Manga Mania

Die Manga Mania greift immer mehr um sich. In Japan hat sie bereits eine lange Tradition.

Ok, es ist wirklich ein unsinniger Vergleich, dass in Japan mehr Papier für "Mangas" benötigt wird als für die Herstellung von Toilettenpapier. Was mal als Scherz gesagt wurde, sollte einfach nur verdeutlichen, dass Mangas in Japan ein ungeheurer Industriezweig sind. Sie werden oft auf billigem Papier gedruckt und gelten als Wegwerfware, die schnell in der U-Bahn auf dem Weg zur Schule/Arbeit gelesen und dann entsorgt wird. Mittlerweile gibt es spezialisierte "Zweitverwerter", die die Mangas aus den Papierkörben fischen und sie zum Weiterverkauf anbieten.

Die "Ex" und "Hopp"-Massenkultur der Mangas ist aber nur eine Seite der Medaille. Natürlich gibt kunstvolle und aufwändig gestaltete Mangas mit ernsten historischen oder politischen Themen und auch SammlerInnen, die *alles* sammeln, was irgendwie "manga" ist. So gibt es z.B. in Japan viele Buchhandlungen, die "Manga-Handlungen" sind - und dort gibt es alles, was das "Manga"-Herz begehrt.

Das ist eine Zeichung von Duo, einem Helden aus Gundam Wing, die Sky gemacht hat.

*Filme zum Lesen*
Lange Zeit interessierte sich in der westlichen Welt niemand für Manga, während er sich in Japan immer weiter ausdifferenzierte und sich auch spezielle "Codes" herausbildeten. Mit Manga-Zeichnungen konnte oft ausgedrückt werden, was sonst nicht gesagt werden konnte.
Mangas haben ein paar besondere Eigenschaften: Sie sind eher schnell gezeichnet, ein Handlungsstrang ist meist über viele Seiten verteilt, was ein dynamisches Lesen ermöglicht und funktioniert wie ein Daumenkino, ein Film zum Lesen. Die Figuren selbst sind oft eher einfach gezeichnet, die Hintergründe dafür etwas vielschichtiger. Das liegt daran, dass die Figuren sehr oft bereits etabliert sind, wofür z.T. Folgen speziell nur für die Charakterisierung der Hauptpersonen gezeichnet werden. Dies geht bis hin zu Details wie Blutgruppenangehörigkeit. Sehr ausdifferenzierte Persönlichkeiten wurden zum Beispiel bei "Neon Genesis Evangelion" von Anno Hideaki entwickelt.

Identifikation ist Trumpf

Außerdem gehen die AutorInnen und Produktionsfirmen davon aus, dass die Leserschaft sich leichter mit abstrakteren Figuren identifizieren kann. Im Laufe der Zeit haben sich viele schematische Gesichtsausdrücke herausgebildet: Nasenbluten z.B. gilt als Zeichen für sexuelle Erregung, ein großer Schweißtropfen am Hinterkopf für eine peinliche Situation. Der Hintergrund dagegen macht die neue Situation aus und muss erst einmal entworfen und spezifiziert werden.
Die meisten Mangas sind übrigens schwarz-weiß und werden auch in Deutschland "rückwärts" gelesen und von rechts nach links.

Entstehung der Mangas - "Kunstwerke für alle"

Die Kombination von Wort und Bild zur Vermittlung von Geschichten oder Informationen hat in Japan eine lange Tradition. Viele AutorInnen vermuten den Ursprung der Mangas daher weit in der Vergangenheit. Zu den ältesten Bilderzählungen Japans zählen die Bildrollen mit dem Titel "Karikatur der Vögel und Vierfüßler", die Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden sind. Eine Massenproduktion von Text-Bild-Erzählungen fand wohl während der Edo-Zeit (1600 - 1868) statt. Der Künstler Hokusai (1760-1849) gilt als Schöpfer des Begriffes "Manga". Auch er schrieb in der Edo-Zeit und nannte seine Skizzenblätter "manga" - wegen der Bedeutung von "spontan" = "man" und Bild/Zeichnung = "ga". Der Vorteil der Text-Bild-Verknüpfung liegt auf der Hand: sie sind leicht verständlich und prägen sich ein. Auch die japanischen Schriftzeichen, die seit dem 5. Jahrhundert aus dem Chinesischen entnommen und weiterentwickelt wurden, sind im Ursprung selber Piktogramme - also mit Bedeutung versehene Bilder/Symbole. Diese tief in der Geschichte Japans verwurzelte Verzahnung von Wort und Bild ist sicherlich der Grund dafür, dass Japaner wirklich schnell "lesen" - die durchschnittliche Lesezeit beträgt 15 Sekunden für eine Comic-Seite und 20 Minuten für 300 Seiten.

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Autorin / Autor: Astrid Reinberger - Stand: 30. Dezember 2001, aktualisiert am 4. August 2005