Tim und Struppi feiern ihren 75. Geburtstag

Am 10. Januar 1929 erblickten Tim und sein struppiger Hund das Licht der Comicwelt

Wer kennt ihn nicht, Tim, den rasenden Reporter mit seiner orange-blonden Stirnlocke und dem weissen Foxterrier Struppi, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. In mehr als 20 Sprachen wurden die beiden Comichelden "Tintin und Milou" - so heissen die beiden auf Französisch - rund um die Welt als "Tim und Struppi", "Tan Tan und Snowy", "Tenten und Terry" oder "Kuifje und Bobbie" bekannt. In den 24 Comicbänden bereist das kleine Genie Tintin fast alle Kontinente und besteht unerschütterlich die gefährlichsten Abenteuer. Clever und trickreich wie ein kleiner James Bond kämpft er für das Gute. Keiner weiß, wo er eigentlich wohnt oder wie alt er ist, ob er ein richtiges Zuhause oder eine Familie hat. Einzig sein cholerischer Freund Kapitän Haddock (englisch für Schellfisch) begleitet ihn und Struppi auf seinen Abenteuern - mit seinem unerschöpflichen Erfindungsreichtum für die unglaublichsten Schimpfwörter ("Abart eines Logarithmus";-)) und seiner Vorliebe für Whiskey bleibt er für jede LeserIn unvergesslich.

Der belgische Zeichner Georges Remi, bekannt als Hergé, begann seine Karriere mit seinen beiden Comichelden "Tintin und Milou" bei der belgischen, französisch-sprachigen Wochenschrift "Das Zwanzigste Jahrhundert". Allerdings mussten die begeisterten LeserInnen ganz schön schmachten, Hergé konnte derzeit nämlich nur zwei Bildchen pro Woche als Comicserie in der Kinder- und Jugendbeilage der Zeitschrift veröffentlichen. 1930 erschien dann endlich das erste Album, in dem Tim und Struppi die junge LeserIn in die damals im Westen noch kaum bekannte Sowjetunion begleitete. Hergé war selbst nie dort gewesen und präsentierte den LeserInnen die Welt einfach so, wie er sich das vorstellte. Seine Darstellungsweise der AfrikanerInnen in "Tim im Kongo" von 1930 zum Beispiel würde heute als rassistisch bezeichnet werden, damals waren das zeitgenössische Vorurteile. Während der deutschen Besatzung Belgiens arbeitete Hergé bei der Brüsseler Zeitung "Le Soir", die von den Nazis kontrolliert wurde. Obwohl der Autor selbst nie politisch war, erhielt er nach der Befreiung Brüssels deshalb ein vorübergehendes Berufsverbot.

Seit 1986 - drei Jahre nach Hergés Tod - das letzte Album von Tims Abenteuern erschienen ist, kümmert sich heute seine zweite Frau über eine Stiftung um sein Lebenswerk und scheut sich nicht, dies prächtig zu vermarkten. Ob auf T-Shirts, Uhren und anderen üblichen Accessoires, in der Brüsseler U-Bahn-Station Stokkel oder auf einer extra geprägten 10 Euro-Münze - überall sind die Figuren des Comics verewigt und sorgen für den verdienten Ruhm des pfiffigen Reporters und seines treuen Gefährten Struppi.

Autorin / Autor: Süddeutsche/ Redaktion - Stand: 9. Januar 2004