Interview mit Alex Völker

Livvy hat als EMA-Jubiläumsreporterin der Mangaka Alexandra Völker Löcher in den Bauch gefragt.

*Würdest du dich kurz vorstellen?*
Also ich bin die Alex, 23 Jahre alt und eine Mangazeichnerin und das schon seit meinem 17 Lebensjahr. Ich hab jetzt schon fast 5 Mangas auf dem Markt, nämlich „Catwalk“ mit 2 Bänden, den Chibimanga „Make a Date“, den Einzelband „Paris“ und im Juli erscheint „Dark Magic“, das ist mein allerneustes Projekt.

*Wovon handelt denn Dark Magic?*
Es geht um die Hexe Uschi, sie hat einen Magicshop und versucht, den Leuten das Geld aus den Taschen zu ziehen, in dem sie ihnen Zaubertränke andreht oder anderen magische Dienste. Wenn du aber bei der Uschi warst, kommst du am Ende mit größeren Problemen wieder heraus als du ohnehin schon hattest. Man muss es echt abwägen, ob man wirklich zu ihr gehen möchte.

*Wie ich gehört habe, kommen darin auch Märchen vor?*
Ja, eine Anlehnung an das Märchen vom Froschkönig. An sich hat es nicht so viel mit Märchen zu tun, es kommt nur eben ein verzauberter Frosch darin vor, es ist einer der Hauptfiguren, so ein ganz gutaussehender Emo Junge. Es ist schon eine eigenständige Geschichte.

*Wieso ausgerechnet ein Emo?*
Ich mag einfach die Moderichtung. Ganz viel Schmuck, irgendwelche Perlenketten, Hello Kitty. Ich finde das ganz schick. Der Emo aus „Dark Magic“ hat Ringelstrümpfe an und ist ganz schwarz und dunkel gekleidet.

*Ist das Märchen vom Froschkönig dein Lieblingsmärchen oder wieso taucht dieser in abgewandelter Form auf?*
Nein, eigentlich nicht, aber ich hatte halt ein verzauberten Frosch und den musste ich irgendwie unterbringen. ;-) Dann habe ich geschaut, was da eben so passt, aber sonst mag ich ganz gerne Schneewittchen und Cinderella, also die klassischen Märchen. Naja, die sind nicht ganz so lustig, deswegen musste der Froschkönig herhalten.

*Wann hast du angefangen mit dem Mangazeichnen?*
Mit Mangazeichnen habe ich zwischen meinem 12. und 14. Lebensjahr begonnen. Angefangen habe ich mit Geschichten von Sailor Moon, mehr schlecht als recht. Aber ich hab mir ganz viel Mühe gegeben und habe versucht genauso gut wie Naoko Takeuchi zu zeichnen. Ob ich es geschafft habe, ist Ansichtssache.;) Doch irgendwann habe ich dann angefangen eigene Mangas zu zeichnen. Mit 16 Jahre war ich dann soweit, dass ich sagen konnte, meine Mangaseiten, die muss man nicht mehr irgendwo im Schrank verstecken und die kann ich ruhig meinen Freunden zeigen.

*Kannst du dich noch an deinen ersten Manga erinnern, den du gelesen hast?*
Das war Sailor Moon natürlich. Den habe ich von meinem Opa damals geschenkt bekommen. Wir haben irgendetwas gewettet und ich wollte unbedingt den Sailor Moon Band haben und meine Eltern haben den nie gefunden. Ich glaube, die musste man nachbestellen, aber die dachten immer, der liegt einfach irgendwo. Jedenfalls habe ich dann die Wette gegen meinen Opa gewonnen – ich weiß nicht mehr, um was es da ging – und da hat er mir Geld gegeben. Danach bin ich mit einer Freundin losgezogen und habe alles abgeklappert, was nach einem Buchladen aussah, um irgendein Sailor Moon Band zu bekommen. Am Ende fiel mir der 6. oder der 5. Band, also ein Band mitten aus der Serie in die Hände, aber immerhin ein Manga!

*Du gibst ja Zeichenworkshops. Was erwartet dort einen Anfänger?*
Also, ich freue mich natürlich, wenn viele Leute zum Workshop erscheinen, man muss auch nicht gut malen können. Wir beginnen ganz klassisch, das wir uns mit Proportionen beschäftigen, wie man eine Mangafigur aufbaut, wie man ein hübsches Gesicht zeichnet oder wie entwerfe ich eine perfekte Hauptfigur, die gut bei den Lesern ankommt? Dann zeichnen wir Mangaseiten. Also das ist ja auch eine Kunst, Mangaseiten überhaupt voll zu bekommen und so zu arbeiten, dass es auch gut aussieht.
Bis jetzt habe ich auch viele Leute wieder getroffen, 2-3 Jahre später, heute war auch eine nette Kollegin da. Die war vor 2 Jahren bei mir im Mangaworkshop und hat heute beim Mangatalent den 2. Platz belegt. Super Vorzeige-Künstlerin, meiner Meinung nach, ich habe mich sehr darüber gefreut.

*War das deine Idee mit den Zeichenworkshops oder kam die vom Verlag?*
Die kam von dem Verlag. Sie haben gefragt, ob ich sowas auch mal machen könnte und ob ich mir vorstellen könnte, das weiter zu geben, was ich selbst schon gelernt habe. Ich habe es dann einfach ausprobiert, die ersten Male war ich super aufgeregt und wusste nicht so recht, was ich mit den Teilnehmern machen sollte. Doch dann habe ich mir mit der Zeit ein Programm ausgedacht und inzwischen gebe ich auch Chibiworkshops.

*Wo kann man sich über die Zeichenworkshops informieren?*
Immer auf meiner Website www.xela-city.de. Dort stelle ich fast immer die aktuellsten Termine rein, außer es ist eine geschlossene Veranstaltung, dann wird der Termin nicht online ausgeschrieben.

*Wann warst du das erste Mal als Stargast auf der Buchmesse?*
2007. Seit mein erster Manga heraus kam, bin ich glaube ich nirgendwo mehr als Besucher hingegangen, sondern arbeitete immer als Stargast.

*Gibt es etwas was du als Mangaka erreichen willst?*
Ja, also ich habe noch ungefähr 3 Geschichten im Kopf, die will ich noch unbedingt zu Papier bringen. Ob ich das schaffe, ist eine andere Sache, weil ich in erster Linie Studentin bin. Wenn ich meinen Master mache, dann ist das alles noch ein bisschen schwieriger und man hat natürlich noch weniger Freizeit. Ich möchte natürlich immer besser werden und versuche, mich mit jedem neuem Band zu steigern, immer schönere und tollere Geschichten zu zeichnen. Ich hoffe, das sehen meine Leser auch so. ;-)

*Du bist Studentin? Worin machst du deinen Master?*
Genau, ich bin Studentin in Köln, komme im April in das 5. Semester und studiere Kommunikationsdesign. Also Werbung, Marketing, Grafikdesign, Fotographie. Am Ende bin ich in der Lage, eine komplette Zeitschrift selber zu machen oder ein Buch selber zu setzen. Das darf ich jetzt auch bei meinem aktuellen Comicband machen. Ich darf komplett die Schrift einfügen und den Bonusteil selber gestalten, sonst haben das immer Profigrafiker gemacht.

*Da überschneidet sich dein Studentenleben sicherlich mit dem Manga zeichnen, was wohl für zusätzlichen Stress sorgt?*
Ja, es ist sehr stressig, vor allem jetzt in Prüfungszeit merke ich das. Man weiß gar nicht, was man als erstes machen soll. Lerne ich, mache ich die Hausarbeit oder zeichne ich? Für mich hat das Studium aber immer Vorrang.

*Liegt dir ein Werk von dir selbst besonders am Herzen?*
Eigentlich immer der aktuelle Band, weil ich so viel Zeit hinein stecke, dass ich dann immer alles super gerne habe. Also immer mehr als die alten Bände, da ich mich immer Tag und Nacht mit dem neuen Band beschäftige.

*Gibt es ein Genre was dich reizen würde?*
Ich würde noch gerne eine Geschichte zeichnen, in der es um das Erwachsenwerden geht. Schon ein Thema, das ernster ist. Wie eben eine Hauptfigur mit ihrem jungen Leben klarkommt, sich umorientiert und schaut, was sie aus ihrer Zukunft macht. Es soll dann auch ein bisschen traurig werden. Man könnte dann viele Probleme aufgreifen, die Jugendliche haben. Ich war ja selbst auch einmal eine Jugendliche und kann das gut nachvollziehen.

*Wie reagierte dein Umfeld als sie wussten, dass du Mangaka werden willst?*
Das haben sie gar nicht so mitbekommen. Ich wollte auch gar nicht offiziell Mangazeichnerin werden, weil ich dachte: Ach, du bist doch so schlecht und musst noch mindestens 10 Jahre üben. Doch dann habe ich 2004 bei dem Zeichenwettbewerb auf der Connichi mitgemacht und habe dort den 2. Platz belegt. Ich wurde dann sofort bei EMA unter Vertrag genommen. Das heißt, als ich wieder nach Hause kam, konnte ich sagen 'Hey Mama, jetzt bin ich Mangazeichnerin!' und das fanden alle total toll. Die haben mir das gar nicht zugetraut, dass ich das von heut auf morgen alles irgendwie hinbekomme. Als ich dann Mangaka war, spielte es sowieso keine Rolle mehr für mich.

*Was wäre für dich noch Wichtiges zum Mangazeichnen zu sagen?*
Was noch wichtig wäre, Mangaka ist kein Hauptberuf. Ich empfehle immer, die Schule zu beenden, damit eine Ausbildung oder ein Studium anzufangen und das Zeichnen dann nebenbei laufen zu lassen, weil das für die meisten kein ernster Beruf ist: du hast kein geregeltes Einkommen, womit du deine Wohnung und Auto bezahlen kannst. Es ist wirklich wichtig, sich nicht nur auf das Mangazeichnen zu konzentrieren, sondern auch auf andere Sachen.

*Außer man ist in Japan.*
Wer hat schon das Glück in Japan zu sein? Japan ist geil, dort ist Mangaka auch ein vollwertiger Beruf.

*Warst du schon einmal in Japan?*
Jaaaa, ich war zweimal in Tokyo. Einmal 2006 mit meinen Freunden, die auch super Tokyo vernarrt sind und ein Jahr darauf bin ich mit einer Mangazeichnerin gereist. Als ich zurück kam, habe ich ihr so viel von Japan erzählt, dass sie irgendwann von heut auf morgen nach Japan wollte. Da haben wir ganz spontan den Flug gebucht und hatten dann 1 Jahr Zeit, Geld für die Fahrt, das Hotel und was sonst noch so anfällt, zusammen zu kratzen. Denn für eine Tokyoreise braucht man schon zwischen 2000 und 3000 Euro, das ist Standard und dabei haben wir schon in einer Absteige gehaust.

*Wie lange warst du in Japan?*
Beide Male 2 Wochen.

*Ich denke, man muss sich dafür auch die Zeit nehmen.*
Genau, wenn man dort ankommt, hat man schon einen Jetlag. Die ersten zwei Tage musst du dich einleben in Japan, schauen, wo du überhaupt gelandet bist, wo die ganzen Geschäfte sind, wie du überhaupt Bahn fährst. Also Bahnfahren ist auch ein Erlebnis.
Das heißt, du hast eigentlich erst ab der 2. Woche richtig Urlaub, weil du dich in Tokyo jetzt besser auskennst. Du kennst die ruhigen Orte und gute Ecken wo man essen gehen kann.

*Welche Stadt bzw. welchen Ort würdest du empfehlen?*
Tokyo. Also ich war bis jetzt immer nur in Tokyo, aber Osaka soll auch sehr schön sein oder Kyoto, die alte Kaiserstadt. Aber bei uns war das immer einer Geldfrage. So ein Trip nach Osaka war einfach nicht drin, leider. Tokyo war schon so teuer. Disneyland kann ich auch noch empfehlen, da war es sehr schön. Ich dort mit meinen 21 Jahren: Yeaaah!

*Das klingt ganz danach als wärst du ein Achterbahnfan?*
Ja, Achterbahn fahre ich sehr gerne. Ich vertrage nur nicht diese Drehkarussells, davon wird mir immer schlecht. Ich weiß ja nicht wie es euch da geht, mir geht es immer ganz schlimm.

*Dann laden wir dich mal ein und dann geht’s in den Heidepark Soltau ;).*
Jaaa, gerne. :-D Ich komme ja aus Nordrhein-Westfalen, da haben wir ja auch zum Bespiel Phantasialand. Da ist es richtig schön, da bin ich auch öfter. Ich mag sowieso alles, was kitschig ist und bunt und laut, deswegen mag ich auch Tokyo so gerne.

*Was machst du außer Mangas zu zeichnen noch?*
Ohhh, ich gehe super gerne shoppen, das ist meine zweite Leidenschaft. Ich liebe Handtaschen.

*Schuhe auch?*
Nein, Schuhe nicht. Oberteile und auch noch Schmuck. Schuhe weiß ich nicht, die sind mir nicht so wichtig. Es gibt doch viel tollere Sachen als Schuhe. ;-) Ich lese auch noch sehr gerne und wenn ich einen Tag richtig frei habe, bin ich immer mit Freunden unterwegs. Da bin ich eigentlich nie zu Hause oder bin dann selbst in der Welt unterwegs – Urlaub machen oder spontane Trips nach Düsseldorf, Essen, Duisburg. Ich bin auch ein großer Kinofan. Wenn schöne Filme laufen, geh ich super gerne ins Kino. Eigentlich alles, was auch normale Studenten so machen.

*Du liest gerne? Hast du einen Lieblingsautoren und welches Buch hast du zuletzt gelesen?*
Ich habe so ein Bücherverschleiß! Das sieht man gut an meinem großen Bücherregal zu Hause. Wenn ich gut dabei bin, lese ich pro Woche 6-7 Bücher, da ich sehr schnell lese und auch überall - wie im Zug. Mein letztes Buch war 'Der Pfau weint' von Hong Ying einer chinesischen Schriftstellerin. Ich mag auch Jenny Mai Nuyen, eine Koreanerin, sie ist beim CBJ Verlag. Sie schreibt im Bereich Fantasy, davon bin ich auch ein großer Fan.

*Dann noch eine allerletzte Frage: Was machst du dann noch so? Schlenderst du dann noch selbst ein bisschen über die Leipziger Buchmesse?*
Ja natürlich, zum Beispiel gestern, da hatte ich einen komplett freien Tag, da bin ich mit meiner super lieben Freundin Eva unterwegs gewesen und wir haben uns so ziemlich alles angeschaut, was wir selbst toll finden. Wir waren zum Beispiel in der Halle 3 und haben uns dort Fantasyverlage angeschaut. Ich habe mir auch etwas gekauft, so ein ganz kleines, selbstgenähtes Maskottchen in dem Dôjinshi-Bereich. Das sind die Mangafans, die selbst Mangazeichner werden möchten. Die verkaufen richtig tolle Sachen. Ich bin immer sehr dafür, den Nachwuchs zu fördern und kaufe natürlich kräftig, weil ich die Sachen auch sehr schön finde die dort angeboten werden. ;-)

*Dann bedanken wir uns ganz herzlich für das tolle Interview!*

Autorin / Autor: livvy - Stand: 29. April 2010