„Wir kommen von einem anderen Planeten!“

Aandreaa führte ein Interview mit Strify von Cinema-Bizarre

Cinema Bizarre

Cinema Bizarre – eine wohl zugegeben auffällige Band. Die fünf Jungs aus Deutschland sind seit 2007 mit ihrem ersten Hit „Lovesongs (They kill me)“ aus der Musikbranche wohl nicht mehr wegzudenken. Ihren Musikstil beschreiben sie als eine Mischung aus Gitarrenrock und Elektroklängen im 80ties Style. Nicht nur musikalisch sind sie anders - sondern vielmehr visuell. So schminken sich alle fünf. Ihr großes Fabel ist die Mode. Nicht typisch männlich? Von wegen! Auf ihrem neuen Album „ToyZ“, das im Mai erscheint, zeigt Cinema Bizarre, wie facettenreich sie sind. So hört man neben rockigen Songs, auch weichere Lieder.
Ich hatte das Glück, die sympathische Band per Telefon zu interviewen. So konnte ich Strify, den Sänger der Band, mit Fragen löchern. Lest selbst, was Strifty über das neue Album, Luxus, Erwachsen sein und über wahre Männlichkeit denkt:

Eine wahrscheinlich oft gestellte Frage: Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen und welche Bedeutung hat er?

*Strify:* „Es gab schon immer viele Leute, die uns angeschaut haben und meinten, warum sehen die so merkwürdig aus und wieso verhalten die sich so. Und das meistens mit einem negativen Beigeschmack. Wir sind nun mal vielleicht ein wenig anders, aber eigentlich auch total normal. Wir wollten dem „Bizarre“ einen positiven Beigeschmack verleihen und das alles ins positive Rampenlicht stellen. Aber Cinema Bizarre ist nicht nur da, um gehört zu werden, sondern auch um gesehen zu werden, wie z.B. im Kino. Wir sind eine sehr visuelle Band. Deshalb Cinema Bizarre.“

Hast du direkte Vorbilder? Vielleicht sogar deutsche?

*Strify:* „Wen ich sehr bewundere, ist Rammstein. Musikalisch sehen wir sie zwar nicht als direkten Einfluss, aber ich finde sie sehr kreativ und auch außergewöhnlich. Ich bewundere kreative Leute! Ansonsten habe ich mich, visuell aber auch musikalisch, immer sehr von Leuten angezogen gefühlt, wie Adam Ant und David Bowie.“

Euer Album „ToyZ“ erscheint im Mai auf dem deutschen Markt...

*Strify:* „Wir wollten uns mit dem zweiten Album treu bleiben, aber nicht selbst kopieren. Wir haben unseren Sound beibehalten, aber gepaart mit neuen Elementen. Zusammengearbeitet haben wir diesmal mit neuen Leuten, um uns kreativ noch weiter ausbreiten zu können. Man kann es als ein großes Popalbum mit sehr viel Rockeinfluss und Dance-Elementen sehen. Der Song „Out of Love“ zum Beispiel ist sehr ungewöhnlich für Cinema Bizarre und wird einen überraschen, wenn man das erste Album kennt.

Mit „ToyZ“ wollen wir auch in Clubs gut ankommen – darum die Dance-Elemente. Auch einen Teil des Albums trägt „Hypnotized by Jane“ bei. Der Song wurde in Zusammenarbeit mit Brian Molko (Frontman von Placebo) geschrieben und passt einfach wunderbar in das Gesamtbild! Er erinnert zwar vielleicht an Placebo, ist aber im großen Cinema Bizarre Stil. Wenn man das erste Album gemocht hat, wird man das zweite sicherlich lieben. Und man erkennt eine Weiterentwicklung von uns, sowohl als Künstler als auch als Mensch!“

Würdest du euch als erwachsener und reifer bezeichnen, als zu Beginn eurer Musikkarriere?

*Strify:* „Ich glaube, ich bin noch weit davon entfernt, mich wirklich erwachsen zu nennen. Für mich ist es grundsätzlich eine Herausforderung: Man muss lernen, über sich selbst herauswachsen. Ich würde „Erwachsen sein“ auch nicht unbedingt durch Verhalten oder Sonstiges definieren. Wir sind alle solche Kindsköpfe, die auch gern einfach mal rumblödeln! „Erwachsen sein“ hat auch etwas damit zu tun, Verantwortung zu übernehmen. Und das können wir auf jeden Fall alle!“

Eurer Styling ist ja legendär! Stylt ihr euch überhaupt selbst?

*Strify:* „ Wir sehen ja nicht nur so aus, wenn wir auf die Bühne gehen, sondern auch sonst. So wie ich jetzt gerade aussehe, im Casual Look (roter Pullover und Kragen), würde ich auch shoppen gehen. Und geschminkt bin ich auch immer. So sehen wir einfach aus, und das machen wir auch selber. Im Prinzip stehen wir morgens so auf und legen nur noch eine Puderschicht drauf!“

Was hältst du von dem Vorurteil, dass alle geschminkten Männer schwul sind?

*Strify:* „Ich bin einfach sehr offen, und will mir keine Grenzen setzen, weil irgendwelche Leute sagen, als richtiger Mann darf man sich nicht schminken. Das heißt nicht, dass das auch für mich gilt. Wir wohnen in einer modernen Welt, in der man sich aussuchen kann, wie man sein Leben leben will. Ich denke, die Gesellschaft ist offen genug bzw. sollte offen genug sein, um zu akzeptieren, dass Leute anders sind. Man eckt an. Aber wenn ich glücklich bin, so wie ich lebe, dann ist es mein Weg, mein Leben zu leben, und dann kann ich mich auch nicht verstellen!“

Seid ihr Singles oder alle bereits vergeben?

*Strify:* „Ich bin Single. Und von den anderen weiß ich auch nichts anderes. Und wenn, dann haben sie mir etwas verschwiegen...“

Es gibt mittlerweile sogar schon Mangafiguren von euch!

*Strify:* „Ja das stimmt. Wir haben mit einer deutschen Mangakünstlerin zusammengearbeitet, die wir schon einige Jahre kennen. Sie hat uns als Mangafiguren gezeichnet, die dann auch veröffentlicht wurden. Gerade wenn man im Rampenlicht steht, gibt es viele Leute, die einen prinzipiell zeichnen. So hatten wir dann den Gedanken, von uns offiziell Figuren anfertigen zu lassen. Es sieht schon ziemlich cool aus!“

Im Internet kursiert eine Geschichte von euch und Sido. Stimmt es, dass der Rapper euch in einer Berliner Dönerbude angepöbelt hat?

*Strify* ~(lacht)~ : „Das stimmt, aber das ist jetzt schon drei Jahre her. Damals haben wir noch nicht einmal in Berlin gewohnt. Ich selbst war da gar nicht dabei. Die Jungs sind in diesen Dönerladen gegangen und lustigerweise war da auch Sido. Ich glaube, er hat gefragt, ob alle Jungs sind, oder ob auch ein Mädel dabei ist. Er hat bemerkt, dass die Jungs keine Mädchen waren und wollte trotzdem wissen, ob nicht doch einer ein Mädel ist. Wahrscheinlich fand er uns ganz sexy, und wenn einer von uns ein Mädel gewesen wäre, hätte er uns vielleicht sogar angemacht. Es ist schon lange lange her und ich hab es fast vergessen.“

Ihr werdet öfters als Konkurrenz für Tokio-Hotel bezeichnet...

*Strify:* „Das wollen wohl die ein oder anderen in uns sehen. Wir selbst sehen keine Band als direkte Konkurrenz an. Ich glaube, im Musikbusiness gibt es immer eine gewisse Konkurrenz, aber wir sehen keine Band als unsere Feinde an. Wenn du gerade Tokio Hotel ansprichst: Beide Bands haben eine starke Identität, weil wir beide außergewöhnlich sind. Die Leute suchen immer Vergleiche, aber jeder macht sein Ding. Wir machen ganz großes Popkino! Vor allem sind wir eine sehr elektronische Band und wir haben viele Facetten!“

Wofür gebt ihr größtenteils euer verdientes Geld aus?

*Strify:* „Ich bin nach wie vor noch immer ein sehr großer Modefan. Ich bin sehr eitel und geh einfach gern shoppen. Wobei ich immer noch ganz gerne Secondhandshops bevorzuge. Man findet dort sehr viele Sachen, die man außergewöhnlich kombinieren kann. Dafür gebe ich viel Geld aus.“

Was versteht ihr unter „Luxus“?

Strify: „Luxus ist für mich persönlich, dass ich mir keine Gedanken machen muss, was Luxus ist. Ein bisschen Freizeit ist manchmal Luxus, und ausschlafen zu können ist der große Luxus für uns! Wir haben so einen straffen Tagesplan, dass wir eben nur selten lange schlafen können.“

Wie sieht dann bei euch ein normaler Alltag aus?

*Strify:* „Einen ganz normalen Alltag gibt es eigentlich selten. Wir sind unglaublich viel unterwegs und spielen Konzerte Europa weit. Das ist eigentlich unser normaler Alltag: Reisen, Interviews geben, Studioarbeit und kreativ sein.“

Könnt ihr euch überhaupt noch privat nach draußen trauen?

*Strify:* „Doch das geht schon. Es kommt immer darauf an, wo man sich befindet. Ich sag mal so, Berlin ist nicht so promigeil wie andere Städte. Hier leben selbst sehr viele Promis, bei uns um die Ecke wohnt z.B. Matthias Schweighöfer. Da kann man sich schon noch aus dem Haus trauen.“

Was ist es für ein Gefühlt berühmt zu sein?

*Strify:* „Ich wollte das ja immer so! Ich wollte immer Songs schreiben, Musik machen und dass die Leute meine Songs dann auch singen. Und das erreicht man natürlich am besten, wenn die Leute einen auch kennen. Ich will, dass unsere Songs unsterblich werden und dass auch der Name Cinema Bizarre dadurch unsterblich wird – ein bisschen Popgeschichte werden.“

Wie sieht’s aus mit eurer nächsten Tour?

*Strify:* „Dieses Jahr starten wir unsere Tour „We`re all toyZ“. Die ersten Dates haben wir bereits bekommen, und die weiteren kann man auf unserer Homepage nachlesen. Ich freue mich, wenn auch viele Leute kommen!“

Habt ihr zum Schluss noch ein Geheimnis preiszugeben?

*Strify:* „Ein Geheimnis? Hmm...~h2~(lacht)~ Wir kommen von einem anderen Planeten, wurde mir gerade eingeflüstert!“

Vielen Dank für das Interview!

Autorin / Autor: aandreaa - Stand: 1. Mai 2009