Was hilft gegen Lebensmittelverschwendung?

Containern soll nicht mehr strafbar sein. Die Verbraucherzentrale NRW bezweifelt, dass das gegen Lebensmittelverschwendung hilft. Sinnvoller wäre, Lebensmittelabfälle würden erst gar nicht entstehen.

Anfang des Jahres sorgte eine Initiative von Justizminister  Marco Buschmann (FDP) und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) für Aufsehen. Sie wollen - wie es auch schon 2021 vom Land Hamburg vorgeschlagen - eine Änderung der Richtlinien für das Straf- und Bußgeldverfahren bewirken. "Containern", also das Retten von weggeworfenen, aber noch essbaren Lebensmitteln aus Müllcontainern, soll dem Vorschlag zufolge nur noch dann bestraft werden, wenn dabei Hausfriedensbruch oder Sachbeschädigung vorliegt. Muss also über hohe Mauern oder Zäune geklettert oder ein Schloss geknackt werden, wird es kritisch, wenn die Container aber unproblematisch zugänglich sind, soll dafür niemand belangt werden können. Bisher galt Containern als Diebstahl.

Die Maßnahme soll den Ministern zufolge ein Baustein im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung sein.

Dass das wirklich etwas bewirkt, bezweifelt die Verbraucherzentrale NRW. Effektiver wäre es, am Anfang des Lebensmittelsystems anzusetzen und nicht am Ende, sagt Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale NRW anlässlich der Grünen Woche in Berlin.

„Insgesamt brauchen wir ein ressourcensparendes Lebensmittelsystem, also weniger Überproduktion und Überangebot“, unterstreicht der Lebensmittelexperte und Leiter der Gruppe Markt und Konsum bei der Verbraucherzentrale NRW.

Ihm zufolge, wäre es sinnvoller, die Lebensmittelabfälle würden erst gar nicht entstehen. "Stattdessen sollte der Handel Lebensmittel rechtzeitig spenden und die Tafeln stärken." Burdick kritisiert außerdem, dass Obst und Gemüse gleich in der Landwirtschaft aussortiert oder untergepflügt werde, wenn es mal "nicht super" aussehe. Auch das Mindesthaltbarkeitsdatum spielt eine Rolle, zu viel noch verzehrfähiges wird entsorgt, weil  mit Erreichen des Datums die Haftung für die Lebensmittel vom Hersteller auf den Handel übergeht. "Grundsätzlich können Lebensmittel auch nach Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums verkauft werden. Es wäre wünschenswert, wenn mehr Läden Lebensmittel preisreduziert sowohl kurz vor wie auch nach Ablauf des MHD anbieten würden", so Burdick.

Burdick befürchtet, die Initiative von Buschmann und Özdemir könne sogar kontraproduktiv sein. Der Handel lehne die Legalisierung des Containerns ab. Möglicherweise würden dann Container noch besser gesichert oder gar Presscontainer verwendet, um den Zugang zu entsorgten Lebensmitteln zu verhindern.

Weil mit über 6 Mio. Tonnen pro Jahr der Großteil der Lebensmittelabfälle in Privathaushalten anfällt, sind auch wir als Verbraucher:innen gefragt. Tipps, wie ihr Lebensmittelverschwendung vermeiden könnt, findet ihr ebenfalls bei der Verbraucherzentrale NRW.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung