Bücher in die Freiheit entlassen

Bookcrossing - Eine neue Büchertausch-Idee

Stellt euch vor, ihr sitzt in der Bahn und findet ein Buch. Ihr schlagt es auf, um den oder die BesitzerIn herauszufinden und findet stattdessen nur die Internetadresse Bookcrossing.com. Ob es wohl ein Werbegag für einen Versandhandel oder Verlag ist? Ihr geht nach Hause, schmeisst den Rechner an und gebt neugierig die Adresse in die Browserzeile ein...

You've come to a friendly place

"Du bist an einem freundlichen Ort angekommen" steht da - Hilfe, eine Sekte? Aber nein - beim Weiterlesen erfährst du, dass du nur in einer Bücher liebenden Community gelandet bist, die sich "bookcrossing.com" nennt. Es handelt sich dabei um einen weltweiten Bücherclub der besonderen Art, denn die Bücher wechseln ihre BesitzerInnen und gehen auf Wanderschaft, anstatt nach ihrem "Verzehr" ein einsames Dasein im Regal zu fristen. Das Prinzip ist einfach: Ihr lest ein Buch, tragt es anschließend mit eurem Kommentar versehen auf der BookCrossing-Seite ein und bekommt dann eine Nummer. Die schreibt ihr auf das Buch und schickt es dann in die Freiheit. Ob ihr es im Zugabteil, auf einer Parkbank oder im Eissalon eures letzten Ferienortes liegenlasst, bleibt euch überlassen... Wenn ihr Notizen auf dem Buch hinterlasst, könnt ihr über die Website vielleicht sogar herausfinden, wer das Buch gefunden hat und an welchem Ort es sich jetzt befindet. Man kann auch eine Schnitzeljagd mit dem Buch veranstalten: ihr tragt ein, in welchem Land, in welcher Stadt, in welchem Gebäude ihr das Buch "freigelassen" habt, oder -wenn ihr selbst suchen wollt- seht IHR in der Städte-Liste nach.

Go hunting

Das Bücher-Jagen funktioniert dann in etwa so: Ihr klickt auf die Stadt eurer Wahl und bekommt dann eine Liste mit Orten, an denen Bücher deponiert wurden. In Köln wurden gestern zum Beispiel 2 Bücher liegengelassen: Am Treppenaufgang zum Kölner Dom und im Stadtgarten-Restaurant. Allerdings kann es auch vorkommen, dass ihr dabei ein leeres Buch findet, wie das "Tagebuch für alle", was im Stadtgarten liegt. Im dazugehörigen Forum könnt ihr dann über das Buch reden und auch die vorherigen BesitzerInnen kennenlernen - spannende Begegnungen.... Dabei kann es passieren, dass ein Buch die ganze Welt bereist und die ungewöhnlichsten Wege geht, die verrücktesten Menschen zusammenbringt...

Bücherei ohne Grenzen

Die Idee dazu hatte Ron Hornbaker, Chef einer Software- und Internet-Firma, als er eine Seite programmierte, die die Spuren von "ausgesetzen" Kameras aufzeichnete. Zusammen mit seiner Frau Kaori Iha-Hornbaker setzte er dann im März 2001 seinen Traum in die Tat um. Mittlerweile gibt es über 50 Tausend Mitglieder in 82 Ländern, und mehr als 120 Tausend Bücher befinden sich auf Wanderschaft. Sein Ziel ist "die Welt zu einer Bücherei ohne Grenzen" zu machen und die Chance zu ergreifen, dass ein Stück Literatur mehrere Leben auf schicksalhafte Weise miteinander verketten kann.

Hier geht es zur Website

Autorin / Autor: Rosi Stolz - Stand: 7. Oktober 2002