Work for Peace

Erinnerungen und Gedenkstätten nicht verblassen lassen

Work for peace-Ferien? Arbietn für Frieden? Erholen, ausruhen, Urlaub machen und was von der Welt sehen. Arbeiten? Vielleicht noch ein Ferienjob, um Geld zu verdienen - jedoch so, ohne finanzielle Entlohnung ist das vielleicht für manche nicht vorstellbar. Und dann das Ganze auch noch in Polen! Und trotzdem: Ich kann es nur empfehlen.

Kriegsgräber pflegen

Für 2 Wochen bin ich mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. nach Polen gefahren. Fremde Leute, 15 Stunden Busfahrt, vermooste Grabsteine, Muskelkater, total dreckige und staubige Klamotten, viele Vorurteile und es hat sich doch gelohnt! Im Süden von Polen, in Lamsdorf, befand sich vor etwa 50 Jahren ein Gefangenenlager für russische Kriegsgefangene. 50 000 sind dort gestorben. Unsere Aufgabe war es unter anderem, deren Grabstätten zu pflegen. Wir waren eine Gruppe von etwa 25 Personen mit 6 BetreuerInnen / DolmetscherInnen/ RepräsentantInnen. Die 14 Tage lang lebten wir in einem Schloss, das während der Schulzeit als Internat dient. Wie vieles in Polen war es leider etwas verwahrlost, entsprach nicht gerade deutschen Komfortstandards, doch es war durchaus akzeptabel. Von der Internatsküche wurden wir hervorragend mit üppigen Mahlzeiten verköstigt. 2-3 Stunden Arbeit standen pro Tag auf dem Stundenplan. Da wir jedoch viele Tagesausflüge machten, wechselten wir zwischen Arbeitstag und Freizeittag ab. Konkret bestand die  Arbeit in der ersten Woche daraus, Grabsteine mit Drahtbürsten vom Moos zu befreien. Auf Dauer gibt das ganz schön Muskelkater in den Oberarmen. Während der Arbeit auf dem Friedhof durften wir nicht reden oder uns hinsetzen, was uns die Arbeit an den niedrigen Kreuzen erleichtert hätte, jedoch auf Besucher wahrscheinlich einen respektlosen Eindruck gemacht hätte. Viele Kreuze waren namenlos, andere zeigten Namen von Toten, die nur wenig älter geworden sind als man selbst. So war es manchmal auch nicht schlecht, die Zeit auf dem Friedhof nur für sich zu haben, auch um nachzudenken. Nach einer Woche verlagerten wir unseren Arbeitsplatz. Wir hatten die Aufgabe, die Fundamente der Lagerbaracken freizulegen. Sie sollen stets an die schrecklichen Geschehnisse erinnern und vielleicht auch später mal Teil eines Museums sein. Wir rodeten Büsche, schaufelten eimerweise Erde beiseite, rupften Unkraut und fegten aus. Daraus ergab sich überall Muskelkater!

*Die Region kennenlernen*
Natürlich kam auch die Freizeit nicht zu kurz. Dadurch, dass auch Jugendliche aus Polen in der Gruppe waren und wir erfahrene Begleitpersonen hatten, bekamen wir vieles hautnah mit. Wir wurden von verschiedenen Persönlichkeiten, wie dem Erzbischof, Bürgermeistern oder Diplomaten empfangen. Auch die regionale Presse und das Fernsehen interessierten sich für uns und führten Interviews und Reportagen durch. Wir besichtigten Oppeln, Breslau und machten sogar einen zweitägigen Ausflug nach Krakau. Bei Stadtführungen, Museumsbesuchen oder Gesprächen mit den Politikern erfuhren wir viel über Land und Leute. Auch ein Besuch der Gedenkstätte Auschwitz und Auschwitz-Birkenau stand auf dem Programm, worauf wir durch ein Referat und Gespräche vorbereitet wurden. Zu „unserem Schloss“ gehörten ein wunderschöner, verwilderter Park, ein Fußballplatz, ein Hallenbad, sowie eine neue Turnhalle. Den Abschluss machte eine Gedenkfeier, zu der auch einige wichtige Minister kamen.

*Etwas sinnvolles tun*
Insgesamt habe ich die zwei Wochen total genossen, viele neue Eindrücke bekommen, die Herzlichkeit Polens gespürt und wieder mal gelernt, dass Vorurteile dazu da sind, abgebaut zu werden (während der zwei Wochen wurde nur bei einem Einbruch ins Schloss ein Reisepass gestohlen, woraufhin die Behörden in absolutem Rekordtempo vorbildlich alle Hebel in Bewegung setzten, die dadurch entstandenen Probleme zu beseitigen!). Es war einfach ein schönes Gefühl, abends nach der teils sehr staubigen Arbeit total verdreckt unter der kochend heißen Dusche zu stehen (entweder eiskalt oder kochend heiß) und anschließend todmüde ins Bett zu fallen, mit dem Wissen, dass man etwas Sinnvolles getan hat. Ich kann jedem, der körperliche Arbeit nicht total scheut, nur empfehlen, bei einer Freizeit des Volksbundes teilzunehmen. Diese werden übrigens auch in Italien, Frankreich, Russland, Großbritannien und vielen anderen Ländern durchgeführt. Unter www.volksbund.de erhaltet ihr mehr Informationen. Über E-Mails mit euren Erfahrungen, Fragen oder Plänen würde ich mich freuen. Mailt einfach an gitana@lizzynet.de.

Infos gibt es hier:

Autorin / Autor: gitana - Stand: 7. Januar 2004