Zwischen Sucht und Teenie-Phasen
Social- statt Real-Life? Paulina über die Auswirkungen von zu viel Social Media.
Freitagabend. Eine vierköpfige Familie sitzt vorm Fernseher und schaut "Zurück in die Zukunft". Das Telefon klingelt. Ein Junge von etwa 11 Jahren hechtet vom Sofa, sprintet die Treppe hinauf und voilà: Es gibt ein neues Event! Mein kleiner Bruder verschwindet mal wieder von der Bildfläche in seine ganz eigene, persönliche Zocker-Welt. Nun habe ich mich mit der Zeit aber doch schon gefragt, ob das nur wieder eine dieser vielen tollen Teenager-Phasen, die man nun mal so durchläuft oder doch almählich schon ein ernsthaftes Problem ist. Also habe ich mich mal etwas schlau gemacht und dabei folgendes herausgefunden: Laut Empfehlung sollten Jugendliche im Alter von 11 bis 12 Jahren maximal 90 Minuten pro Tag mit besagten Medien verbringen. Dies kann natürlich auch mal abweichen. Wer kennt es nicht? Manchmal dauert es einfach länger, als es sollte. So genau festlegen lässt sich das ja auch nicht unbedingt. Es kommt auf den Ausgleich an, z. B. Sport oder das Treffen mit Freund:innen. Ich spreche aus eigener Erfahrung, dass bei diesen dann allerdings oft wieder zum Handy, Tablet oder Computer gegriffen wird. Die Auswirkungen eines solchen Verhaltens sind den meisten oftmals wenig bis fast gar nicht bewusst. Oft scrollt mein einfach mal eben durch TikTok oder YouTube, wischt immer weiter, nur um sich am Ende zu fragen, was man eigentlich genau in den letzten anderthalb Stunden getan hat. In jüngeren Jahren (Und manchmal auch heute noch:)) standen dann noch die Mama oder der Papa mahnend neben dem Fernseher und meinten nur Kopf schüttelnd „Du bekommst noch viereckige Augen mein Schatz!“ Doch viereckiger als Spongebob auf dem Bildschirm konnten sie ja wohl nicht werden. Und überhaupt, das ging doch gar nicht!
Tja, das nicht, allerdings gibt es Belege dafür, das übermäßige Bildschirmzeit tatsächlich die Augen schädigen und das Risiko für Kurzsichtigkeit erhöhen kann! Noch dazu deuten einige Studien auf Zusammenhänge zwischen Bildschirmzeit und Herzerkrankungen hin, obwohl die Daten jedoch begrenzt sind. Nicht mehr ganz so lustig, oder? Und es geht heiter weiter: Laut weiteren Untersuchungen, zeigen sich zudem Veränderungen im Bereich des Hirns, die für Sprache und kognitive Fähigkeiten, beispielsweise unsere Aufmerksamkeit oder auch Kreativität, zuständig sind.
Soziale Medien und ein Ich-scroll-immer-weiter-Verhalten können durchaus hilfreich sein, wenn es darum geht Ablenkung zu verschaffen. Ich selbst erinnere mich an so manche Situation, in der ich einfach ein wenig gezockt oder ein Video angeschaut habe, um mich mal eben vor den nach mir greifenden Tatsachen des Lebens zu verschanzen oder zu sehen, wie mies es auch anderen mit diesen Problemen geht. Doch auf Dauer scheint dies wohl nicht sonderlich gut zu sein. Eine Langzeitstudie der Universität Montreal, hat mir die Schuppen von den Augen gerissen und mich erkennen lassen, weshalb man sich nach dem angeblichen "Trost spendenden" Scrollen meistens nur noch mieser fühlt. Ich erkenne mich in diesen Ergebnissen wieder und bin durchaus überrascht, wie viel Wahrheit doch in solchen Forschungen steckt. In folgender Untersuchung wird nämlich angenommen, dass sich Internet- und Social-Media-Nutzer insbesondere Informationen suchen, die zu ihrer Stimmung und Wahrnehmung passen. Das Ergebnis: Nutzer:innen mit bereits mieser Laune oder auch nur einer gedrückten Stimmung würden vor allem Informationen auswählen, die diesem Bild entsprechen. Dies sind natürlich nur Vermutungen, jedoch ist mir das bei mir selbst, wie gesagt, auch schon aufgefallen. Am schlimmsten ist es dann, wenn es zu diesen Algorithmen, z.B. im Bereich TikTok kommt. Auf einmal kriegst du nur noch Videos zum Bereich "Krebskranke Leute und Tod" angezeigt und das wars dann endgültig mit dem eh nicht vorhandenen Friede-Freude-Eierkuchen-Feeling! Man gerät einfach in einen Strudel, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint.
Doch zurück zum Thema und der dazu passenden Leitfrage: Ab wann spricht man denn jetzt eigentlich von einer Sucht? Hierzu habe ich euch zwei Selbsttests verlinkt, allerdings sollte man bei diesen immer vorsichtig sein, dass man sich selbst nicht voreilig mit irgendwas diagnostiziert oder falsche Schlüsse zieht! Im Endeffekt ist ein Gespräch mit einer Beratungsstelle oder jemandem, der sich mit dem Thema auskennt, immer noch die bessere und vertrauenswürdigste Wahl.
Wir problematisch ist deine Mediennutzung? Links zu Selbsttests
Autorin / Autor: Paulina - Stand: 17. Juli 2025