„Christopher Paolini ist als Schriftsteller gereift“

Joannis Stefanidis lebt als freier Übersetzer in Berlin. Er hat schon die ersten beide Eragon-Bände „Das Vermächtnis der Drachenreiter“ und „Der Auftrag des Ältesten“ ins Deutsche übertragen.

Der Eragon-Autor Christopher Paolini              Foto: © 2008 Perry Hagopian

*Herr Stefanidis, Sie sind der erste deutsche Leser von „Die Weisheit des Feuers“, wie war Ihr erster Leseeindruck, was können Sie uns verraten?*
Es ist ein grandioses Buch geworden. Ich bin total fasziniert. Die Figuren sind wieder sehr überzeugend gezeichnet, die Handlungsentwürfe wieder so fantasiereich wie zuvor. Aber man merkt an bestimmten Feinheiten, dass Christopher Paolini als Schriftsteller gewachsen und keine 15 Jahre mehr ist. Jetzt, mit 24, schreibt er nicht mehr so unbekümmert drauf los und ist überlegter in der Anlage seines Romans. Ich würde sagen mit „Die Weisheit des Feuers“ zeigt Christopher Paolini, dass er als Schriftsteller gereift ist.

*Wollen Sie einige Details zum Inhalt verraten?*
Nur so viel, denn die Spannung soll ja erhalten bleiben: Eine der Hauptfiguren stirbt und – das beschreibt Christopher sehr eindrucksvoll – Eragon begegnet einem wahrhaftigen Gott.

*Herr Stefanidis, der Zeitplan für die Übersetzung von „Brisingr“ war extrem eng, enger als bei den Vorgängerbüchern. Wie viel Zeit hatten Sie?*
Insgesamt nur gut sieben Wochen für die 750 Seiten des englischen Originals. Das war knapp bemessen, aber wir haben es geschafft: „Die Weisheit des Feuers“ wird pünktlich am 25. Oktober 2008 erscheinen, die deutsche Ausgabe wird dann genau 864 Seiten umfassen.

*Wie viele Stunden haben Sie täglich gearbeitet und wie sah Ihr Leben während dieser Zeit aus?*
Im Schnitt saß ich wohl 14 Stunden am Tag am Computer. Größere Pausen waren nicht möglich. Mein Privatleben ist komplett zum Erliegen gekommen, meine Frau und mein kleiner Sohn waren verreist. Ich brauchte absolute Konzentration. Aber ohne das hervorragende Lektorat von Susanne Evans wäre es trotzdem nicht so schnell gegangen.

*Hatten Sie trotzdem Spaß?*
Oh ja! Ich konnte es gar nicht erwarten loszulegen. In den Nächten zwischen der Ankündigung des Verlages, dass das Manuskript auf dem Weg sei und dem Moment, an dem ich es tatsächlich in den Händen halten konnte, habe ich nicht wirklich gut geschlafen. Und dann war sie wieder da: Die Welt des Christopher Paolini. Es war ein Erlebnis, dort wieder einzutauchen.

*Wie wichtig war es für Sie, bereits die ersten beiden Eragon-Bände übersetzt zu haben?*
Enorm wichtig, anders wäre die Aufgabe in der gegebenen Zeit auf keinen Fall zu schaffen gewesen. Christopher Paolini bewegt sich mit seinen Geschichten ja in keiner realen Welt, entsprechend erfindet er Worte, die dann auch in keinem Wörterbuch zu finden sind. Das erfordert vom Übersetzer besonderes Einfühlungsvermögen und Vorstellungskraft. Man muss die entsprechende Bedeutung dann oft aus dem Kontext erschließen. Das fiel mir jetzt natürlich sehr viel leichter, als noch beim ersten Band „Das Vermächtnis der Drachenreiter“.

*Haben Sie Christopher Paolini schon einmal persönlich treffen können?*
Ja, das war 2005, als er „Der Auftrag des Ältesten“ persönlich in Deutschland vorstellte. Damals habe ich sogar bei einer Lesung den deutschen Part übernommen. Christopher ist ein äußerst sympathischer Mensch mit einer ganz besonderen Ausstrahlung. Ich habe mich sehr gut mit ihm verstanden. Außerdem ist er ein Arbeitstier: Als wir morgens um 7 Uhr in Berlin-Tegel auf unser Flugzeug warteten, skizzierte er schon eifrig in sein Notizbuch, was jetzt „Die Weisheit des Feuers“ wurde. Das habe ich dann doch sehr bewundert!

*Gibt es für Sie in „Die Weisheit des Feuers“ eine Lieblingsfigur?*
Alle Figuren sind spannend und toll entworfen. Besonders Saphira, die Drachendame, hat mir beim Übersetzen Freude gemacht. Christopher zeichnet sie geistreich und lustig, immer zu Späßen aufgelegt, aber auch als eine leidenschaftliche Kämpferin. Und dann gibt es ein Kapitel, wo er den Leser die Welt durch die Augen von Saphira betrachten lässt. Das gehört zum Besten, was er bisher geschrieben hat.

*Werden Sie das Buch noch einmal in Ruhe lesen, wenn es fertig gedruckt vorliegt?*
Mit allergrößtem Vergnügen! Ich freue mich jetzt schon drauf!


Das Interview wurde geführt von der Presseagentur carlsbergschillercommunication.

Autorin / Autor: Pressemeldung - Stand: 8. September 2008