Warum lieben die Menschen Big Brother, der is’ doch langweilig?

Jeder kennt Big Brother, jeder sieht Big Brother und viele sagen "Hab ich mir angesehen, is’ aber stinklangweilig!". Würde ich auch so sehen, aber trotzdem sehe ich es mir an und viele andere Menschen auch. Was ist so spannend, wenn es doch eigentlich so langweilig ist?

*1. Warten, bis es passiert...*
JedeR hat seine/ihre Vorstellungen von und Erwartungen an BB. Wir finden einige Darsteller sehr sympathisch, andere weniger! Von allen Leuten, die da mitspielen, mache ich mir ein Bild. Ob ich mit meiner Einschätzung richtig liege oder nicht, ist die spannende Frage, die mich nicht loslässt. BB ist wie ein Laborexperiment, bei dem ich meine Erwartungen bestätigt haben möchte. Deswegen schaue ich immer wieder rein. Allerdings, wenn ich Pech habe, verpasse ich den entscheidenden Moment...

*2. Das Schlüsselloch – ich sehe was, was du nicht siehst...*
Neugierde besitzt wohl jeder Mensch und jeder Mensch beobachtet auch gerne. Das kann Sicherheit geben und beruhigen, nach dem Motto: nicht nur ich schmiere mir morgens Kinderglück (Nutella) aufs Brot oder auch andere haben Probleme mit der Ordnung! Unsicherheiten werden weniger schlimm, wenn ich sehe, das andere Menschen mit den selben Problemen kämpfen. Bei BB kann ich nun auch beobachten. Die Kameras sind die "Schlüssellöcher" durch die ich Menschen im Alltag und mit ihren Schwächen beobachten kann, unbeobachtet, denn sie können mich nicht sehen.

*3. Gott sei dank, Stress mit dem ich nichts zu tun habe!*
Der Umgang mit Menschen ist nicht immer stressfrei. Probleme gehören zum Alltag. Das Zusammenleben mit Menschen in Wohngemeinschaften ist besonders schwieriger: immer liegt hier die Dreckwäsche rum, steht alles im Weg, ist die Zahnpastatube schon wieder blöd angedrückt ...!
Jeder Mensch ist des öfteren in Situationen, in denen Grenzen gesetzt werden müssen. Das kann ganz schön kniffelig sein. Es kann zu Streit kommen, bei dem man vielleicht den Kürzeren zieht und sich dann darüber ärgert. BB ermöglicht es uns nun, völlig unbeteiligt
den Auseinandersetzungen anderer Menschen zuzusehen! Da macht der Umgang mit Menschen Spaß. Für den Zuschauer kann Big Brother so zu einer virtuellen Wohngemeinschaft werden. Ich sehe täglich die selben Menschen, erlebe ihren Alltag, habe aber eigentlich nichts mit ihnen zu tun: Ich bin völlig unbeteiligt, kann meinen Meinung äußern und bekomme keine Widerworte. Dies ist wohl der reibungsloseste Umgang mit Menschen. Sehr bequem aber eben unlebendig!

*4. Das Spiel – fressen und gefressen werden*
Natürlich ist es für bestimmte Menschen reizvoll zu sehen, wenn andere den kürzeren ziehen. Besonders wenn sie selber nicht dran glauben muss, sind Spiele nach dem K.O.-System für sie immer spannend. Man kann das auch Sadismus nennen.
Es ist aber auch tröstend zu sehen, dass auch andere Menschen vom Schicksal getroffen werden können. Big Brother führt uns dies vor Augen. Und das Spannende hierbei ist natürlich auch die Frage, wer wird gewinnen und inwiefern waren meine Prognosen richtig oder falsch?

*5. Popularität – jeder ein Star!*
Durch Big Brother lernen wir, das jeder Mensch ein Star werden kann. Man benötigt nicht viel dazu, nur den Einsatz der eigene Person. Der Traum berühmt zu sein geht für die BB-Kandidaten in Erfüllung. Den Zuschauern gibt die Sendung Hoffnung darauf, auch einmal berühmt sein zu können. Und berühmt zu sein, bedeutet anerkannt zu sein. Wir wollen alle geliebt werden, aber braucht man dafür BB oder "Zlatkos Welt"? Ist "good old  Sladdie" nicht vielmehr zum Spielball der Medienindustrie geworden? Was ist, wenn die BB-Produzenten ihn morgen nicht mehr profitabel und vermarktungsfähig finden? Dann ist das Erwachen böse und der Alltag grau.

Das Leben besteht aus mehr als 256 Graustufen. Diese kennen zu lernen kann enorm spannend sein. Das wichtigste dabei ist, diese Erfahrungen, mit allen Höhen und Tiefen selber zu machen. Eine schöne Erfahrung hat eine von euch Lizzys letztens ins Forum geschrieben: "Ich muss euch jetzt mal sagen, das ich total froh darüber bin endlich einen Freund zu haben. Und ich will euch alle an meinem Glück teil haben lassen!!!! Mein Freund heißt Marvin und ist megamäßig süß.... Ich hab ihn im Urlaub kennengelernt und er wohnt gerade mal 15 min. von mir entfernt. Hu, ich bin so happy!"
Das ist schön, so ein Glück habe ich bei Big Brother noch nicht erlebt!

Autorin / Autor: Peggy Förster - Stand: 10. Mai 2000