Richtung fort und der Frauenmachtanteil der Leitmedien sinkt weiter, wäre das ein falsches Signal“, so Edith Heitkämper, „in einer Zeit, in der zunehmend der Schutz von Minderheiten diskreditiert wird, Frauen, die für öffentliche Ämter kandidieren, Hetzkampagnen ausgesetzt sind und der Deutsche Bundestag nur zu einem Drittel mit Frauen besetzt ist.“

Der deutsche Journalismus brauche Meinungsvielfalt und die Perspektive von Frauen. Dabei ginge es um eine gerechte Verteilung von beruflichen Perspektiven. Und darum, dass weibliche Führungskräfte sich oft auch inhaltlich stärker um die Präsenz weiblicher Perspektiven, Protagonistinnen und Expertinnen in ihren Publikationen kümmern, so der Verein. „Vielfältige Perspektiven im Journalismus auf Tagesgeschehen, Politik, Wirtschaft oder Sport sind entscheidend für die Meinungsbildung in der pluralen Demokratie“, erklärt die Vorständin. Neben Frauen fehle es deutschen Medienhäusern auch an Menschen mit unterschiedlicher Migrationsgeschichte, sexuellen Orientierung, Gender, Alter oder Menschen mit Behinderung.

Der Verein ProQuote Medien e.V. erneuert darum seine Forderung nach einem Frauenmachtanteil von 50 Prozent in den deutschen Leitmedien. In den ersten zehn Jahren der Erhebung hätten viele Redaktionen gezeigt, dass sie die Forderung ernst nehmen, dass es einen Weg zu Veränderung gibt, wenn der Wille besteht. In einem Fall etwa nahm die Anzahl weiblicher Führungskräfte in dieser Zeit von zuerst fünf Prozent auf über 40 Prozent zu. Diese Anstrengungen müssten jetzt weiter gehen.

Quelle

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 31. Juli 2025